Floating PV-Anlage in Bislich mit einer Leistung von 5,6 Megawatt auf einer Fläche von vier Fußballfeldern.
In Nordrhein-Westfalen ist die bislang größte schwimmende Solaranlage (Floating PV) in Betrieb gegangen. Diese versorgt keine Haushalte, sondern dient zur Deckung des Stromverbrauchs des angrenzenden Kieswerks Ellerdonk der Holemans GmbH. Mit einem Ertrag von fünf Millionen Kilowattstunden pro Jahr wird die PV-Anlage zur Energiewende in NRW beitragen. Baggerseen eignen sich hervorragend für die Energieerzeugung mit Solarenergie.
Die größte schwimmende Solaranlage in Nordrhein-Westfalen könnte theoretisch 2.000 Haushalte mit erneuerbarer Elektrizität versorgen – ist aber nur unter der Bedingung genehmigt worden, dass sie dem Eigenverbrauch für Bagger, Siebmaschinen und Förderbänder des Kieswerks Ellerdonk im Weseler Ortsteil Bislich dient. Dieses wird von der Holemans GmbH betrieben, die in Reese ansässig ist. Rechnerisch werden durch die Floating PV-Anlage 2.100 Tonnen Kohlendioxid eingespart.
Für die größte schwimmende PV-Anlage Nordrhein-Westfalens investierte Holemans-Geschäftsfüher Michael Hüging-Holemans rund fünf Millionen Euro. Das ist etwa das 1,5-fache im Vergleich zu einer klassischen Solaranlage auf einer Freifläche – die Anlage auf dem Baggersee benötigt aber keine zusätzlichen Flächen und ist durchaus diebstahlsicher.
Die Kiesbranche spielt für die Energiewende generell eine Schlüsselrolle – denn auch für Fundamente von Windkraftanlagen werden nach Unternehmensangaben 2.200 Tonnen Sand und Kies als Fundament benötigt. Die Holemans Gruppe hat damit bereits die zweite PV-Anlage realisiert. Eine mit 514 Kilowatt kleinere Anlage im Kieswerk Hochfeld ist bereits in Betrieb.
NRW setzt auf Floating PV-Anlage
Zuletzt hatte der Landesverband des Bundesverbands Erneuerbarer Energien mehr schwimmende Photovoltaik-Kraftwerke gefordert. Derzeit gibt es in Nordrhein-Westfalen fünf vergleichbare Projekte – die im Kieswerk ist aber die bislang größte schwimmende Solaranlage Nordrhein-Westfalens.
Doch dieser Superlativ dürfte bald wiederum Geschichte sein. Denn: in der Stadt Reesam Niederrhein dürfte bald eine doppelt so große schwimmende PV-Anlage dazukommen. Die Investoren des Ferienparks Reeser Meer planen für 500 Ferienhäuser eine nachhaltige Energieversorgung. Ein sich über sieben Fußballfelder erstreckendes Solarkraftwerk könnte 8,5 Megawatt liefern.
Floating PV-Anlagen werden in NRW nur unter strengen Auflagen genehmigt: Die Größe der Anlage darf 15 Prozent der Wasserfläche nicht übersteigen. Außerdem gibt es einen Mindestabstand von 40 Metern zum Ufer.
Größte schwimmende Solaranlage: 22 Fußballfelder
Die größte schwimmende PV-Anlage bundesweit wird aber nicht in NRW sein, sondern entsteht gerade in Brandenburg. Das Solarkraftwerk auf dem Cottbusser Ostsee gilt als Mega-Projekt im ehemaligen Tagebaugebiet und soll 29 Megawatt liefern. Nach Fertigstellung gilt sie als eine der größten Anlagen in Europa.
Schwimmende Photovoltaikanlagen bieten mehrere ökologische und ökonomische Vorteile gegenüber herkömmlichen landgestützten PV-Anlagen. Durch die Platzierung auf Wasserflächen wird kein zusätzliches Land benötigt, was besonders in dicht besiedelten Regionen von Vorteil ist. Zudem tragen die Wasserflächen zur Kühlung der Solarmodule bei, was deren Effizienz und Lebensdauer erhöht. Dies ist besonders relevant in Zeiten steigender Temperaturen und zunehmender Energiebedarfe.
Das Bundesamt für Naturschutz überwacht die Auswirkungen der Floating PV auf die Pflanzenwelt in einem Gewässer. Bislang sind kaum negative Auswirkungen auf die Ökosysteme bekannt – es mangelt aber noch an längerfristigen, wissenschaftlichen Untersuchungen.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.