Cleantech-Startup aus Kanada setzt auf selbst entwickelte Kavernen für Druckluft-Energiespeicher.
Das kanadische Cleantech-Unternehmen Hydrostor plant in Kalifornien zwei große Energiespeicher auf Basis der Druckluft-Technologie. Jedes der beiden Projekte mit jeweils 500 Megawatt / 5 Gigawattstunden gilt das größtes Speicherprojekt, wenn man von Wasserspeichern absieht. Bei den beiden Projekten arbeitet Hydrostor mit Pattern Energy und Meridiam beim sogenannten Rosamond-Projekt ganz in der Nähe von Los Angeles zusammen. Die Speicherkapazität dieses Vorhaben soll bei vier bis sechs Gigawattstunden liegen.
Zum zweiten Projekt in Mittelkalifornien liegen noch keine Details vor. Hydrostor möchte die beiden Vorhaben innerhalb von drei bis fünf Jahren Realität werden lassen. Die California Public Utilities Commission strebt bis 2026 1,6 Gigawatt Langzeit-Energiespeicher an. Da sind zwei Mal 500 Megawatt ein gewaltiger und bedeutsamer erster Schritt.
Hydrostor hat eine Technologie, die sich von klassischen Druckluftspeichern unterscheidet. Diese nutzen oft bestehende, unterirdische Salzkavernen für die Speicherung – und sind damit nicht überall installierbar. Die Hydrostor-Technologie hingegen kann überall gebaut werden – das hat das Cleantech-Unternehmen mit seiner 2019 fertiggestellten Anlage (1,75 Megawatt / 10 Megawattstunden) im kanadischen Bundesstaat Ontario bewiesen.
Die Flexibilität von Hydrostor resultiert daraus, dass das Startup Kavernen nutzt, die speziall angefertigt werden – und entsprechend platziert werden. Herzstück ist ein Kompressor, der – angetrieben von erneuerbaren Energien – erhitzte Druckluft erzeugt. Die Wärme wird diesem Luftstrom entzogen und zur späteren Verwendung im thermischen Speicher gespeichert. Die übrig bleibende Druckluft wird in die Kaverne gepumpt, die teilweise mit Wasser gefüllt ist. Dieses wird an die Oberfläche des geschlossenen Kreislaufs gedrückt.
Wird Strom benötigt, wird das System entriegelt. Der Druck des gespeicherten Wassers auf die Druckluft sorgt dafür, dass das Gas über eine Pipeline zurück an die Oberfläche gedrückt wird. Dort wird es mit der gespeicherten Wärme erneut erwärmt. Die heiße, komprimierte Luft wird anschließend in einer Turbine ausgedehnt. Dabei wird Strom erzeugt.
Unklar ist, wie hoch die Kosten pro Megawattstunde bei diesem Energiespeicher sind. Die Aussicht darauf, zwei Großspeicher in Kalifornien zu bauen, deutet darauf hin, dass die Skalierung zu vorteilhafter Wirtschaftlichkeit führen dürfte.
Langzeit-Energiespeicher wie die von Highview Power aus UK sind noch recht selten auf der Welt. Klassische Batteriespeicher eignen sich dafür nur bedingt. Daher sind Lösungen wie die von Hydrostor eine wichtige nächste Technologie der Energiewende insbesondere in den USA, UK und Australien – und bald auch in Zentraleuropa. das momentan noch den Vorteil des Verbundnetzes hat.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.