Alternative Proteine: Ivy Farm kultiviert Schweinestammzellen am neuen Standort in Oxford.
Das führende britische Cleantech-Unternehmen für zellkultiviertes Fleisch, Ivy Farm, hat Ende August Europas größte Pilotanlage in Betrieb genommen. Auf dem 18.000 Quadratmeter großen Gelände im britischen Oxford werden in Bioreaktoren Schweinestammzellen in Fermentationstanks gezüchtet. Daraus entsteht echtes Fleisch, das ein gesünderes Nährwertprofil als traditionelles Fleisch hat und viel weniger Ressourcen verbraucht. 2,8 Millionen Tonnen Fleisch auf Basis von Schweinestammzellen sollen dort pro Jahr produziert werden.
Die Pilotproduktionsanlage besteht aus einem Bioreaktor mit einem Fassungsvermögen von 600 Litern. Mit diesem soll nun die Feinabstimmung eines neuartigen Herstellungsprozesses gelingen. Damit beginnt für Ivy Farm die nächste Phase der Weiterentwicklung der eigenen Technologie. Bislang hat Ivy Farm für seine Alternativen Proteine 30 Millionen Euro Venture Capital eingeworben.
Auf dem Gelände achtet Ivy Farm besonders auf Energieeffizienz: Mehr als 177 Solarmodule wurden installiert, um den CO2-Fußabdruck der Gebäude, in denen sich sowohl die Produktion befindet als auch eine Forschungs- und Entwicklungs-Abteilung, zu verkleinern. Auch im Gebäude wird beispielsweise das Licht effizient gesteuert – und automatisiert ausgeschaltet, sollte kein Mitarbeiter im Raum sein.
Die Fertigstellung der Pilotanlage, der Forschungs- und Entwicklungseinrichtung, des neuen Büros und der Innovationsküche ist ein wirklich aufregender Meilenstein für unser Unternehmen. Die Herstellung von echtem Fleisch auf eine neue und nachhaltigere Art und Weise ist noch nie in so großem Maßstab erfolgt.
Rich Dillon, CEO von Ivy Farm
Mit dem Bau haben wir einen großen Schritt in Richtung unserer Mission getan, schuldfreies, echtes Fleisch zu produzieren, das gut für den Planeten, die Menschen und die Tiere ist.
Die Technologie, die Ivy Farm einsetzt, die lediglich als „neuartig“ beschrieben, aber nicht weiter konkretisiert wird, ist an der Universität Oxford entstanden. Ziel war es, echtes Hackfleisch zu züchten, das frei von Antibiotika ist. Dieses kultivierte Fleisch zeichnet sich darüber hinaus durch einen hohen Gehalt an Eiweiß und wenig gesättigten Fetten aus.
Fleisch aus dem Labor entsteht grundsätzlich vergleichbar, wie es auch mit Pflanzen passiert, die gezüchtet werden. Als Basis dient die Entnahme von Tierzellen. Im Bioreaktor werden diese Zellen vermehrt und gezüchtet – in unterschiedlichen Lösungen für Muskeln und Fett. In zwei bis drei Wochen werden aus den entnommen Zellen mehrere Milliarden Zellen. Und daraus lässt sich ein Kilogramm Fleisch entwickeln.
Für diese Vermehrung der Zellen sind beispielsweise keine Antibiotika notwendig. Allein das zeigt einen der Vorteile von zellkultiviertem Fleisch im Vergleich zu herkömmlichem Fleisch aus industrieller Herstellung.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.