Hardt Hyperloop als Alternative für Kurzstrecken-Flüge?
Cleantech-Startup Hardt Hyperloop aus den Niederlanden will bis 2028 die erste, kommerzielle Hyperloop-Strecke in Europa bauen.
Kann das Hyperloop-Konzept von Tesla-CEO Elon Musk de Notwendigkeit von Kurz- und Mittelstreckenflügen in den kommenden Jahrzehnten reduzieren? Echte Fortschritte mit der Technologie dahinter machen gleich mehrere Teams aus Europa. Die niederländische Ausgründung aus der TU Delft, Hardt Hyperloop, beispielsweise. Das Cleantech-Startup hat jetzt den Status seiner Technologie vorgestellt.
Eine erste Hyperloop-Strecke von Hardt Hyperloop wird noch eine Weile dauern. Medienberichten zufolge haben aber die Flughäfen von Amsterdam und Frankfurt Interesse signalisiert, eine solche Schnellverbindung innerhalb von 30 Minuten zwischen den beiden vielbevölkerten Flughäfen zu schaffen. Ziel des Unternehmens ist es jedenfalls, bis 2028 die erste kommerzielle, europäische Hyperloop-Strecke aufzubauen.
Hardt Hyperloop hat in den vergangenen Monaten erstaunliche Fortschritte in Sachen Technologie gemacht. So ist die erste Testanlage entstanden, die über voll funktionsfähige Hyperloop-Kernsysteme wie Levitation, Antrieb, Spurwechsel und Vakuumumgebung demonstriert.
Bei einer Veranstaltung präsentierte das von EIT InnoEnergy geförderte Startup Hardt Hyperloop heute seine HLS-Technologie (Hyperloop Lane Switch). Dank dieser Spurwechseltechnologie können Hyperloop-Kapseln ohne zusätzliche oder bewegliche Komponenten die Spur wechseln.
Wir streben stets nach einer Beförderungsmethode, die mit möglichst wenig Energie größtmögliche Ergebnisse liefert. Mit unserem innovativen Spurwechselmechanismus sind wir diesem Ziel wieder ein ganzes Stück nähergekommen.
Sascha Lamme, Leiter der Forschungs- und Entwicklungsabteilung von Hardt Hyperloop
So können die Beförderungskapseln das Netz befahren oder es verlassen, ihre hohe Geschwindigkeit beibehalten und mühelos die Route ändern. Mit dem erfolgreichen Abschluss der HLS-Versuche endet die Testphase und beginnt zugleich ein weitaus größeres Testprojekt: das Europäische Hyperloop-Programm.
Der Abschluss der Tests ist ein Meilenstein für die gesamte Hyperloop-Technologie. Ist diese Technologie erst einmal marktreif, wird sich unsere Art der Fortbewegung grundlegend verändern. Es gibt dann eine nachhaltige Alternative zu Kurzstreckenflügen, zudem wird das Reisen schneller gehen als mit dem Auto oder dem Zug.
Jacob Ruiter, CEO von InnoEnergy Benelux, das Hardt Hyperloop unterstützt
Hintergrund: So funktioniert Hardt Hyperloop
Das System der Niederländer verwendet sowohl Magnete wie auch Elektromagnete, um zu ermögliche, mehr Gewicht als das eines Autos heben zu können und dabei die Energiemenge zum Einschalten einer Glühbirne zu verwenden. Die Teststrecke besteht aus Stahl, was zur Kosteneffizienz entscheidend beiträgt. Außerdem besteht kein Kontakt mit den Stahlträgern, was zur Wartungsfreiheit führt.
Das Antriebssystem treibt das Fahrzeug nur mit elektrischer Energie voran, wie beim Fahren auf einer Magnetwelle. Nachdem der Elektromotor das Fahrzeug auf seine Reisegeschwindigkeit gebracht hat, benötigt er nur noch einen Bruchteil der Energie, um diese Geschwindigkeit beizubehalten. Und wenn es sich einer Station nähert, wird mit dem gleichen System eine beträchtliche Menge an Energie zurückgewonnen, die entweder für den Antrieb des nächsten Fahrzeugs genutzt oder in einer Batterie gespeichert wird.
Die hohen Geschwindigkeiten sind durch die Kombination von Levitation und einer Umgebung ohne Luftwiderstand möglich. Diese Umgebung wird mit einer Vakuumpumpe geschaffen, die den größten Teil der Luft entfernt. Nach der Fertigstellung benötigt das Fahrzeug wenig Energie, um sich von seinem Ursprung zum endgültigen Bestimmungsort zu bewegen.
Die Fahrzeuge werden durch verdeckte Rohre gleiten, so dass die Außenwelt nicht sichtbar ist. Anstelle einer einzigen Leuchte enthält das Fahrzeug ein Oberlicht, das die Wahrnehmung des Raumes erweitert. Das Dachfenster schafft eine einzigartige Atmosphäre, indem es die aktuelle Tageszeit und die Wetterbedingungen des aktuellen Standorts nachahmt, um den Fahrgästen eine komfortablere Fahrt zu ermöglichen. Mehr Tesla News gibt es hier.
Partner von Hardt Hyperloop sind u.a. die Deutsche-Bahn-Tochter DB Engineering & Consulting sowie Continental. Das zeigt, mit welcher Ernsthaftigkeit das Hardt Hyperloop-Team seine Vision von der Mobilität der Zukunft vorantreibt. Die Strecke bis 2028 und zur Einweihung möglicherweise der Verbindung zwischen den Flughäfen Schiphol und Frankfurt ist aber noch lang.
In der nächsten Phase der Hyperloop-Entwicklung soll nun eine drei Kilometer lange Strecke gebaut werden, auf der kooperierende Hyperloop-Unternehmen ihre Kapseln bei Hochgeschwindigkeit testen können. Diese Phase bildet außerdem die Grundlage für eine standardisierte europäische Hyperloop-Infrastruktur und -Technologie.
Wie sieht eine Hyperloop-Kabine aus?
Mittlerweile, im Juli 2020 hat Hardt Hyperloop auch eine Kabine vorgestellt, wie sie im späteren Gefährt aussehen könnte. Mit eigenes entwickelten Ricaro-Sitzen, mit den neuesten Materialien und integrierten Bildschirmen. Die passenden visuellen Eindrücke dazu gibt es hier:
(Dieser Beitrag entstand am 27. Juni 2019, wird seitdem bei Bedarf aktualisiert)
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.