Die vollständige Versorgung eines Landes oder einer Region mit erneuerbaren Energien wird zunehmend zum Wettbewerbsvorteil für die Ansiedlung von Industrieunternehmen. So wie beispielsweise die Batterieproduktion von Northvolt in Schweden angesiedelt wird, investiert nun auch eine Siemens-Tochter in die grüne Produktion von Schiffsbatterien in Norwegen. Ein Grund: Norwegen wird überwiegend mit erneuerbarer Energie aus Wasserkraft versorgt.
Cleantech und Batterie News / 29.1.2018. Elektrische Energie aus erneuerbaren Quellen ist in Norwegen besonders günstig und rund um die Uhr verfügbar. Diese Tatsache spielt bei europäischen Investitionsentscheidungen der Industrie zunehmend eine wichtige Rolle. Denn: Viele Produkte sollen heutzutage mit möglichst geringem CO2-Fußabdruck hergestellt werden. Das gelingt gerade in der Industrie, die viel Energie braucht, vor allem in Regionen, die ein breites Angebot an erneuerbarer Energie zu bieten haben.
Beleg dafür ist neben Northvolt auch die Produktion von Schiffsbatterien, die Siemens nun in Norwegen aufbauen möchte. Losgehen soll die Produktion in Trondheim bereits im Frühjahr 2018. Wie die Entscheidung von Siemens zeigt, bietet das Land ausgezeichnete Wirtschaftsperspektiven für energieintensive Unternehmen. Das Land beherbergt inzwischen mehr als 6.000 nicht-norwegische Firmen, die für 25 Prozent der gesamten Wertschöpfung im Land sorgen.
Für energieintensive Industrien wie die Produktion von Schiffsbatterien von Siemens sind die günstigen Strompreise ein wichtiger Investitionsanreiz. Im September 2017 lag der Preis für die industrielle Nutzung bei 0,03 Euro pro Kilowattstunde. Siemens investiert in Norwegen rund 10,5 Millionen Euro, um Schiffsbatterien für die elektrische Schifffahrt in Norwegen herzustellen.
Produktion von Schiffsbatterien mit 97 Prozent Wasserkraft
Mit 1.550 Wasserkraftwerken und einer Gesamtleistung von 31,5 Gigawatt (Stand: Ende 2016) ist Norwegen europaweit der größte Erzeuger von Wasserkraft. Aktuell deckt das Land seinen Energiebedarf zu 97 Prozent aus Wasserkraft und gilt damit als Pionier bei der Produktion erneuerbarer Energien. Für die kommenden Jahre zeichnet sich angesichts des fortlaufenden Ausbaus zudem ein signifikantes Wachstum der Wasserkraftproduktion ab.
Auch im Schiffssektor ist Norwegen ein Vorbild: Erste norwegische Schiffe fahren bereits jetzt mit Hybrid-Schiffsmotoren. Seit 2015 verkehrt die weltweit erste batteriebetriebene Fähre nördlich von Bergen, seit 2017 ist ein batteriebetriebenes Schiff auf einer norwegischen Lachsfarm im Einsatz.
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Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.