Neue Studie von Urgewald „Investing in Climate Chaos“ enthüllt erschreckendes Ausmaß der Finanzströme in klimaschädliche Industrien
Die neue Recherche „Investing in Climate Chaos“ von Urgewald und 17 NGO-Partnern zeigt, dass institutionelle Anleger weltweit 4,3 Billionen US-Dollar in Anleihen und Aktien von Unternehmen der fossilen Brennstoffindustrie investiert haben. Die größten fossilen Verschmutzer sind demnach: Vanguard, BlackRock, State Street und Capital Group. Diese Investitionen, getätigt von Pensionsfonds, Versicherungen, Vermögensverwaltern und anderen großen Finanzakteuren, stehen in direktem Widerspruch zu den globalen Bemühungen, die Klimakrise einzudämmen.
Die größten Verschmutzer: Vanguard, BlackRock, State Street und Capital Group
Die „Filthy Four“ (die schmutzigen Vier), wie sie im Bericht Investing in Climate Chaos genannt werden, sind Vanguard, BlackRock, State Street und Capital Group. Diese vier US-amerikanischen Vermögensverwalter halten zusammen 1,1 Billionen US-Dollar an Investitionen in Kohle, Öl und Gas. Vanguard, der größte Investor, lehnt jegliche Richtlinien zur Einschränkung fossiler Brennstoffe ab und stimmt regelmäßig gegen Klimabeschlüsse in den Unternehmen, an denen er beteiligt ist.
Die Investitionen in fossile Brennstoffe tragen erheblich zur globalen Erwärmung bei. Die Verbrennung von Kohle, Öl und Gas setzt Treibhausgase frei, die den Klimawandel beschleunigen. Während die internationale Gemeinschaft auf der COP28 in Dubai beschloss, sich von fossilen Brennstoffen zu verabschieden, investieren 96 Prozent der Öl- und Gasproduzenten weiterhin in neue Reserven.
Trotz der zunehmenden Dringlichkeit der Klimakrise gibt es Widerstand gegen eine Abkehr von fossilen Brennstoffen. Ein Konsortium von Investoren plant beispielsweise die Gründung einer neuen Börse in Dallas, Texas, die als Alternative zur New York Stock Exchange (NYSE) und Nasdaq dienen soll. Zu den Unterstützern gehören große Finanzinstitute wie BlackRock und Citadel Securities.
Im Überblick: Das fossile Vermögen der Filthy Four
Vanguard: Als weltweit größter Investor in fossile Brennstoffe hält Vanguard 413 Milliarden US-Dollar in Kohle-, Öl- und Gasunternehmen. Das Unternehmen weigert sich entschieden, Richtlinien zur Einschränkung fossiler Brennstoffe zu verabschieden und stimmt regelmäßig gegen Klimabeschlüsse in den Unternehmen, an denen es beteiligt ist.
BlackRock: Der weltgrößte Vermögensverwalter BlackRock hält 400 Milliarden US-Dollar an Investitionen in fossilen Brennstoffen. Obwohl BlackRock Nachhaltigkeit als Priorität betont, bleiben die massiven Investitionen in klimaschädliche Industrien ein Widerspruch zu diesem Anspruch.
State Street: Mit 171 Milliarden US-Dollar an Investitionen in fossilen Brennstoffen ist State Street der drittgrößte Akteur in diesem Bereich. Ähnlich wie BlackRock betont auch State Street Nachhaltigkeit, ohne jedoch konkrete Maßnahmen zur Reduzierung seiner Investitionen in fossile Brennstoffe zu ergreifen.
Capital Group: Als viertgrößter Investor hält Capital Group 165 Milliarden US-Dollar in Kohle-, Öl- und Gasunternehmen. Über die Klimapolitik von Capital Group ist weniger bekannt als über die der anderen drei großen Investoren, aber die Höhe der Investitionen zeigt, dass auch dieses Unternehmen eine wichtige Rolle bei der Finanzierung der fossilen Brennstoffindustrie spielt.
Länder mit den größten Investitionen und ein Aufruf zum Handeln
Die USA sind mit 2,8 Billionen US-Dollar der größte Investor in fossile Brennstoffe, gefolgt von Kanada (254 Milliarden US-Dollar) und Japan (168 Milliarden US-Dollar). Deutschland liegt mit 70 Milliarden US-Dollar auf Platz zehn.
Die Studie fordert institutionelle Anleger auf, ihre Investitionen aus fossilen Brennstoffen abzuziehen und in erneuerbare Energien und nachhaltige Technologien umzuschichten. Es wird betont, dass 2024 ein Wendepunkt sein muss, in dem Zentralbanken und Regulierungsbehörden Maßnahmen ergreifen, um sicherzustellen, dass Finanzströme mit dem Pariser Abkommen in Einklang stehen.
Gemäß London Stock Exchange Group werden in den kommenden Jahren rund 3,2 Billionen US-Dollar an Schulden von Unternehmen mit hohem Kohlenstoffausstoß zur Refinanzierung fällig.
Die Frage ist, ob institutionelle Anleger weiterhin Anleihen von Unternehmen wie Saudi Aramco, ExxonMobil oder TotalEnergies erwerben werden, deren Geschäftsmodell auf der Erderwärmung basiert. Oder werden Pensionsfonds, Versicherer und Vermögensverwalter erkennen, dass solche Investitionen zu mehr Hitzewellen, katastrophalen Überschwemmungen und Klimakatastrophen führen werden?
Im Jahr 2024 steht die Klimafinanzierung im Fokus. Sie war das Hauptthema des UN-Klimagipfels in Bonn im Juni und bleibt die größte Herausforderung auf der COP29 in Baku im November. Jedoch bleibt die Klimafinanzierung im Vergleich zu den Billionen, die institutionelle Anleger in den kommenden Jahren in die fossile Brennstoffindustrie investieren könnten, nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
2024 als Wendepunkt der Klimafinanzierung?
2024 muss ein Wendepunkt für Klimafinanzierung sein, das Jahr, in dem Zentralbanken und Regulierungsbehörden endlich Artikel 2.1(c) des Pariser Abkommens umsetzen und Maßnahmen ergreifen, um sicherzustellen, dass die Finanzströme im Einklang mit den Zielen von Paris stehen und das Abkommen nicht untergraben.
Institutionelle Anleger müssen laut Investing in Climate Chaos beginnen, diese Billionen zu verlagern, um den Übergang zu sauberer Energie zu beschleunigen anstatt die Expansion der fossilen Brennstoffe zu unterstützen. Allen voran die Filthy Four – also Vanguard, BlackRock, State Street und Capital Group.
Übersicht der wichtigsten Zahlen:
- 4,3 Billionen US-Dollar: Gesamte Investitionen institutioneller Anleger in fossile Brennstoffe weltweit.
- 1,1 Billionen US-Dollar: Investitionen der „Filthy Four“ (Vanguard, BlackRock, State Street, Capital Group).
- 2,8 Billionen US-Dollar: Investitionen institutioneller Anleger aus den USA.
- 96 %: Anteil der Öl- und Gasproduzenten, die weiterhin in neue Reserven investieren.
- 2024: Das Jahr, das laut der Studie zum Wendepunkt für Klimafinanzierung werden muss.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.