General Motors GM und ABB haben kürzlich die nächste Stufe der Zweitverwertung von Elektroauto-Batterien vorgeführt. Dabei werden fünf gebrauchte Batterien aus dem Chevrolet Volt zu einer modularen Einheit zusammengefasst, die drei bis fünf durchschnittliche amerikanische Haushalte zwei Stunden mit Strom versorgen kann.
Cleantech, Elektroauto News / Zürich. Das System, das eine unterbrechungsfreie Stromversorgung und den Lastausgleich im Netz ermöglicht, wurde auf der Veranstaltung Electrification Experience Mitte November von GM vorgeführt. Auf dem Event lieferte der Prototyp in einer netzunabhängigen Struktur 25 Kilowatt Leistung und 50 Kilowattstunden Energie für die gesamte Beleuchtung und audiovisuelle Ausrüstung.
„Die Batterie-Entwicklung von GM erstreckt sich über den gesamten Lebenszyklus der Akkus, einschließlich der Zweitnutzung“, erklärt Pablo Valencia, Senior Manager of Battery Lifecycle Management von GM. „Wenn eine EV-Batterie das Ende ihrer Nutzungsdauer im Fahrzeug erreicht, verfügt sie in vielen Fällen noch über 70 Prozent oder mehr ihrer Kapazität. Diese umfangreichen Kapazitäten können vor dem Recyceln der Batterie für andere Anwendungen wie die Stromversorgung in Gebäuden ausgeschöpft werden.“
GM und ABB demonstrierten im letzten Jahr, wie ein Batteriepack des Chevrolet Volt genutzt werden kann, um Energie zu speichern, wieder ins Netz einzuspeisen und Haushalten oder Unternehmen zusätzlichen Strom bereitzustellen.
Speichersystem im Remote-Notstrommodus
Bei der Vorführung lief das Speichersystem im „Remote-Notstrommodus“, bei dem die Batterien des Chevrolet Volt mit Hilfe des Energy Storage Inverter-Systems von ABB 100 Prozent der Energie für die Einrichtung bereitstellten. Eine ähnliche Anwendung könnte eines Tages dazu dienen, mehrere Wohnhäuser oder kleinere Industrie- und Bürogebäude während eines Blackouts mit Strom zu versorgen, Strom in kostengünstigen Perioden für die Nutzung in teuren Spitzenlastzeiten zu speichern oder Lücken in der Stromerzeugung auf Basis von Sonne, Wind oder anderen erneuerbaren Energien zu schließen.
Diese Funktionen sowie die Frequenzregelung in elektrischen Verteilungssystemen könnten eines Tages von Stromversorgern eingesetzt werden, um die Kosten für die Verbraucher zu senken und die Qualität der Stromlieferungen zu steigern. Man bezeichnet diese Anwendungen als Community Energy Storage (Energiespeicherung auf Gemeindeebene), um sie von Speichersystemen in der Größenordnung von Unterstationen zu unterscheiden.
„Wir haben gezeigt, wie schnell dieses Forschungskonzept Realität werden kann“, sagt Allen Burchett, Senior Vice President für Geschäftsentwicklung in Nordamerika von ABB. „Das Chevrolet Volt-Batteriesystem von ABB und GM stellt die weltweit erste Nutzung von Autobatterien zur möglichen Reservestromversorgung von Haushalten und für die kommerzielle Nutzung dar. Wir werden das System bald im Netz installieren, um die technische Bewertung abzuschließen. Dies wird uns zeigen, welche Smart-Grid-Anwendungen möglich sind. Die potentiellen Anwendungen umfassen die Reservestromversorgung, Optimierung von Energiekosten, Stärkung von Verteilernetzen sowie die Speicherung überschüssiger erneuerbarer Energie.“
Erforscht: ABB-Forschungszentrum in Raleigh
Das ABB-Forschungszentrum in Raleigh, North Carolina, führte die Forschung und Entwicklung durch, und die ABB-Geschäftseinheit Medium Voltage in Lake Mary, Florida, leitet die Tests zum Konzeptnachweis, die Marktforschung und Produktentwicklung. Als weltweit größter Anbieter von Schnellladestationen für Elektroautos und als führendes Unternehmen in den Bereichen Smart Grids und Energiespeicherung arbeitet ABB mit anderen Automobilherstellern, Batterieproduzenten und Energieversorgern zusammen, um die Stromversorgung und industrielle Abläufe produktiver und effizienter zu gestalten.
GM will sicherstellen, dass die in zukünftigen Automobilen der Marken Chevrolet, Buick, GMC und Cadillac eingesetzten Batteriesysteme über die reine Anwendung im Fahrzeug hinaus einen ökologischen und gesellschaftlichen Zusatznutzen bereitstellen. Die Zweitverwertung bietet die Möglichkeit zur vollständigen Ausschöpfung der Kapazitäten einer Batterie, lange bevor diese recycelt wird.
GM bemüht sich in seinen Betrieben konsequent um Abfallvermeidung, und die weltweiten Fertigungsstätten des Unternehmens recyceln insgesamt 90 Prozent der anfallenden Abfälle. Dabei achtet GM darauf, dass bei der Reduzierung der Umweltauswirkungen von GM-Fahrzeugen und Betrieben im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens auch die Batterien berücksichtigt werden.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.