Autovermietung war durch Corona in Insolvenz geraten – die neuen Eigentümer Knighthead und Certares treiben die Elektrifizierung des Mietgeschäfts voran.
Der Im Juni 2021 aus der erfolgreichen Insolvenz auf den Markt zurückgekehrte Mietwagen-Riese Hertz will seine Mietwagenflotte zügig und mutig elektrifizieren. Dazu bestellt das Unternehmen nun nach Angaben von Bloomberg 100.000 Teslas im Wert von 4,2 Milliarden US-Dollar. Es ist die größte Einzelbestellung von Elektroautos, die es jemals gegeben hat. Auffallend dabei: Hertz zahlt offenbar den Listenpreis für die Fahrzeuge, bekommt keine marktüblichen Mengenrabatte. Die Tesla-Aktie macht aufgrund der Hertz-Nachricht einen Sprung von mehr als fünf Prozent kurz nach Börsenstart.
Das Tesla Model 3 soll ab November an Hertz-Standorten sowohl in den USA als auch in einigen europäischen Märkten zur Miete zur Verfügung stehen. Die gesamte Bestellung von 100.000 Fahrzeugen soll in 14 Monaten an die Autovermietung übergeben werden. Hertz-Kunden sollen das Supercharger-Netzwerk von Tesla benutzen dürfen – der Vermieter will aber auch eigene Ladeinfrastruktur aufbauen. Sicherlich tendenziell an den Standorten, an denen die Fahrzeugübergabe stattfindet – also klassischerweise zum Beispiel an Flughäfen.
Mitte 2020 war Hertz mitten in der Corona-Krise mit mehreren Landesgesellschaften in Insolvenz geraten. Erst im Juni 2021 war das Verfahren abgeschlossen. Die zwei neuen Eigentümer sind nun ganz offenbar gewillt, den etwas verstaubt wirkenden Mietmarkt umzudrehen. Insgesamt wollen Knighthead, Certares und Apollo Capital Management den Elektrifizierungsplan auf alle PKW und LKW von Hertz anwenden – insgesamt rund eine halbe Million Fahrzeuge.
Das Wachstum wird durch die hohe Effizienz von Elektrofahrzeugen, das positive Nutzererlebnis und die Vorteile für den Klimawandel angetrieben, teilte Hertz in einer Mitteilung mit – in Verbindung mit bahnbrechenden Batteriesystemen und schnell wachsenden Ladenetzen. Fahrer von Elektrofahrzeugen profitierten den Angaben zufolge auch von niedrigeren Wartungs- und Kraftstoffkosten. All diese Vorteile will Hertz nun für die größte elektrische Fahrzeugflotte Nordamerikas nutzen.
Elektrofahrzeuge sind jetzt Mainstream, und wir haben gerade erst begonnen, die steigende weltweite Nachfrage und das Interesse zu beobachten. Das neue Hertz wird als Mobilitätsunternehmen eine Vorreiterrolle einnehmen, beginnend mit der größten EV-Vermietungsflotte in Nordamerika und der Verpflichtung, unsere EV-Flotte auszubauen und Freizeit- und Geschäftskunden auf der ganzen Welt das beste Vermietungs- und Ladeerlebnis zu bieten.
Mark Fields, Interim CEO von Hertz
In diesem Jahr wird Tesla zirka 850.000 Fahrzeuge produzieren – allerdings steht die Kapazitätserweiterung durch die Gigafactory in Texas unmittelbar bevor, während in Grünheide Anfang 2022 die ersten Fahrzeuge produziert werden dürften. Interessant ist die Entscheidung, 100.000 Elektrofahrzeuge bei Tesla zu bestellen aber noch aus einem anderen Grund: Tesla will eines Tages selbst Flottenbetreiber von autonom fahrenden Elektromobilen werden – offenbar sieht der Autobauer in Hertz momentan noch keinen Konkurrenten.
Die Rekordbestellung von 100.000 Autos mit elektrischem Antrieb zeigt die Dynamik, die die Elektromobilität weltweit erreicht hat. Die Disruption des Sektors, die von Tony Seba prognostiziert wurde, ist in vollem Gange.
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Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.