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HH2E Zukunftskraftwerk: Wasserstoff und Erneuerbare intelligent gekoppelt

Cleantech-Unternehmen HH2E will rund um die Uhr Strom, Wärme und Wasserstoff für regionale Kunden liefern. Hochkarätige Investoren sind an Bord.

Was die HH2E AG aus Hamburg vor hat, ist eine intelligente Kopplung vorhandener Ressourcen im Norden und Osten Deutschlands mit den Sektoren, die besonders schwer zu dekarbonisieren sind – etwa die produzierende Industrie. Dafür haben Seriengründer Alexander Voigt und der ehemalige Uniper-Chef Andreas Schierenbeck ein HH2E-Werk konzipiert, das in der Region ansässige Verbraucher rund um die Uhr mit Strom, Wärme und Wasserstoff versorgt. Die ersten Standorte sind Lubmin bei Greifswald und Borna bei Leipzig.

Bislang sorgt es in Deutschland vor allem für Schlagzeilen, wenn Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck den Import von grünem Wasserstoff oder seiner Derivate aus Norwegen, Namibia, Kanada, Chile oder Australien organisiert. Doch mit HH2E gibt es mittlerweile ein urdeutsches Cleantech-Unternehmen, das 2025 grünen Wasserstoff sowie Strom und Wärme zu vergleichbaren Preisen bieten will. Den Nachteil der geringeren Sonneneinstrahlung etwa in Namibia will das Unternehmen durch ein cleveres Konzept seiner HH2E-Werke ausgleichen.

Die HH2E AG mit Sitz in Hamburg und mittlerweile auch in Berlin am ehemaligen Flughafen Tegel ist ein Cleantech-Unternehmen, das sich zum Ziel gesetzt hat, in vielen Regionen Kraftwerke der Zukunft zu errichten. Mit-Gründer ist der erfahrene Solar-Unternehmer Alexander Voigt, der seit 2001 etwa bei Solon, Younicos, Lumenion oder der GRIPS Energie AG in führender Position agierte. Mitgründer und Vorstandskollegen von Alexander Voigt sind Mark Page und der frühere Uniper-Manager Andreas Schierenbeck.

Das Unternehmen will sogenannte HH2E-Werke errichten, die verfügbare Mengen Solar- und Windstrom in einen kontinuierlichen Fluss von Wärme, kohlenstofffreiem Strom sowie grünem Wasserstoff wandeln. Ziel ist es, damit regional ansässige, produzierende Unternehmen oder auch die Kommunen selbst zu beliefern. Die Besonderheit: Die Anlage benötigt lediglich vier Stunden Wind- oder Sonnenenergie pro Tag, um diese Lieferungen sicherzustellen. Diese Energie bezieht das Kraftwerk in den Stunden mit den niedrigsten Preisen – um insgesamt wettbewerbsfähige Angebote machen zu können.

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HH2E-Werk: Wasserstoff, Strom und Wärme für regionale Verbraucher.

Wärme- und Stromspeicher sowie Elektrolyse-Anlagen als Wasserstofferzeuger gehören zu jedem HH2E-Werk dazu. Daneben setzt HH2E grundsätzlich auf die passenden Standorte, an denen etwa ausgediente Kohle- und Gaskraftwerke für einen Strukturwandel bereitstehen. So sollen neben vorhandenen Netzanschlüssen auch sonstige Infrastruktur und gut ausgebildete Mitarbeiter in der jeweiligen Region gehalten werden. „Die Umwandlung fossil befeuerter Standorte in emissionsfreie Kraftwerke der Zukunft sichert grüne Energie für alle. Und eine bessere Zukunft für die Menschen vor Ort“, so das Unternehmen auf seiner Webseite.

Das Hamburger Energieunternehmen verfügt über einen Investitionsplan im Volumen von mehreren Milliarden Euro, um eine Produktionskapazität von mehreren Gigawatt aufzubauen. So könnte HH2E eines Tages einer der großen Hersteller von grünem Wasserstoff hierzulande werden. Neben dem bekannt gewordenen Standort in Lubmin werden auch Mitarbeiter für ein Projekt im Süden von Leipzig, konkret Thierbach, gesucht. Ende Januar 2023 hat HH2E offiziell bestätigt, ein ehemaliges Kraftwerk in Thierbach, also bei Borna, nutzen zu wollen.

Laut eigener Aussage hat das Unternehmen weitere 15 deutsche Standorte im Blick.

