Schon im November 2020 soll der Hyzon Motors H3 Truck ausgeliefert werden / Brennstoffzellen mit bis zu 370 Kilowatt von Horizon Fuel Cells aus Singapur
Nach Nikola kommt Hyzon Motors: Das im Bundesstaat New York ansässige Cleantech-Startup setzt dabei auf die Brennstoffzelle – und will schon bis 2025 die ersten Schwerlast-LKW auf den Markt bringen. Dabei folgt Hyzon einem überaus ambitionierten Zeitplan: Schon im November 2020 sollen die ersten Nutzfahrzeuge auf den Markt kommen. Die Brennstoffzellen-Technologie stammt dabei von einem Partner-Unternehmen aus Singapur, das der heutige Hyzon-CEO jahrelang aufgebaut hat.
Bis August 2019 agierte der Chinese George Gu als Gründer und CEO des in Singapur angesiedelten Cleantech-Unternehmens Horizon Fuel Cell Technologies, das auf PEM-Brennstoffzellen für den mobilen Einsatz spezialisiert ist. Und dies durchaus kommerziell erfolgreich: So erhielt Horizon im vergangenen Sommer den Auftrag, 1.000 Brennstoffzellen für Hafenfahrzeuge für einen nicht genannten OEM zu liefern.
Im vergangenen Jahr lieferte Horizon Fuel Cells etwa 400 Brennstoffzellen-Stacks mit einer Leistung von 50 Kilowatt bis 250 Kilowatt für mittlere bis schwere Nutzfahrzeuge aus – vermutlich insbesondere für Hersteller aus China. Jetzt soll durch die Ausgründung Hyzon Motors der nächste Schritt gelingen. Dazu will Hyzon mittelfristig in den USA die einzige Fabrik für PEM-Hochleistungs-Brennstoffzellen aufbauen.
George Gu ist nun seit Januar 2020 offiziell CEO von Hyzon – im Januar stellte das Cleantech-Unternehmen seine – rudimentäre – Webseite vor, bevor nun im März ein Einblick in die Pipeline der kommenden Monate rund um Transporter, Busse und LKWs erfolgte. Und die hat es durchaus in sich.
H3-Truck mit Horizon-Brennstoffzelle
Das erste LKW-Modell (H3 trucks) soll demnach schon im Herbst diesen Jahres ausgeliefert werden. Hinzu kommt ein Stadt-Bus, der auf einer bestehenden Bus-Plattform aufsetzen soll. 2021 kommen Warentransporter und Transporter für bis Personen mit bis zu 15 Sitzen dazu. Die erwartete Reichweite für diese Nutzfahrzeuge liegt bei 600 Kilometern.
Im Jahr 2022 oder 2023 schließlich soll ein Pickup-Truck auf den Markt kommen, der mit Reichweiten von 600 bis 800 Kilometern und Allradantrieb überzeugen soll. Damit springt Hyzon in ein lukratives, aber auch hart umkämpftes Marktsegment, in dem sich bereits Ford, Tesla oder Rivian mit entsprechenden Angeboten rein elektrisch angetriebener Fahrzeuge tummeln werden.
Ähnlich wie Nikola will sich auch Hyzon um den Aufbau einer Wasserstoff-Infrastruktur in den USA, Asien und Europa kümmern. Nur so könne das angestrebte rasche Wachstum realisiert werden, findet das Unternehmen. Dazu zählt auch das Ziel, bis 2025 einen tatsächlichen Schwerlast-LKW serienreif zu bekommen.
Dieser Roadtrain genannte Schwerlast-LKW soll ein Gesamtgewicht von 140 Tonnen ziehen können. Er besteht aus einer Zugmaschine mit drei oder mehr Anhängern, sogenannte Long Combination Vehicle, die insbesondere in den USA und Australien eingesetzt werden. Teilweise werden diese Roadtrains auch in Tagebauen eingesetzt und können dann eine Länge von 100 Metern erreichen.
Roadtrain mit 370-Kilowatt-Brennstoffzelle
Um das Vorhaben zu bewerkstelligen soll der Hyzon-Roadtrain mit einer 370-Kilowatt-Brennstoffzelle von Horizon Fuel Cells (Horizon 500hp) ausgestattet werden. Es wäre ein Novum, denn bislang sind kaum Brennstoffzellen mit mehr als 100 Kilowatt im Einsatz. Schon im kommenden Jahr soll eine Vorserienproduktion des Roadtrains starten – und möglicherweise die ersten Zug-Fahrzeuge ausgeliefert werden.
Bei der Entwicklung der Fahrzeuge soll es auch eine Kooperation mit einem europäischen Fahrzeughersteller geben, der aber noch nicht bekannt ist. Mit all diesen Technologien und Partnerschaften will Hyzon Motors zum ersten Unternehmen werden, das Nutzfahrzeuge mit Brennstoffzelle in Serie produziert. Dabei helfen soll das Team des Jung-Unternehmens – und deren Erfahrungen bei Autobauern wie BMW, Saab, Nissan, Volkswagen, Volvo Trucks, Riversimple oder Grove.
Hyzon Motors kommt nach Groningen
Hyzon hat seine ambitionierten Pläne, auch auf dem europäischen Markt Präsenz zu zeigen, am 13. Juli 2020 durch die Partnerschaft mit dem Brennstoffzellen-LKW-Hersteller Holthausen Clean Technology untermauert. Schon Ende 2021 sollen hier die ersten Hyzon-Trucks mit Brennstoffzelle die neue Europazentrale verlassen. Holthausen fertigt in Groningen bereits.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.