Australisches Cleantech-Unternehmen Hazer Group investiert mehr als zehn Millionen Euro in Demonstrationsanlage.
Ein australisches Cleantech-Unternehmen, die Hazer Group, will Biogas aus einer Kläranlage zur Wandlung in Wasserstoff einerseits und Graphit andererseits nutzen. Dazu soll das firmeneigene Hazer-Verfahren eingesetzt werden. Vergangene Woche entschied Hazer über den Bau einer 10,3-Millionen-Euro teuren Demonstrationsanlage, dem Hazer Commercial Demonstration Plant. Es könnte das erste, kohlenstoff-negative Wasserstoffprojekt weltweit werden.
Das im Projekt eingesetzte Biogas stammt aus dem Abwasser einer Kläranlage im Westen Australiens. Mit dem Biogas-zu-Wasserstoff-Verfahren will die Hazer Group nicht nur grünen Wasserstoff herstellen, sondern auch Kohlenstoff in Form von Graphit. Dieser kann wiederum in der Industrie eingesetzt werden – so entsteht ein kohlenstoff-negatives Szenario.
Das Hazer Commercial Demonstration Plant wird in der Abwasseraufbereitungsanlage Woodman Point installiert, die zur Western Australian Water Corporation gehört. Sie soll pro Jahr bis zu 100 Tonnen emissionsarmen Wasserstoff und 380 Tonnen Graphit herstellen. Das Gas kann sowohl in Brennstoffzellen verstromt werden, als auch als Transportkraftstoff zum Einsatz kommen.
Das Hazer-Verfahren ermöglicht die effektive Umwandlung von Erdgas und ähnlichen Einsatzstoffen in Wasserstoff und hochwertigen Graphit unter Verwendung von Eisenerz als Prozesskatalysator. Mehr zum Hazer-Verfahren gibt es hier im Video.
Effiziente Technologie zur Wasserstoffherstellung
Nach Unternehmensangaben ist das Hazer-Verfahren deutlich energieeffizienter als die Wasserelektrolyse. Pro Kilogramm Wasserstoff werden statt bis zu 65 Kilowattstunden nur 15 bis 30 Kilowattstunden erneuerbarer Energie benötigt. So können die Kosten der Wasserstoff-Generierung im Vergleich zu Elektrolyse-Technologien gesenkt werden. Der Verkauf von Graphit trägt ebenfalls zur Wirtschaftlichkeit bei.
Bislang wird das nun für die Wasserstoff-Produktion verwendete Biogas abgefackelt. Für das neue Projekt werden zwei Millionen Normkubikmeter Biogas benötigt.
Bei der Errichtung der Demonstrationsanlage hilft die in Perth ansässige Primero Group, mit der schon längerfristige Geschäftsbeziehungen bestehen. Zur Finanzierung des Projekts wurde eine Vereinbarung mit der australischen Agentur für erneuerbare Energien geschlossen – ein Zuschuss von 5,7 Millionen Euro wurde dabei gewährt.
Gelingt Hazer die Demonstration der eigenen Technologie, kann das Herstellungsverfahren aufgrund seiner Wirtschaftlichkeit auch für Europa interessant werden. Daher wird es von Cleanthinking.de weiterhin beobachtet werden.
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Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.