Hardware-Nachrüstung: Volvo-Nachrüstset ist zugelassen

Kraftfahrtbundesamt genehmigt erstmals eine Möglichkeit zur Hardware-Nachrüstung von Dieselfahrzeugen der Marke Volvo.

Derzeit sind Diesel-Fahrverbote in Deutschlands Städten wieder in aller Munde: in Berlin wurden einige Straßenzüge gesperrt, die Stadt Stuttgart wird für Nichtstun kritisiert und kommende Woche wird ein Grundsatzurteil eines Oberlandesgerichts erwartet. Jetzt platzt die Meldung rein: Das Kraftfahrtbundesamt hat erstmals ein Set zur Hardware-Nachrüstung von Dieselfahrzeugen der Marke Volvo zugelassen.

Einem Bericht der dpa folgend können Euro-5-Dieselfahrzeuge von Volvo nun nachgerüstet werden – das entsprechende Nachrüstkit des Anbieters Dr. Pley hat die erste Allgemeine Betriebserlaubnis für Dieselnachrüstung erhalten.

Diese Nachrüstsysteme werden von dem Automobilzulieferer BOSAL produziert – das stellt sicher, dass die Systeme in kurzer Zeit in großen Stückzahlen verfügbar sein werden. Bezogen werden können die Nachrüstsysteme über die Fachwerkstätten der Autohersteller.

Für welche Modelle gibt es Hardware-Nachrüstung?

Konkret hat Dr. Pley bereits die Allgemeine Betriebserlaubnis für folgende Volvo-Fahrzeuge erhalten: Volvo: XC60/70 D3/D4/D5 // V60/S60  D3/D4/D5. In Kürze (31. Juli bzw. 15. August) erwartet der Hersteller die Erteilung der Allgemeinen Betriebserlaubnis für Fahrzeuge von Mercedes-Benz (OM651 Motor) und der BMW AG (N47D20 Motor). Konkret sind dann folgende Fahrzeugtypen nachrüstbar:

  • C220cdi
  • C250cdi
  • E220cdi
  • E250cdi
  • GLK220cdi
  • V220cdi (Alle Mercedes-Benz)
  • X3 2.0d
  • 518/520/525d
  • 318d
  • 320d
  • 325d (Alle BMW)

Das Bundesverkehrsministerium hat am gestrigen Samstag gegenüber der dpa bestätigt, dass das erste Abgasnachrüstsystem vom Kraftfahrtbundesamt gebilligt worden sei und weite folgten.

Wann andere Hersteller mit Nachrüstsystemen für etwa Fahrzeuge von Volkswagen auf den Markt dürfen, steht aber bislang nicht fest. Insgesamt steht eine gewaltige Welle bevor. Hierzulande gibt es fünf Millionen Diesel-PKW der Abgasnorm Euro 5, die allesamt zu hohe Stockoxid-Werte ausstoßen. Um Fahrverboten entgegen zu wirken und den Werterhalt der Fahrzeuge zu sichern, macht die Nachrüstung Sinn.

Viele Hersteller wollen sich an den Kosten der Hardware-Nachrüstung beteiligen – beispielsweise Daimler mit bis zu 3.000 Euro. Es ist davon auszugehen, dass die Nachrüstung zwischen 1.500 und 3.000 Euro kosten wird.

Die Umrüstungen am Motor sind Teil eines Maßnahmenpakets der Regierung für bessere Luft. Nach den Vorgaben des KBA dürfen die umgerüsteten Autos im Realbetrieb noch 270 Milligramm Stickoxid je Kilometer ausstoßen, um von Fahrverboten verschont zu werden.

Kommunale Dieselfahrzeuge nachrüsten

Neben PKW müssen auch viele kommunale Dienstfahrzeuge nachgerüstet werden. Laut Hersteller Baumot hat die EU-Kommission nach der Überprüfung der wettbewerbsrechtlichen Situation grünes Licht für mehrere Hundert Millionen Euro Fördergelder für die Nachrüstung kommunaler Dienstfahrzeuge in Deutschland gegeben. Dafür stehen nun 431 Millionen Euro zur Verfügung.

Die Hardware-Nachrüstung kommunaler Dienstfahrzeuge betrifft insbesondere Müllwagen, Reinigungs- und Lieferfahrzeuge. Antragsberechtigt sind 65 deutsche Städte, die 2017 die EU-Grenzwerte für Stickoxide überschritten hatten.

Fahrverbot-Urteil des Oberverwaltungsgerichts Düsseldorf erwartet

Unterdessen steht ein wegweisendes Urteil des Oberwaltungsgerichts Nordrhein-Westfalen bevor. Am kommenden Mittwoch will das Gericht eine erste Entscheidung über drohende Fahrverbote für Dieselfahrzeuge in Aachen treffen. Dieses Urteil solle – so verkündet es das Gericht im Vorfeld – auch wegweisende Hinweise für andere betroffene Städte liefern. Daher wird das Urteil mit bundesweiter Relevanz mit großer Spannung erwartet.

Die Stadt Aachen möchte Diesel-Fahrverbote grundsätzlich verhindern und diese nicht in die Luftreinhaltepläne aufnehmen. Ob das gelingt, wird das Gericht beantworten müssen. Vielleicht helfen die Nachrichten zum Thema Hardware-Nachrüstung dabei ja sogar weiter.

Mehr zum Thema Diesel-Fahrverbot gibt es auch hier und dort. Damit die Hardware-Nachrüstung sich aber tatsächlich lohnt, sollten nun auch LKW intensiver kontrolliert werden – deren Abgaskatalysator ist oft defekt oder manipuliert.

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.

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