Preiswerte und günstige Klein- und Kompaktwagen werden ab 2024 auf dem europäischen Markt erwartet.
Der Autobauer Renault hat mit dem elektrischen Twingo für weniger als 20.000 Euro die neue Zeit für günstige Elektroautos eingeläutet. Damit wird das wahr, was Experten seit mehreren Jahren prognostizieren: E-Autos sind nicht nur im täglichen Gebrauch preiswerter als Verbrenner-PKW, sondern auch beim Kaufpreis. Dies belegt, dass das Elektrofahrzeug nicht aufzuhalten ist. Was sind die Hintergründe – und wie entwickelt sich das Angebot an elektrischen Kleinwagen 2024?
Als Tesla-CEO Elon Musk zuletzt in Grünheide und damit in seiner deutschen Gigafactory weilte, wurde bekannt, dass Tesla für günstige Elektroautos auf Basis einer Plattform der nächsten Generation auch auf die Produktion im Brandenburger Werk setzen wird. Für weniger als 25.000 Euro ist das Tesla Model 2 angekündigt. Dieses Auto soll nicht nur den europäischen Markt mit seiner Vorliebe für kompakte Stadtautos erobern, sondern auf einer gemeinsamen Produktionslinie mit dem Tesla-Robotaxi hergestellt werden.
Für sogar weniger als 20.000 Euro oder etwa 17.000 Pfund in Großbritannien hat Renault einen E-Twingo angekündigt, der noch 2024 oder dann ab 2025 auf den europäischen Markt kommen könnte. Renault hat mit Ampere eine neue Elektroauto-Sparte gegründet, die Fahrzeuge und Software aus einer Hand mit vollem Fokus auf Elektromobilität produzieren soll.
Neben Tesla und Renault beschäftigt sich auch Volkswagen damit, günstigere Autos unterhalb des VW ID.3 auf den Markt zu bringen. Ob ein ID.1 für weniger als 20.000 Euro allerdings kommen wird, steht ebenso nicht fest, wie die Antwort auf die Frage, wann zumindest ein ID.2 kommen könnte. Ursprünglich, so heißt es aus dem Konzern, sei diese für Ende der Dekade vorgesehen gewesen – nun könnte es aufgrund des Marktdrucks 2026 oder 2027 so weit sein.
Die Hintergründe sind klar: Volkswagen kämpft momentan mit schlechten Margen und schränkt daher die Produktion der eigenen Elektrofahrzeuge ein. Außerdem wird über die Entlassung bzw. Frühverrentung von mehreren Tausend Mitarbeitern in Verwaltung und Produktion spekuliert. Die Margen sollen durch Kostensenkungen auf 6,5 Prozent erhöht werden. Angesichts der Wettbewerber könnte es 2026 aber reichlich spät sein, um günstige Elektroautos auf den Markt zu bringen.
Auch Fiat, Smart, Citroen, Ford, Hyundai bringen günstige Elektroautos
Neben den genannten Autobauern wollen auch Fiat, Smart, Citroen, Ford, Hyundai und mehrere chinesische Marken wie BYD, Dongfeng oder Ora erschwingliche und damit günstige Elektroautos auf den Markt bringen. Über Importeure entstehen neue Marken wie Elaris – Cuxhaven und Wilhelmshaven werden etwa über die Mosolf Gruppe zu Auto-Importhäfen. Schon 2024 dürften neben China-Importen auch weitere Angebote europäischer Hersteller verfügbar sein. Elektro-Klein- und Kompaktwagen gehört ein großes Stück der elektrischen Zukunft.
Besonders augenfällig ist die Ankündigung von Citroen. Der zur Stellantis-Gruppe gehörende Autobauer will mit dem ë-C3 bereits im Frühjahr 2024 in Europa auf den Markt kommen – zu Preisen ab 23.300 Euro (Leasing ab 99 Euro). Nach Abzug des staatlichen Umweltbonus ist der Kleinwagen aus Frankreich eines der ersten Angebote für günstige Elektroautos mit Elektroantrieb. 2025 ist dann eine noch günstigere Variante angekündigt, die weniger als 20.000 Euro kosten wird.
