Langzeit-Energiespeicher: Energy Vault schließt GESS in China ans Netz an
Gravitiy Energy Storage System (GESS) mit einer Leistung von 25 Megawatt / 100 Megawattstunden soll Effizienz von 80 % haben.
Die umstrittene Technologie von Energy Vault zur Langzeit-Energiespeicherung namens Gravity Energy Storage System (kurz: GESS) steht wenige Wochen vor der entscheidenden Bewährungsprobe. In Rudong bei Shanghai hat das Schweizer Cleantech-Unternehmen ein weltweit erstes Schwerkraft-Speichersystem dieser Art fertiggestellt – und alle kritischen Komponenten wie etwa die Leistungselektronik und die Ribbon-Hebesysteme integriert. Im vierten Quartal 2023 soll das EVx Gravity Energy Storage System in den regulären Netzbetrieb gehen. Wird das Vorhaben gelingen, hätte die Welt einen aussichtsreichen Langzeit-Energiespeicher.
Das Schwerkraft-Prinzip, das hinter der Idee des Schweizer Cleantech-Unternehmens und seinem Gravity Energy Storage System GESS steckt, gleicht dem Prinzip eines Pumpspeicherkraftwerks. Anstelle von Wasser werden schwere Blöcke, gefüllt mit Abraum aus der Umgebung, nach oben gezogen, wenn überschüssige erneuerbare Energie vorhanden ist. Wird die elektrische Energie benötigt, werden die Blöcke wiederum herabgelassen. Gesteuert wird das Ganz durch eine spezielle Software. Mehr zum Prinzip gibt es in unserem Grundsatzartikel zu Energy Vault – und dem auch als Resiliency Center bezeichneten Speichersystem.
In Rudong in der Provinz Jiangsu soll im zweiten Quartal 2024 das Langzeit-Speichersystem GESS mit einer Leistung von 25 Megawatt / 100 Megawattstunden in Betrieb gehen. Der Speicher entstand neben einem Windpark. Energy Vault behauptet, dass seine Technologie, die auf „Speichertürmen“ aus speziell angefertigten Ziegeln basiert, den auf Schwerkraft basierenden Ansatz der groß angelegten Pumpspeicherung nachbildet, jedoch zu geringeren Kosten und ohne die Notwendigkeit von Wasser oder besonderen Topografien.
Gelingt die Inbetriebnahme wird EVx Gravity Energy Storage System zum weltweit ersten kommerziellen, „nicht gepumpten“ Wasserkraftwerk im Versorgungsmaßstab.
Gravity Energy Storage System (GESS): 80 Prozent Wirkungsgrad?
Energy Vault hat nach eigenen Angaben in einer kleineren Anlage in der Schweiz einen Wirkungsgrad von über 75 Prozent bei der Hin- und Rückfahrt erzielt. Jetzt verfügt das Unternehmen über ein verbessertes neues System, das einen Wirkungsgrad von über 80 Prozent erreichen soll. Bestätigt sich diese Aussage, wäre der Speicher anderen Systemen wie etwa Druckluftbatteriesystemen deutlich überlegen (wie etwa denen von Hydrostor oder Highview Power)
Robert Piconi, CEO von Energy Vault, sagt, das Projekt habe zwar einen „bedeutenden Meilenstein“ erreicht, aber die Arbeit seines Unternehmens in China stehe „erst am Anfang, wenn man bedenkt, dass in jüngster Zeit vor Ort der Ausbau von Schwerkraftspeichern mit einer Leistung von mehreren Gigawatt angekündigt wurde.“ Dazu gehöre ein in 2022 angekündigter Plan zum Bau eines 2-GWh-Gravitations-Energiespeicherprojekts, das einen der kohlenstofffreien Industrieparks Chinas versorgen soll.
Energy Vault entwickelt und implementiert Energiespeicherlösungen vom Typ GESS im Versorgungsmaßstab, die darauf abzielen, den weltweiten Ansatz für nachhaltige Energiespeicherung zu verändern. Das umfassende Angebot des Unternehmens umfasst proprietäre schwerkraftbasierte Speicher-, Batteriespeicher- und Energiespeichertechnologien für grünen Wasserstoff.
Jedes Gravity Energy Storage System wird von der Hardware-Technologie-unabhängigen Energiemanagementsystem-Software und Integrationsplattform des Unternehmens unterstützt.
Kooperation von Energy Vault mit SGCC und CNTY
State Grid Corporation of China (SGCC) ist der Energy Vault Kooperationspartner und der größte Energieversorger der Welt. Das Unternehmen versorgt mehr als 1,1 Milliarden chinesische Bürger in 26 Provinzen, autonomen Regionen und Gemeinden, die 88 Prozent des chinesischen Staatsgebiets abdecken, mit Strom. Das Projekt ist der erste Einsatz von Schwerkraftspeichern wie dem Gravity Energy Storage System im Versorgungsmaßstab.
Der Kunde von Energy Vault in der Region Rudong ist aber die China Tianying Group (CNTY). Das Unternehmen investiert in den Bau, den Betrieb und die Wartung von Anlagen zur Müllverbrennung und Stromerzeugung, zur Schlamm- und Abfallbehandlung und zur Herstellung von Dampf. Sie beschäftigt sich auch mit der Behandlung von Abwasser und anderen Arten von Abfall. Das Unternehmen arbeitet daran, Technologien zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen und zur Erhöhung der Energieeffizienz zu entwickeln.
Lesen Sie hier mehr Hintergründe zu Energy Vault.