Wie das Zukunftskraftwerk funktionieren wird, zeigt das Video:

H2 Lubmin GmbH: Erstes Werk in Mecklenburg Vorpommern

Am 15. Juni 2022 kündigte das Unternehmen die Errichtung der ersten Anlage in Mecklenburg-Vorpommern an. Am norddeutschen Standort Lubmin soll im Jahr 2023 mit dem Bau eines alkalischen 50- oder 100-Megawatt-Elektrolyseurs begonnen werden. Dieser soll 2024 in den kommerziellen Betrieb gehen. Von welchem Hersteller der Wasserstofferzeuger kommen wird, ist offiziell nicht bekannt. In einem Projekt in Hamburg prüfte HH2E in der Vergangenheit ein Projekt zusammen mit Uniper und Siemens Energy als Lieferant eine Großelektrolyse.

Ziel des auch als Zukunftskraftwerk bezeichneten Projekts ist es, die jeweiligen Verbrauchssektoren rund um die Uhr mit erneuerbarer Energie und sauberem Wasserstoff beliefern zu können. Die dauerhafte Wasserstofferzeugung der Elektrolyse wird durch einen Zwischenspeicher sichergestellt: Laut Unternehmen handelt es sich um einen 200-Megawattstunden-Batteriespeicher. Scheint die Sonne nicht, wird der fehlende Ökostrom aus dem Speicher geliefert. Die sonstige Lieferung von Wind- und Solarstrom soll durch langfristige Power Purchase Agreements gesichert werden.

Zweites Projekt: HH2E Werk Thierbach GmbH

Ende Januar 2023 gab das zweite Projekt bekannt – wie zuvor durch Stellenausschreibungen erwartet, handelt es sich um das HH2E-Projekt am ehemaligen Kraftwerksstandort in Thierbach in der Region Borna. Zu Beginn des Projektes – nach der finalen Investitionsentscheidung könnte der Baustart noch im Laufe des Jahres 2023 erfolgen, wird zunächst mit einer Einspeisekapazität von 100 Megawatt kalkuliert. Bis 2030 kann die Skalierung um den Faktor 10 gelingen.

Der Wasserstoff – in der ersten Ausbaustufe 6.000 Tonnen pro Jahr – soll sowohl an die industriellen Großverbraucher der chemischen Industrie geliefert werden als auch an kommerzielle Betreiber von Luft- und Bodentransportmitteln. Zur Versorgung mit Erneuerbaren Energien könnte für die Wasserstoff-Produktion in der Region südlich von Leipzig dürfte auch Europas größter Solarpark, der Energiepark Witznitz, beitragen.

Als Investoren und Mitgründer der HH2E Werk Thierbach GmbH sind die Investoren Foresight und HydrogenOne an Bord. HH2E setzt auf Alkali-Elektrolyseure von Nel Hydrogen, die mit Hochleistungsbatteriespeichern kombiniert werden.

Kapazität von einem Gigawatt bis 2030?

Die Power-to-X-Anlage an der Ostsee könnte bis 2030 auf eine Kapazität von einem Gigawatt skaliert werden – die Investitionskosten könnten sich dann auf mehr als eine Milliarde Euro summieren. Das Hamburger Unternehmen sucht für seine Anlagen gezielt nach Industriestandorten, die vom Strukturwandel betroffen sind und umstrukturiert werden können – in Lubmin stand einstmals ein Kernkraftwerk. Für Lubmin spricht neben der Nähe zu den Offshore-Windparks der Ostsee die günstige Verfügbarkeit erneuerbarer Energien mit Onshore-Wind und Solarkraftwerken.

Partner beim norddeutschen Pionier-Projekt ist die MET Group aus der Schweiz. Hauptabnehmer sollen Transport- und Industriekunden werden. Daneben dürfte auch die maritime Wirtschaft Interesse bekunden. Diese Mengen sind vorgesehen:

  • Ausbaustufe 1 (2024): 6.000 Tonnen Wasserstoff (entspricht 200.000 Megawattstunden)
  • Ausbaustufe 2 (2030): 60.000 Tonnen Wasserstoff, Leistung 1 Gigawatt – Vermeidung von 800.000 Tonnen direkter CO2-Emissionen pro Jahr

Was macht die MET Group?

Die H2 Lubmin GmbH ist das Gemeinschaftsunternehmen von HH2E und MET Group. Die klassische Projektgesellschaft organisiert die Entwicklung des Projektes, den Bau sowie den langfristigen Betrieb der neuen Anlage.

MET ist ein „integriertes Energieunternehmen“ aus der Schweiz aus dem Gas- und Stromsektor. Es bringt Erfahrung aus dem Aufbau von Energieinfrastruktur und Industrieanlagen mit. Der Umsatz liegt bei mehr als 18 Milliarden Euro.

Investoren HydrogenOne und Foresight

Mit dem Konzept eines hochmodernen Kraftwerks, das zuverlässig und konstant die wichtigsten Player in der jeweiligen Region mit Strom, Wärme und Wasserstoff beliefert, hat bereits Investoreninteresse geweckt: Mit HydrogenOne und Foresight sind zwei Fonds eingestiegen, die direkt in die Projekte von HH2E investiert haben. Dazu haben die Investmentunternehmen Kapitalanteile an der HH2E AG erworben.

