
Isar Aerospace: Start einer europäischen Raumfahrtvision
Im Februar 2018 wird Isar Aerospace von drei ambitionierten Ingenieuren gegründet: Daniel Metzler, Josef Fleischmann und Markus Brandl. Die drei Gründer, allesamt Absolventen der Technischen Universität München (TUM), haben zuvor in der renommierten studentischen Arbeitsgruppe WARR (Wissenschaftliche Arbeitsgemeinschaft für Raketentechnik und Raumfahrt) an innovativen Technologien für die Raumfahrt gearbeitet. Ihre Vision mit Isar Aerospace ist klar: Europa soll im globalen Weltraumrennen wieder eine führende Rolle einnehmen, indem der Zugang zum Orbit kostengünstiger, flexibler und nachhaltiger gestaltet wird.
Die Gründungsidee: Ein europäisches Space-Tech-Startup
Die Idee zu Isar Aerospace entsteht bereits 2017, als die Gründer im Rahmen von WARR an neuen Raketentriebwerken arbeiten. Ihre Experimente stoßen auf großes Interesse in der Raumfahrtindustrie. Schnell wird klar: Es gibt eine Marktlücke für kleine und mittelgroße Trägerraketen, die Satelliten effizient in den Weltraum transportieren können. Die bestehenden Lösungen sind entweder zu teuer oder zu unflexibel, um den wachsenden Bedarf an Satellitenstarts zu decken.
Mit dieser Erkenntnis gründen Metzler, Fleischmann und Brandl Isar Aerospace. Das Unternehmen verfolgt das Ziel, die erste rein privat finanzierte europäische Trägerrakete zu entwickeln, die sowohl kommerzielle als auch institutionelle Kunden bedient. Die Rakete soll vor allem Kleinsatelliten und Satellitenkonstellationen ins All befördern – ein Marktsegment, das durch die zunehmende Digitalisierung und den Ausbau von Kommunikationsnetzen stark wächst.
Technologie und Innovation im Fokus
Isar Aerospace setzt von Anfang an auf modernste Fertigungstechnologien. Das Unternehmen integriert vertikal alle wichtigen Produktionsschritte – von der Entwicklung über die Herstellung bis hin zur Integration der Raketenkomponenten. Dieser Ansatz ermöglicht es, Bauteile innerhalb weniger Stunden anzupassen und neu zu fertigen – ein Prozess, der bei traditionellen Herstellern oft Monate dauert. Diese Agilität verschafft Isar Aerospace einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil.
Die erste Rakete des Unternehmens, „Spectrum“, ist ein sogenannter Minilauncher. Mit einer Länge von 28 Metern und einem Durchmesser von 2 Metern ist sie deutlich kleiner als herkömmliche Trägerraketen wie die Ariane 5 der ESA. Dennoch erreicht sie eine Geschwindigkeit von knapp 28.000 Kilometern pro Stunde und kann bis zu 1.000 Kilogramm Nutzlast in eine niedrige Erdumlaufbahn transportieren.
Unterstützung durch die TUM und UnternehmerTUM
Die Nähe zur Technischen Universität München spielt eine zentrale Rolle in der frühen Phase von Isar Aerospace. Die Gründer profitieren nicht nur von ihrer technischen Ausbildung, sondern auch vom Netzwerk der TUM und ihrer Gründungsinitiative UnternehmerTUM. Diese unterstützt das Startup mit Kapital, Mentoring und Zugang zu einem breiten Netzwerk aus Industriepartnern und Investoren.
„Die TUM hat uns nicht nur technisch hervorragend ausgebildet, sondern uns auch ermutigt, unternehmerisch tätig zu werden“, erklärt Mitgründer Daniel Metzler. „Ohne dieses Umfeld wäre Isar Aerospace in dieser Form nicht möglich gewesen.“
Seed-Finanzierungsrunde von Isar Aerospace: Meilenstein im Sommer 2018
Bereits im Sommer 2018 – nur wenige Monate nach der Gründung – gelingt es Isar Aerospace, eine erste bedeutende Finanzierungsrunde abzuschließen. Zu den Investoren zählen der Heizungshersteller Viessmann, der Venture-Capital-Fonds UVC Partners sowie Bulent Altan, ein ehemaliges Führungsmitglied des US-amerikanischen Raumfahrtunternehmens SpaceX. Diese Investoren bringen nicht nur Kapital mit, sondern auch wertvolle Expertise im Bereich Technologieentwicklung und Unternehmensaufbau.
Die genaue Höhe des eingesammelten Kapitals wird nicht öffentlich gemacht, doch Brancheninsider sprechen von einem „signifikanten Betrag“, der es dem Startup ermöglicht, die Entwicklung seiner ersten Rakete voranzutreiben und erste Mitarbeiter einzustellen.
„Diese Finanzierung war ein entscheidender Moment für uns“, erinnert sich Metzler. „Sie hat uns gezeigt, dass unsere Vision nicht nur technisch machbar ist, sondern auch wirtschaftlich attraktiv.“
Herausforderungen und Chancen im ersten Jahr
Das erste Jahr nach der Gründung ist geprägt von intensiver Entwicklungsarbeit. Das Team arbeitet an den ersten Prototypen für Triebwerke und Strukturen der Rakete „Spectrum“. Gleichzeitig müssen die Gründer zahlreiche Herausforderungen meistern: Von der Suche nach geeigneten Zulieferern über den Aufbau eines Teams bis hin zur Sicherstellung weiterer Finanzierungsmöglichkeiten.
Trotz dieser Herausforderungen bleibt das junge Unternehmen optimistisch. Der Markt für Kleinsatelliten wächst rasant, und Isar Aerospace positioniert sich früh als einer der wenigen Anbieter in Europa, die diesen Bedarf decken können.
„Wir sehen uns als Pioniere einer neuen Ära in der europäischen Raumfahrt“, sagt Josef Fleischmann. „Unser Ziel ist es, den Zugang zum Weltraum so einfach wie möglich zu machen – für Wissenschaftler, Unternehmen und Regierungen gleichermaßen.“
Ein Blick in die Zukunft von Isar Aerospace
Isar Aerospace bietet einen flexiblen, nachhaltigen und kostengünstigen Zugang zum Weltraum für Satellitenkonstellationen.
Am Ende seines ersten Jahres steht Isar Aerospace auf einer soliden Grundlage: Das Unternehmen hat eine klare Vision, ein innovatives Produkt und starke Partner an seiner Seite. Die erste Finanzierungsrunde eröffnet neue Möglichkeiten für Wachstum und Entwicklung.
Für das zweite Jahr plant das Team weitere technische Tests sowie den Ausbau seiner Infrastruktur in Ottobrunn bei München. Langfristig möchte Isar Aerospace seine Raketen nicht nur in Europa starten lassen, sondern auch international expandieren.
Mit seinem ambitionierten Ansatz hat sich das Startup bereits jetzt einen Namen gemacht – nicht nur in Deutschland, sondern auch international. Branchenexperten sehen in Isar Aerospace einen vielversprechenden Kandidaten für die nächste Generation europäischer Raumfahrtunternehmen.
Letztlich entsteht hier mehr als ein Space Tech-Startup. Es ist mehr ein Symbol für Innovation, Unternehmergeist und die Rückkehr Europas ins Weltraumrennen.

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.
[…] heutigen Montag hält Europa den Atem an. Das Münchner Space Tech Startup Isar Aerospace steht kurz vor dem Start seiner ersten Rakete „Spectrum 1″ vom Weltraumbahnhof Andøya […]