Heliogen: Solarer Ofen soll CO2-Emissionen von Industrieprozessen senken
Cleantech-Startup Heliogen aus Kalifornien, finanziert von Bill Gates, vermeldet Durchbruch seiner Konzentrator-Technologie.
Das Cleantech-Unternehmen Heliogen, das von Bill Gates finanziert wird, hat durch die Kombination moderner Technologien einen Durchbruch erzielt. Die Kalifornier haben erstmals Sonnenenergie so konzentriert, dass eine Temperatur von mehr als 1.000 Grad Celsius erreicht werden konnte. Mit derart hohen Temperaturen können kritische industrielle Prozesse, etwa bei der energieintensiven Herstellung von Zement, Stahl und Petrochemikalien, ersetzt und umweltfreundlicher werden, so das Unternehmen.
Bislang befand sich Heliogen im Stealth Mode, trat also nicht besonders in der Öffentlichkeit in Erscheinung. Grundsätzliches Ziel das Unternehmens ist es, Sonnenlicht in Kraftstoffe umzuwandeln. Somit sollen fossile Brennstoffe durch kohlenstofffreie Sonnenwärme kommerziell ersetzt werden und das Sonnenlicht im Maßstab 1:1 in Kraftstoffe gewandelt werden. Die Technologie von Heliogen ist ein wichtiger Durchbruch für die konzentrierende Solarthermie. Bislang wurden solche Systeme für bis zu 565 Grad Celsius ausgelegt und dienten besonders zur Stromerzeugung. Für industrielle Prozesse sind die Temperaturen allerdings zu niedrig. Oft werden diese Temperaturen durch die Nutzung fossiler Brennstoffe erzielt.
Die potenziellen Auswirkungen der patentierten Technologie von Heliogen sind enorm: So macht beispielsweise die Zementproduktion – eines der industriellen Verfahren, das für die Technologie von Heliogen gut geeignet ist – allein mehr als 7 Prozent der globalen CO2-Emissionen aus. Neben der industriellen Prozesswärme sieht die Technologie-Roadmap von Heliogen Temperaturen bis zu 1.500 Grad Celsius vor. Bei dieser Temperatur kann Heliogen CO2- und Wasserspaltung durchführen, um 100 Prozent fossile Brennstoffe wie Wasserstoff oder Synthesegas herzustellen.
Heliogen ist dank der eigenen Technologie in der Lage, diese Temperaturen zu erreichen: Das Cleantech-Unternehmen setzt auf eine komplexe Software, die eine große Anzahl von Spiegel „hypergenau“ ausrichten. So wird das Sonnenlicht exakt auf ein einziges Ziel reflektiert und die höheren Temperaturen erreicht.
CEO ist der Unternehmer Bill Gross
Gründer und Chief Executive Officer der Firma ist Bill Gross, ein Unternehmer und Gründer von Idealab. Das Team besteht aus Wissenschaftlern und Ingenieuren von Caltech, MIT und anderen führenden Institutionen und hat seinen Sitz in Pasadena, Kalifornien.
Heliogen arbeitet mit der Parsons Corporation zusammen, einem weltweit führenden Unternehmen in den Bereichen Verteidigung, Nachrichtentechnik und kritische Infrastruktur. Parsons, der strategische Partner von Heliogen, verfügt über mehr als ein Jahrzehnt Erfahrung mit der Entwicklung und Umsetzung innovativer solarthermischer Projekte.
Weitere Investoren von Heliogen sind die Risikokapitalgesellschaft Neotribe und Dr. Patrick Soon-Shiong, der in Los Angeles ansässige Investor und Unternehmer, über seine Investmentfirma Nant Capital, eine Abteilung von NantWorks. Der Gründer und Geschäftsführer von Neotribe, Swaroop ‚Kittu‘ Kolluri, und Dr. Soon-Shiong haben sich dem Vorstand von Heliogen angeschlossen.
Funktioniert die Technologie überall?
Funktionieren kann die Technologie möglicherweise nicht überall, weil die Sonneneinstrahlung, etwa in Deutschland, zu gering sein dürfte. Für weite Teile der USA dürfte die Lösung aber tatsächlich ein gewaltiger Durchbruch sein. Unklar ist natürlich die Wirtschaftlichkeit und der exakte Platzbedarf. Aber aus technologischer Sicht ist das, was Heliogen entwickelt hat, wahrlich ein ganz wichtiger Schritt.
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Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.
Einen richtigen Durchbruch bei der Solarenergie gab es bereits vor 115 Jahren, als Padre Himalaya bei der Weltaustellung in St. Louis sein „The Pyreheliophoro“ präsentiert hat. Damit wurden Temperaturen bis zu 3800°C erzeugt.
https://www.gses.it/pionieri/himalaya.pdf