Gebäudeintegrierte Freiheitsenergie: Schweizer Solarhaus als Paradebeispiel der Energiewende
Minergie-P-Mehrgenerationenhaus mit gebäudeintegrierter Freiheitsenergie gewann den Schweizer Solarpreis 2022. Autarkes Gebäude für die Energiewende.
Die Energiewende ist in einer entscheidenden Phase. Denn mittlerweile sind die Technologien vorhanden, um die meisten Gebäude autark zu machen. Damit muss die Devise lauten: So viel Photovoltaik auf Dach, Fassade, Carport oder Solarzaun verbauen, wie möglich. Denn einerseits steigt der Stromverbrauch durch Wärmepumpen und Elektroautos. Andererseits können so die „starken“ Gebäude mit großem PV-Potenzial die schwachen Gebäude mitversorgen. Das Beispiel dieses Minergie-P-Mehrgenerationenhauses aus Benzenschwil in der Schweiz zeigt, wie groß das Potenzial der gebäudeintegrierten Freiheitsenergie ist. Das Schweizer Solarhaus ist ein Energiewende-Beispiel.
Das Gebäude wurde 2021 vom Einfamilienhaus mit Einliegerwohnung zum Mehrgenerationenhaus umfunktioniert. Es entstand ein modern ausgestaltetes Wohnkonzept mit zwei Gemeinschaftsküchen. Technisch erhielt das Gebäude eine Wärmepumpe, und einen großen Solartank mit 100.000 Litern Fassungsvermögen sowie eine sehr gute Dämmung.
Der Verbrauch in den fünf Wohnungen liegt bei 33.000 Kilowattstunden pro Jahr. Die integrierte Photovoltaikanlage an Dach und Fassade sorgt für einen satten Überschuss an Freiheitsenergie: Sie erzeugt fast 100.000 Kilowattstunden jedes Jahr. Im Winter kommt das Haus ohne Fremdenergie aus – die Eigenenergieversorgung liegt bei 296 Prozent.
Das Gebäude verfügt über eine Komfortlüftung mit Wärmerückgewinnung. Überschüssige Wärme, die die Wärmepumpe erzeugt, wird entsprechend saisonal gespeichert. Für Konzept und Umsetzung gab es den Schweizer PlusEnergie-Bau Solarpreis 2022. Mehr Informationen zum Preisträger gibt es hier.
Einschätzung von Martin Jendrischik, Cleanthinking.de:
Das autarke Plusenergiehaus in Benzenschwil in der Schweiz zeigt, wohin die Reise bei der Energiewende und dem Einsatz der gebäudeintegrierten Freiheitsenergie geht: Häuser, die neu gebaut oder saniert werden, versorgen sich rund ums Jahr selbst mit erneuerbarer Energie. Daneben wird die Sektorenkopplung gelöst: Die Wärmepumpe ist sowieso integriert, und die Überschüsse reichen für die Versorgung von fünf Elektroautos für die Haushalte locker aus.
Die größter Herausforderung liegt in der saisonalen Wärmespeicherung – aber die Lösung mit dem Jenni Solarspeicher ist kosteneffizient und technisch sinnvoller als beispielsweise aufwändig Wasserstoff herzustellen. Die Schweizer zeigen, was möglich ist, wenn man mit dem richtigen Elan und Willen herangeht. Die Denke ist so maßgeblich: Je mehr Gebäude sich selbst versorgen, umso weniger Netzausbau ist letztlich notwendig.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.