Cleantech-Startup Air Protein kombiniert die Bestandteile der Luft mit Wasser und Mineralien, um probiotisch Nährstoffe herzustellen.
Das kalifornische Cleantech-Startup Air Protein hat prominente Investoren gewonnen: Neben dem VC-Arm von Google investiert auch der weltgrößte Händler von Agrarrohstoffen, Archer-Daniels-Midland, in das junge Unternehmen. Die erste große Finanzierungsrunde spült 32 Millionen US-Dollar in die Kassen von Air Protein. Die visionäre Idee des Startups, die immer realistischer wird: Aus den Bestandteilen der Luft – Kohlendioxid, Sauerstoff und Stickstoff – macht das Unternehmen Nahrung.
Bereits vor einigen Monaten, am 4. April 2020, berichtete Cleanthinking kurz über das Startup und dessen Hintergründe. Jetzt zeigt die bemerkenswerte, erste Finanzierungsrunde, dass Air Protein Fortschritte bei der Entwicklung von „luftbasierter“ Nahrung gemacht hat. Generell ist der „Clean Meat„-Markt heftig in Bewegung, weil Fleischalternativen etwa von Beyond Meat oder Shiok Meats von den Menschen angenommen werden, und Nahrung aus dem Bioreaktor – etwa von Eat Just – Fortschritte machen.
Die grundlegende Technologie von Air Protein ist rasch erklärt, ähnelt dem, was Solar Foods aus Finnland macht. Das Prinzip von luftbasierten Nährstoffen ähnelt der Joghurt-Herstellung. Im Zentrum stehen die Luft-Bestandteile Kohlendioxid, Sauerstoff und Stickstoff. Für den probiotischen Produktionsprozess werden zusätzlich Wasser und Mineralien gebraucht. Dabei werden diese Elemente in grundlegende Nährstoffe verwandelt.
Joghurt wird durch die Zugabe von lebenden Kulturen zu warmer Milch hergestellt, wodurch eine ideale Umgebung für das Gedeihen von Bakterien geschaffen wird, die die Milch eindicken. Der Prozess von Air Protein erzeugt eine Proteinquelle, die alle essentiellen Aminosäuren enthält und reich an Vitaminen und Mineralien ist, einschließlich B12.
Das Investment des großen Landwirtschafts-Unternehmens Archer-Daniels-Midland zeigt, dass Air Proteins Technologie gewaltiges Potenzial hat. Nahrung, die bei der Herstellung kein Ackerland benötigt, kann nicht nur die Emissionen der Landwirtschaft nachhaltig senken, sondern insbesondere die Ernährungssicherheit maßgeblich erhöhen. Angesichts des kontinuierlichen Bevölkerungswachstums und angesichts von Milliarden Menschen in Hunger, eine soziale Chance sondersgleichen.
Mit den 32 Millionen US-Dollar aus der Finanzierungsrunde will Air Protein nun ein Innovationslabor gründen, um die Produktentwicklung und die Vermarktung der Produkte zu beschleunigen. Das Team soll rasch erweitert werden. Allerdings gibt es heue noch keine definitive Aussage von Air Protein, wann luftbasiertes Fleisch auf dem Markt sein könnte – und was es kosten wird.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.