Früherer Volkswagen-Chef hat Förderung für Joint Venture mit den Chinesen beantragt.
Herbert Diess hat im Rahmen der IAA Mobility in München offiziell verkündet, er habe Förderung für den Bau einer Solarmodul-Fabrik in Deutschland in einem Joint Venture mit Ja Solar beantragt. Laut Spiegel will der ehemalige Automanager der Solarindustrie in ganz Europa zu einem Comeback verhelfen. Das Potenzial für Solarenergie als Teil der Energiewende ist gewaltig: Die momentan installierte Leistung von etwa einem Terawatt Photovoltaik wird in den nächsten 20 bis 30 Jahren auf 70 Terawatt steigen – nur zu schaffen mit regionaler Produktion, so Diess.
Chinesischer Solarkonzern: Ja Solar
JA Solar ist ein – auch in Europa – renommierter Hersteller von Solarmodulen mit Sitz in Shanghai, China. Das Cleantech-Unternehmen hat sich einen festen Platz auf dem internationalen Markt erobert und verfügt über eine große Kundenbasis in Europa, Asien und Nordamerika. Der Solarspezialist bietet eine breite Palette von hochwertigen Solarprodukten an, darunter Siliziumwafer, Solarmodule und Solarzellen.
Besonders beeindruckend sind die bifazialen Module, die mit Wirkungsgraden von bis zu 22,5 Prozent zu den effizientesten Modulen der Branche zählen. Dies ermöglicht eine effiziente Nutzung der Sonnenenergie und steigert die Energieausbeute erheblich. Mit einem Angebot von 17 Modellreihen und insgesamt 151 Modellen deckt JA Solar nahezu alle Kundenbedürfnisse ab und bietet ein vielfältiges Produktportfolio. Die Produkte sind mit Garantien von 10 bis 25 Jahren abgesichert, was das Vertrauen in die Qualität und Langlebigkeit der Module unterstreicht.
Das erste Halbjahr 2023 war für JA Solar äußerst erfolgreich. Das Unternehmen verzeichnete einen neuen Rekord bei der Versandmenge von Modulen, mit insgesamt 23,95 Gigawatt. Dadurch konnte ein Umsatz von 5,3 Milliarden Euro erzielt werden. Während der Umsatz um 43,5 Prozent stieg, wuchs der Nettogewinn des Unternehmens um sagenhafte 182 Prozent. Dieses Wachstum spiegelt die positive Entwicklung des Unternehmens wider und unterstreicht die Beliebtheit der hochwertigen Produkte.
Die erreichten Erfolge sind das Ergebnis einer langfristigen Strategie von JA Solar, die auf stabilem Wachstum und erhöhter Rentabilität beruht. Das Unternehmen bleibt bestrebt, seine Position als einer der führenden Hersteller von Solarmodulen weiter auszubauen und zukunftsfähige Lösungen im Bereich erneuerbarer Energien anzubieten. Die Schlüsselpersonen bei JA Solar sind Jin Baofang als Executive Chairman und Peng Fang, die gemeinsam mit ihrem Team die Vision und Strategie des Unternehmens vorantreiben.
Was Herbert Diess vor hat
Wer Herbert Diess vor wenigen Wochen im ZDF in der Sendung „Markus Lanz“ (Link zur Sendung in der Mediathek hier) erlebt hat, für den ist die heutige Meldung keine Überraschung: So warb der frühere Volkswagen-Chef einerseits für mehr Kooperation mit China. Andererseits äußerte sich der ehemalige Automanager begeistert über die Rolle der Solarenergie als günstigste und wichtigste Energiequelle.
Auf der IAA Mobility wirbt Diess offen für den Standort Deutschland. Wer heute in Bayern eine Photovoltaikanlage installieren lasse, zahle fünf Cent pro Kilowattstunde dafür. Im Norden seien es sieben Cent, so der frühere VW-Manager. Besonders den Wissenschaftsstandort Deutschland lobt er. Und natürlich die deutsche Stärke: Maschinenbau – hoch spezialisiert und innovativ.
Die Solarbranche wird bis 2035 größer sein als die globale Autoindustrie
Herbert Diess bei der IAA Mobility
Es sei deshalb sinnvoll, an der Wertschöpfung zu partizipieren, sagt Diess. Bedeutet: Wer will ein Joint Venture mit den Chinesen von Ja Solar aufbauen, um eine Solarmodul-Fertigung in Europa zu realisieren. Entsprechende Förderenträge seien bereits eingereicht, um für Anschubfinanzierung zu sorgen.
Ja Solar soll größter Einzelaktionär werden – neben einer Technik-Zentrale in Deutschland, solle es hier auch eine Fertigungsstätte geben. Weitere Standorte könnten in Spanien und Ungarn dazukommen.
Wie geht es weiter mit Diess und Ja?
Meyer Burger hat seine Pläne, die deutsche Fertigung rasch auszubauen, zugunsten einer schnellen Expansion in den USA aufgegeben. Mit Herbert Diess kommt nun ein weiterer Unternehmer, der das Wagnis, die deutsche Solarindustrie wiederzuleben, eingehen will. Dabei geht er den unumgänglichen Weg: Kooperation mit China. Denn Diess hat verstanden, dass wie in der Autobranche ohne China gar nichts zum Laufen gebracht werden kann.
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Ob es gelingt, bleibt trotzdem eine Frage. Es bleibt spannend, mit welchen weiteren Partnern Herbert Diess sein Ja Solar-Projekt vorantreiben will. Für den Standort Deutschland wäre ein erfolgreicher Ansatz jedenfalls sehr viel Wert.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.