Hermes ist der erste Daimler-Kunde, der ab sofort den schweren LKW der Marke Mercedes-Benz Trucks, den eActros, im Alltagsbetrieb testen wird. Der Elektro-LKW kommt in einer seriennahen Version als 18- oder 25-Tonner zu den Kunden – neben Hermes zu 19 weiteren Unternehmen. Ziel ist es, den eActros ein Jahr lang zu testen – und das lokal emissionsfreie und leise Fahren in Städten auch mit schweren LKW umzusetzen. Die Testserie gliedert sich nach Angaben von Mercedes-Benz Trucks in zwei Phasen mit jeweils zehn Kunden und dauert insgesamt ca. zwei Jahre.
Der Rahmen des Mercedes-Benz Actros dient dem eActros als Basis. Darüber hinaus handelt es sich beim eActros aber um eine vollständig auf Elektroantrieb ausgerichtete Architektur mit hohem Anteil spezifischer Teile. So basiert beispielsweise die Antriebsachse auf dem Typ ZF AVE 130, der sich in Hybrid- und Brennstoffzellen-Omnibussen von Mercedes-Benz bewährt hat und nun für den eActros wesentlich überarbeitet wurde. Der Antrieb erfolgt über zwei Elektromotoren nahe den Radnaben der Hinterachse. Ihre Leistung beläuft sich auf jeweils 126 Kilowatt, das maximale Drehmoment auf jeweils 485 Newtonmetern.
Nach der Übersetzung werden daraus jeweils 11 000 Newtonmeter. Die Fahrleistung ist damit der eines Diesel-Lkw ebenbürtig. Die maximal zulässige Achslast liegt bei den üblichen 11,5 Tonnen. Die Energie kommt aus Lithium-Ionen-Batterien mit 240 Kilowattstunden. Sie haben sich bereits bei der EvoBus GmbH bewährt – sind also keine Prototypen mehr. Sie lassen sich in Abhängigkeit der verfügbaren Ladeleistung innerhalb von zwei bis elf Stunden vollständig aufladen (bei 150 bzw. 20 Kilowatt).
Jeder Kundeneinsatz (auch Edeka und Dachser testen) stellt dabei spezielle Anforderungen an den eActros. Hermes erprobt einen 25-Tonner hauptsächlich auf einer 50 Kilometer langen Strecke, die zwischen Bad Hersfeld und dem Hermes Logistik-Center Friedewald in Nordhessen verläuft. Die Tour führt durch eine von Hügeln geprägte Landschaft und wird sechs- bis achtmal am Tag gefahren. Dies macht mindestens einen Ladevorgang zwischen den Fahrten erforderlich. Die Reichweite des eActros beträgt bis zu 200 Kilometer. Die Übergabe des Fahrzeugs an Hermes fand im September in Bad Hersfeld statt. Weitere Kundenübergaben erfolgen bis Ende des Jahres.
Oliver Lanka, Head of Central Procurement bei Hermes Germany: „Elektromobilität ist ein essentieller Bestandteil unserer Nachhaltigkeitsstrategie. Entsprechend haben wir uns das hohe Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2025 in allen Ballungszentren in Deutschland emissionsfrei zuzustellen. Neben dem Einsatz von batterieelektrischen Transportern auf der Letzten Meile ist auch die sukzessive Elektrifizierung des schweren Verteiler- und Zubringerverkehrs für uns ein wichtiges Thema. Hier arbeiten wir eng mit Mercedes-Benz Trucks zusammen. Sowohl das technologische Konzept des eActros als auch der umfassende Service-Ansatz sowie die Beratung haben uns überzeugt.“
Praxiseinsatz startet bei Hermes, geht dann weiter
Den Praxiseinsätzen des eActros bei den Kunden geht eine intensive Beratung durch die Mitarbeiter von Mercedes-Benz Trucks voraus. Dabei werden vor allem die speziellen Kundenanforderungen definiert, die entsprechende Variante des eActros bestimmt und Fragen rund um die nötige Infrastruktur geklärt. Alle Testkunden transportieren Waren im Stadtverkehr und setzen den eActros für Aufgaben ein, die sonst mit konventionellen Dieselantrieben erledigt würden – aber in völlig unterschiedlichen Branchen und Kategorien.
Die Palette reicht von Lebensmitteln bis zu Bau- und Werkstoffen. Je nach Anforderung erhalten die Kunden den zweiachsigen 18-Tonner oder den dreiachsigen 25-Tonner. Bei den Aufbauten reichen die Varianten vom Kühlkoffer über Trockenkoffer bis hin zu Silo oder Plane.
Die Mitarbeitervon Mercedes-Benz Trucks stehen den Kunden während des Tests rund um die Uhr zur Verfügung, zudem führen sie die Fahrer sowie die Mechaniker der Kunden zu Beginn über mehrere Tage verteilt in die spezifischen Eigenheiten des Elektro-Lkw ein. Die Fahrer können den Experten von Mercedes-Benz Trucks dann während des Tests per Knopfdruck direkt im Führerhaus in Form von Sprachnachrichten Rückmeldung zum Fahrzeug geben. Zusätzlich zeichnen die Experten alle relevanten Daten des Fahrzeugs kontinuierlich auf und werten diese aus.
Die weiteren teilnehmenden Kunden der ersten Testphase erhalten einen eActros sukzessive in den nächsten Wochen. Es handelt es sich um: Dachser, Edeka, Kraftverkehr Nagel, Ludwig Meyer, pfenning logistics, TBS Rhein-Neckar und Rigterink aus Deutschland sowie Camion Transport und Migros aus der Schweiz.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.