Ionity beginnt mit Aufbau der Ladeinfrastruktur

Erste deutsche Ladesäule vom Ionity-Konsortium entstand in Rheinland-Pfalz / Großes Interesse weiterer Autobauer an Beteiligung / Kooperation mit Tesla?

Porsche gegen Tesla – im Moment inszeniert sich der deutsche Sportwagenbauer als Konkurrent des amerikanischen Elektroauto-Pioniers. Beim Thema Schnellladung will Porsche jetzt durch die Beteiligung am System von Ionity aufholen: Die erste Ladestation wurde kürzlich in Brohtal Ost an der A61 in Rheinland-Pfalz bei Tank & Rast in Betrieb genommen. Spannend: Die Macher von Ionity sind u.a. auch mit Tesla über eine Kooperation im Gespräch.

Ionity hat sich zum Ziel gesetzt, ein System von Schnellladesäulen aufzubauen. Das Unternehmen ist ein Joint Venture der Autokonzerne BMW, Daimler, Ford sowie Audi und Porsche aus dem Volkswagen-Konzern. Während Tesla seine Investitionen in Ladeinfrastruktur weltweit aus eigener Tasche finanziert hat, haben sich mehrere Autokonzerne mit Milliardengewinnen zusammengeschlossen, um ebenfalls Infrastruktur zu schaffen.

Gebaut werden die Ladesäulen von ABB, Porsche und Tritium, einem australischen Unternehmen. Partner für die Errichtung sind u.a. Shell, OMV, Tank & Rast und Circle K, aber auch weitere Besitzer von entsprechenden Grundstücken wie Q8 und MRH (UK). Tesla ist kürzlich dem Konsortium CharIN beigetreten, das den CCS-Standard in Europa und den USA fördern will. Womöglich könnte das Tesla Model 3, das Ende 2018 / Anfang 2019 auf den europäischen Markt kommt, dann bereits kompatibel sein mit den Ionity-Säulen, berichtet die Süddeutsche Zeitung.

Bis 2020 will Ionity mehr als 400 Ultra-Schnellladesäulen aufgebaut haben. Der Zeitplan ist eng, bislang hat das Konsortium Genehmigungen für 20 Standorte erhalten. Die Zeit drängt nicht nur, weil Audi, BMW und Co. ihren Kunden ein perfektes Netz bieten wollen, wenn sie mit ihren ersten Elektroautos auf den Massenmarkt kommen. Es drängt auch, weil mehrere konkurrierende Systeme – ein weiteres ist Fastned – um die Top-Lagen buhlen.

Ionity & Tesla-Supercharger: Kooperation in Sichtweite

Dennoch: Für die deutsche Autoindustrie entsteht eine gute Situation durch den Aufbau des eigenen Ladenetzes. Einerseits wollen sich auch Autobauer wie Volvo, Fiat-Chrysler PSA/Opel und Jaguar Land Rover beteiligen. Andererseits schaffen sie so ein Gegengewicht zu der Infrastruktur, die Tesla aufgebaut hat – zumindest an Autobahnen. Denn vor einigen Jahren, als Tesla mit dem Aufbau begann, ließ die deutsche Autoindustrie Elon Musk abblitzen – wie zuvor schon Shai Agassi, der ein System von Batteriewechselstationen aufbauen wollte.

Wollte man also Tesla in der Anfangszeit „alleine lassen“, könnte nun bei Erreichung einer Pattsituation durch Vorhandensein ähnlicher Infrastrukturen relativ leicht eine Zusammenarbeit zustande kommen. Da diese in beiderseitigem Interesse ist, ist es sehr wahrscheinlich, dass Porsche-Fahrer künftig an Tesla-Superchargern Strom tanken werden, während Fahrer des Tesla Model 3 zu Ionity gehen.

Das Ladeinfrastruktur-Problem der Elektromobilität kann ab 2020 als gelöst betrachtet werden. Zumindest für Langstrecken.

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.

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