Giga Press: Wie Tesla die Produktionskosten seiner Elektroautos senken will
Laut Mitteilung in China steht der Betrieb der ersten Giga Press unmittelbar bevor.
Der kalifornische E-Auto-Weltmarktführer Tesla ergreift derzeit große Anstrengungen, um die Produktionskosten seiner Elektrofahrzeuge zu reduzieren. Jetzt zählt auch eine aus Sicht mancher Experten revolutionäre Idee dazu: Mit einer Giga Press genannten, gigantischen Hochdruckguss-Maschine will der Autobauer in Kürze wichtige Teile der Karosserie in zwei bzw. später einem Stück fertigen – aus Aluminium. Aus China kommt jetzt von Tesla die Nachricht, dass die erste dieser Maschinen betriebsbereit ist. Gelingt das Vorhaben?
Es lohnt sich immer wieder, bei Elon Musk zwischen den Zeilen zu lesen. Wenn der Entrepreneur twittert, dass der Aktienkurs zu hoch sei, folgt wenige Wochen später die Ankündigung eines Aktiensplits. Wenn Musk verkündete, die eigenen Autos seien zu teuer, ist klar: Intern haben die Manager aus seinem Umfeld längst Ideen kreiert, wie die Produktionskosten reduziert werden können. Visionäre, vielleicht zunächst verrückt erscheinende Ideen dürfen dabei gedacht werden – teilweise werden sie auch umgesetzt.
Die Giga Press-Idee ist ein gutes Beispiel dafür. Gemeinsam mit der italienischen Idra Group entstand eine Hochdruckguss-Anlage, die mittlerweile in Fremont am kalifornischen Stammwerk von Tesla aufgebaut wurde. Die Giga Press, die mehr als 400 Tonnen wiegt, ist so gigantisch, dass sie in die dortigen Hallen nicht hineinpasst. Also baut Tesla die Maschine im freien auf und anschließend eine Halle drumherum.
Schon seit 2015 ist Idra einer der wichtigen Zulieferer von Tesla. Zunächst verwendete Tesla klassische Druckgussmaschinen in Kalifornien. 2016 dann bestellte der Autobauer bei Idra eine Maschine mit einer Presskraft von 3.000 Tonnen für die Herstellung wichtiger Fahrgestellkomponenten.
Wahre Innovatoren, das ist es, was wir sind. Bei der IDRA versuchen wir immer, das Wirklichkeit werden zu lassen, wovon die anderen träumen. Wir wollen die Ersten sein, die Innovationen machen, von denen der Markt träumt. Unsere Geschichte spricht für uns.
Riccardo Ferrario, General Manager von Idra in der Lombardei
Im Mai 2019 schließlich folgte der erste Auftrag für eine deutlich größere Maschine: Die Giga Press vom Typ OL 5500 CS hat eine Kraft von 5.500 Tonnen. Allerdings entschied sich Tesla kurz vor der Auslieferung im Frühjahr diesen Jahres um und bestellte eine deutlich größere Maschine: Die OL 6100 CS. Ziel ist es, das Heckchassi des Tesla Model Y als eine Komponente herzustellen.
Tesla will gesamten Unibody aus einem Guss
Doch damit nicht genug: 2018 wurde ein Patent bekannt, das vier rechtwinklig angeordnete Giga Press Gussmaschinen zeigt, die den „Unibody“ des Fahrwerks komplett herstellen soll. In die Entwicklung der Maschine war nach Angaben von Tesla-Manager Jerome Guillen, der die Maschine als „Riesen, Riesen, Riesenmashine“ bezeichnete, auch Tesla Grohmann Automation beteiligt.
Hinteres Fahrgestell und Crash-Schienen Model Y
Im April 2020 schließlich erklärte Elon Musk höchstselbst, die beiden größten entsprechenden Maschinen der Welt gekauft zu haben – um damit das hintere Fahrgestell und die Crash-Schienen des Tesla Model Y als einzelne Komponente gießen zu können. Nur vier Monate später nun die Nachricht, dass die erste Giga Press Maschine vor der Inbetriebnahme steht. Die zweite Giga Press wird vermutlich in Shanghai an der Gigafactory installiert.
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Sollte Tesla mit der Giga Press qualitativ hochwertige Bauteile liefern, sind signifikante Kostenreduktionen bei der Produktion möglich. Nur ein Vergleich dazu: Bislang waren 70 Bauteile nötig, daraus sollen zwei bzw. am Ende ein Bauteil werden. Das spart Gewicht, schon Ressourcen, erhöht die Geschwindigkeit der Produktion.
In der Gigafactory 4 in Grünheide hat Tesla den Platz für acht (!) solcher Giga Press-Anlagen vorgesehen. Bedeutet: Zwei Produktionslinien laufen parallel, jeweils vier Pressen werden wie im Patent beschrieben angeordnet. Aus Sicht vieler Experten kommt es einer Revolution in der Produktionstechnik gleich, was Tesla vorhat. Klar: Tesla muss weiterhin beweisen, dass es auch funktioniert.
Dieser Artikel zur Tesla Giga Press erschien erstmals am 26.08.2020 und wird seitdem kontinuierlich erweitert.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.
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