Mittlerweile, Ende März 2024, hat Energy Vault sein Pilot-Speichersystem GESS in China ans öffentliche Netz angeschlossen. Die Inbetriebnahme des GESS ist aber nocht nicht abgeschlossen. Es fehlen noch Genehmigungen der Provinzen und Bundesstaaten. Liegen diese vor, wird das Schwerkraft-Energiespeichersystem das erste kommerzielle „nicht gepumpte Speicherkraftwerk“ im Versorgungsmaßstab sein. Mittlerweile sind drei weitere Projekte im Bau.
Dieser Beitrag existiert schon eine Weile. Das letzte Update war am 24. März 2024.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.
Also ich denke jede Möglichkeit elektrische Energie über lange Zeiträume zu speichern, ist zu nutzen. Durch Zappelstrom aufgrund von Wind -und Solarenergie gibt es nur diese Möglichkeit zur Schaffung von Notreserven.
Ich habe versucht, die Rechnung von Röbi nachzurechnen:
Deutschland verbraucht gemäß „Bundesnetzagentur.de“ pro Jahr 484TWh Strom.
Also pro Tag 1.32 TWh (484TWh / 365 = 1.32TWh)
Also pro 10 Tage 13.2TWh (10 x 1.32TWh)
Das 100 MWh EVx™ Schwerkraft-Energiespeichersystem (GESS) speichert 100MWh Strom.
Also braucht es davon 132000 um 10 Tage Strom für Deutschland zu speichern.
Sie haben sich um einen Faktor 7.5 verrechnet. Ich hoffe das ist nicht normal bei Ihnen.
Außerdem geht es bei diesem Projekt nicht darum Notstrom für Deutschland zu speichern, sondern Energieüberschüsse zu verteilen. Etwas völlig anderes.
Gravity Energy Storage Systeme ergänzen eher Pumpspeicherkraftwerke in Ländern, die nicht genügend Bergseen haben, wie z.B. Deutschland. Interessant, dass gerade ein Schweizer Unternehmen eine solche Technologie entwickelt. Lang meint in dem Kontext eher 10-100 Stunden.
Wenn das wirklich so, wie beschrieben funktioniert, wäre das ein weiterer Baustein in der immer größer werdenden Anzahl von möglichen Speicherlösungen.
Von den Dingern 1 Million in Deutschland gebaut. Bitte mal bildhaft vorstellen. Damit könnte man dann gerade mal 10 Tage Primärenergieverbrauch abdecken.
Merkt eigentlich niemand, wie lächerlich das alles ist?
Irgend wie muss man doch an Fördergelder kommen. Wenn die aufgebraucht sind, von Personalkosten, stirbt das Projekt.
Wären Sie so freundlich Ihre Berechnungsformel zu teilen?
Hey Röbi,
ein Esel ist eben ein Esel und kein Elefant.
Für eine 10-Tage-Dunkelflaute, die mit einer einzigen Speichertechnologie abgedeckt werden soll, kommen natürlich – wenn überhaupt – nur chemische Speicher in Frage. Das wäre dann der Elefant.
Mal von der Unsinnigkeit der Annahme abgesehen, dass es EINEN 10-Tages-Speicher bräuchte. Wir sehen doch gerade jetzt wieder, wie gut sich Wind und Solar ergänzen. Das reicht heute schon an vielen Tagen für 100 Prozent Erneuerbare – teilweise sogar in den Nächten. Und die Offshore-Windkraft ist überhaupt noch nicht brauchbar angeschlossen bzw. entwickelt.
Allerdings braucht es davor, und genau deshalb kommt die Technologie jetzt mit durchaus großer Nachfrage auf die Beine, Alternativen zu Batterie-Energiespeichern. Und genau hierfür kann das GESS aus meiner Sicht eine sehr wertvolle Alternative sein. Eben ein Esel.
Was oft vergessen wird, ist, dass die Komplexität der neuen Welt erheblicher höher ist, als die der alten Energiewelt. Zum großen Teil wird uns die Komplexität durch digitale Systeme abgenommen. Das macht es aber schwer bis unmöglich, mit simplen Gleichungen relevante Aussagen über einzelne Technologien zu treffen.
Hans-Werner Sinn ist genauso: Er nimmt EINE Technologie und behauptet dann, dass die Energiewende nicht funktionieren kann. Allerdings lässt er unzählige Bausteine der Energiewende aus seiner Betrachtung heraus. Damit ist klar: Er will ein gewünschtes Ergebnis erzeugen, und lässt daher Dinge bewusst weg. Redlich ist das nicht. Wissenschaft, die Experten-Untersuchungen stand hält, auch nur in sehr begrenztem Maße.
Die Zukunft ist sauberer als wir denken. Lasst sie uns gestalten.
Viele Grüße,
Martin Jendrischik
Deine Rechnung stimmt zwar größenordnungsmäßig, lLässt aber völlig außer acht:
* Elektroautos brauchen Faktor 4-6 weniger Energie als Verbrenner
* Wärmepumpen brauchen Faktor 3-4 weniger Energie als Gas/Ölheizungen
* Wir haben schon jetzt Gas/H-Speicher die 31 Tage einer 100% Dunkelflaute überbrücken können.
* Eine 100% Dunkelflaute über Tage hinweg gibt es bei Solar nicht
* Wasserlaufkraft, Biogas, Geothermie sind Grundlast fähig (ca 2%-3% der Primärenergie)
* Pumpspeicherkraftwerke in Deutschland haben eine Kapazität von 40GWh
* In Deutschlad gibt es jetzt schon 7,16 GWh Batteriespeicher
* Das Gravity Energy Storage System soll evt mit 2GWh (Faktor 20) oder mehr gebaut werden
* Intelligente Stromzähler und Angebots abhängige Tarife senken den Verbrauch in einer Dunkelflaute um ca 30%
* Bei einer hohen Verbreitung rückspeisefähiges Elektroauto könnten auch mehrere TWh Energie gespeichert werden