Erste Einblicke gibt das Citroen ë-C3-Video zum Auto mit 320 Kilometer Reichweite:
Wenn das Angebot vorhanden ist, zieht auch die Nachfrage für entsprechende Automobile mit. Das zeigt der eReadiness Index der Strategieberatung PWC überdeutlich: 62 Prozent der Befragten planen in den nächsten fünf Jahren den Kauf oder Leasingkauf eine Elektroautos. Elektromobilität ist in den Köpfen der Menschen angekommen – viele warten nur noch auf die günstige Gelegenheit, vom Verbrenner als Auslaufmodell umzusteigen.
Was sind die Gründe für billige Elektroautos?
Die Gründe, wieso es jetzt für billige Autos mit Elektroantrieb reichen dürfte, sind vielfältig. Da sind einerseits die Chinesen, die eine regelrechte Invasion vorantreiben. Marken, die im Heimatmarkt teilweise richtig erfolgreich sein, streben mit weiter verbessertem Design und besseren Sicherheitsstandards nach Europa. Vorteil der Chinesen ist, dass sie heimische Rohstoffe für Batterien haben, und durch den starken Erfolg im Binnenmarkt auch staatlich unterstützt wachsen können.
Ein weiterer Grund ist die disruptive Entwicklung bei den Batterietechnologien. Durch die Schaffung von Produktionskapazitäten in Europa, wird es für alle Hersteller einfacher, günstige Elektroautos zu bauen. Zuletzt haben sich auf dem Kontinent etwa SVOLT im Saarland oder CATL in Thüringen angesiedelt- LG und Samsung haben sich in Osteuropa positioniert. neue Akteure wie Northvolt mit seiner Gigafactory Northvolt 3 oder Verkor expandieren stark.
Dabei wird auch die Vielfalt an Batterietechnologien größer: Neben den klassischen NCA- und NMC-Batteriechemien verbessern sich Lithium-Eisenphosphat-Batterien (LFP) stark, während Natrium-Akkus mit ihren preislichen Vorteilen bereits in den Startblöcken scheinen. So produzieren beispielsweise Faradion und CATL lithiumfreie Batterien.
Vertriebsmodelle ändern sich
Weitere Kostensenkungen entstehen dadurch, dass Autobauer und Händler ihren Vertrieb zunehmend ins Internet verlagern. Zwar übernehmen Marken wie BYD durchaus stillgelegte Autohäuser von klassischen Verbrenner-Bauern – trotzdem setzt sich das Direktvertriebsmodell von Tesla zunehmend durch. Auch hier ist der unangefochtene E-Marktführer wieder als Pionier vorangeprescht.
Letztlich spricht alles dafür, dass günstige Elektroautos ab nächstem Jahr auf den deutschen und europäischen Markt kommen werden. Denn schließlich handelt es sich beim Wandel zum Elektroauto um eine Disruption, die aus rein ökonomischen Gründen passiert, und nicht zu stoppen ist. Die Harmonie der günstigen Batterie-Autos mit erneuerbaren Energien ist für die gesamte Transformation sehr bedeutsam.
Denn die Energiewende braucht in ihrer nächsten Entwicklungsphase vor allem zwei Dinge: Speicher und Flexibilität. Mit dem bidirektonalen Laden oder der ganztägig nutzbaren Speicherausnutzung von Elektroautos, die etwa auf dem Parkplatz des Arbeitgebers herumstehen, passt diese Phase perfekt zum Anspruch, günstige Elektroautos auf den Markt zu bringen.
Schließlich sind neue Batterietechnologien, die viel mehr Zyklen überstehen als heutige Lithium-Ionen-Batterien, der entscheidende Baustein, um den Besitzer*innen der Autos klar zu machen: Du verlierst nichts, wenn das günstige Elektroautos netzdienlich agiert und Geld verdient, während es auf dem Parkplatz beim Arbeitgeber steht.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.