HydrogenOne wurde 2021 mit dem Ziel gegründet, ein attraktives Kapitalwachstum durch Investitionen in ein diversifiziertes Portfolio aus Wasserstoff und ergänzenden, auf Wasserstoff basierten Anlagen zu erzielen. Die Foresight Group wurde 1984 gegründet und ist ein führender börsennotierter Infrastruktur- und Private-Equity-Investmentmanager. Mit einem langjährigen Schwerpunkt auf ESG- und nachhaltigkeitsorientierten Strategien zielt das Unternehmen darauf ab, seinen institutionellen und privaten Anlegern attraktive Renditen aus schwer zugänglichen privaten Märkten zu bieten.

Deutschland strebt an, bis zum Jahr 2035 fast 100 Prozent seines Stroms aus erneuerbaren Energien zu gewinnen, wodurch die Entwicklung der erneuerbaren Energieerzeugung und der grünen Wasserstoffindustrie in den folgenden Dekaden höchste Priorität haben wird. Bis 2030 strebt die Bundesregierung an, eine Erzeugungskapazität von 360 GW Wind- und Solarenergie und eine 10 GW Elektrolyseur-Kapazität zu installieren. Das entspricht 14 Terawattstunden inländischer Produktion. Der Bedarf dürfte Ende des Jahrzehnts bei 90 bis 110 Terawattstunden liegen.

HH2E hebt Sektorenkopplung auf neues Niveau

Das Konzept des Hamburger Unternehmens, das kohlenstofffreien Strom, Wärme und Wasserstoff rund um die Uhr an vertraglich fixierte Kunden liefern kann, ist clever, weil es die Sektorenkopplung auf ein neues Niveau hebt. Es bündelt die Möglichkeiten der Energiespeicherung, nutzt vorhandene Infrastruktur und überschüssige Energie, die sonst womöglich quer durchs Land transportiert oder gar abgeregelt werden müsste.

Das macht es den Bundesländern im Osten und Norden einfacher, zusätzliche erneuerbare Energien auszubauen – weil mehr regionale Anbieter vorhanden sind. Die aktuelle Entwicklung zeigt: Neuansiedlungen gehen dorthin, wo saubere Energie verfügbar ist – in Zukunft werden diese Ansiedlungen noch viel stärker dort passieren, wo grüner Wasserstoff verfügbar ist. Unklar ist lediglich, wie der Transport von Wasserstoff, Wärme und elektrischer Energie zu den regionalen Kunden organisiert werden wird.

Kooperation mit LEAG in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg

Im Februar gaben der ostdeutsche Energieversorger LEAG und HH2E eine Zusammenarbeit in den drei ostdeutschen Bundesländern Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg bekannt. Die LEAG plant bis 2030 den Aufbau einer GigawattFactory, bei der PV- und Windenergieanlagen mit einer Kapazität von sieben Gigawatt entstehen sollen. Daneben könnten an den Standorten Jänschalde, Schwarze Pumpe, Boxberg und Lippendorf neue Gaskraftwerke entstehen, die H2ready sind – wie sie auch von der Bundesregierung vorgesehen sind.

„Die Verfügbarkeit von grüner Energie ist heute einer der Hauptgründe für die Ansiedlung von Unternehmen und Betrieben. Die Produktion von grünem Wasserstoff kann in jeder Region zu einem wirtschaftlichen Katalysator werden, der viele Branchen und Unternehmen anzieht. Wir bei HH2E freuen uns sehr über die Vereinbarung mit der LEAG, denn die gemeinsame Projektentwicklung beschleunigt die Energiewende und maximiert gleichzeitig die wirtschaftliche Entwicklung“, sagt Andreas Schierenbeck, Mitbegründer und Vorstand der HH2E AG.

Letztlich verfolgen die beiden Unternehmen das gemeinsame Ziel, die Projekte schneller zu realisieren und Synergien zu erschließen. In konkreten Vorhaben soll es um den Aufbau einer zusammenhängenden Wertschöpfungskette von der Erzeugung über den Transport und bis zur energetischen Verwertung von grünen Wasserstoff gehen. 

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(Dieser Beitrag entstand ursprünglich am 17. Juni 2022. Die letzte Überarbeitung war am 5. Februar 2023.)
1 Kommentar
  1. […] Rückschlag für den Aufbau der Wasserstoff-Infrastruktur in Deutschland: Am 8.11.24 teilte die HH2E AG mit, dass der Vorstand der Foresight Group trotz ausgehandelter Verträge die Finanzierung des […]

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