Globale Energiewende in Gefahr

Erneuerbare Energien müssen schneller ausgebaut werden

Ist die globale Energiewende in Gefahr? Nach der Internationalen Erneuerbaren Agentur (IRENA) kommt nun auch eine Analyse der Internationalen Energie Agentur (IEA) zu dem Ergebnis, dass das Ziel der weltweiten Verdreifachung der Erneuerbaren bis 2030 verfehlt werden könnte. Der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) betont vor diesem Hintergrund erneut die Notwendigkeit von ambitionierteren Ausbauzielen und wirksamen Umsetzungsmaßnahmen in der EU. Europa kann zeigen, wie die Energiewende zu einem Schlüsselfaktor für Klimaschutz und zukunftsfähiges Wirtschaften wird.

Bei der vergangenen Weltklimakonferenz (COP 28) haben 194 Regierungen erstmals konkrete Maßnahmen beschlossen, um die Pariser Klimaziele zu erreichen. Im Kern steht die globale Verdreifachung der Stromerzeugungskapazität aus Erneuerbaren Energien bis 2030. Jetzt zeigen Zahlen der IEA: Dieses Ziel wird voraussichtlich um 30 Prozent verfehlt werden. Sollten alle Länder ihre Ambitionen umsetzen, würde die installierte Kapazität bis 2030 lediglich um das 2,2-Fache seit 2022 erhöht werden. Somit verbliebe eine Lücke von etwa 3000 Gigawatt bis 2030.

„Allein in Europa hat sich die Wind- und Solarkapazität von 2019 bis 2023 um 65 Prozent erhöht. Trotz dieses Booms gibt es noch deutlichen Spielraum nach oben”, so BEE-Präsidentin Simone Peter. „Das Tempo muss weiter zunehmen, gerade auch, weil die Verdreifachung bis 2030 nicht ausreicht, um die klimafreundliche Energieversorgung ohne Atomkraft zu organisieren. Auf diese muss aus Kosten- und Sicherheitsgründen aber perspektivisch auch verzichtet werden.”

Energiewende in Gefahr: Nachholbedarf bei Klimazielen

Nachholbedarf sieht der BEE vor allem bei den Klimazielen der einzelnen Staaten. Bisher haben nur 14 Länder Ausbauziele für Erneuerbare in ihren nationalen Beiträgen (Nationally Determined Contributions, NDCs) formuliert. „Dabei sind gerade konkrete Ziele low-hanging fruits, die es zügig zu ernten gilt. Denn allen voran Sonne und Wind liefern heute schon die günstigste Energie. Mit festen Zielmarken gelingt der Zubau am sichersten.”

Wie gewaltig das Potenzial ist, das der Umstieg auf Erneuerbare Energien entfalten kann, hat eine andere Studie der IEA bereits im April gezeigt: Rund 33 Prozent des BIP-Wachstums der Europäischen Union entfielen 2023 auf saubere Energietechnologien. Simone Peter: „Die Erneuerbaren punkten längst nicht mehr nur beim Thema Klimaschutz. Sie sind zu einem zentralen Faktor für Wirtschaft und Arbeitsplätze geworden. Allein seit 2000 hat sich die Zahl der Jobs im Erneuerbaren-Sektor EU-weit verdreifacht. Ein zukunftssicherer, klimafreundlicher Standort funktioniert nur mit Erneuerbaren Energien.”

Europa: Green Deal weiterentwickeln

Auch die Europäische Union muss ihre Ambitionen trotz der Fortschritte verstärken. „Das bisher Erreichte zu sichern und darauf aufzubauen wird Aufgabe des nächsten Parlaments und der nächsten Kommission. Die Weiterentwicklung des Green Deals der EU, die Vorlage eines ‘Fit-for-90plus’-Pakets sowie stärkere industriepolitische Anreize zur Absicherung und Stärkung der Erneuerbaren-Energien-Technologien in Europa sind Pflicht und keine Kür”, so Peter abschließend.

Dieses Faktenblatt zeigt den Status der europäischen Energiewende (laut Ember Climate)

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.

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