Jedlix und Next Kraftwerke stabilisieren niederländisches Stromnetz

Partner Jedlix und Next Kraftwerke integrieren Elektroauto-Pool in virtuelles Kraftwerk – und bieten TeneT Sekundärreserve an.

Es wird oft behauptet, die Stromnetze würden mit zunehmender Anzahl Elektroautos an ihre Grenzen stoßen. Dabei erfüllen die Stromspeicher in den Fahrzeugen im künftigen Energiesystem eine ganz wichtige Funktion: Wie das Cleantech-Unternehmen Next Kraftwerke und der Anbieter einer Vehicle-to-Grid-Integrationsplattform, Jedlix, zeigen, können Autos mit Batteriespeicher dazu genutzt werden, Sekundärreserve zu erbringen – also Netzschwankungen auszugleichen.

Dazu nutzen Jedlix und Next Kraftwerke seit Anfang August einen Pool von Elektrofahrzeugen. Dabei geben die Fahrer der Autos ihre Ladepräferenzen in der Jedlix-App an. Anschließend werden die verfügbaren Fahrzeuge mithilfe sogenannter Flottenintelligenz in das Virtuelle Kraftwerk von Next Kraftwerke integriert. Die gebündelte Leistung wird anschließend als Sekundärreserve dem Übertragungsnetzbetreiber TenneT angeboten.

Anbieter sogenannter aFRR-Leistung müssen in der Lage sein, diese Leistung schnell zu aktivieren und kontinuierlich anzupassen, damit schnell auf eine Änderung der Netzfrequenz reagiert werden kann. Sobald größere Netzschwankungen auftreten, stoppt oder startet Next Kraftwerke den Ladevorgang der Autos, um einem Stromdefizit oder einem Stromüberschuss entgegenzuwirken.

Jedlix und Next Kraftwerke entwickeln seit Monaten

Dieses Verfahren ist nach Angaben von Jedlix und Next Kraftwerke das Ergebnis mehrmonatiger Entwicklungsarbeit. Das Pilotprojekt hatten die drei Partner 2018 ins Leben gerufen.

Mehrere technische Barrieren mussten seitdem beseitigt werden, um neuen Anlagetypen die Bereitstellung von aFRR zu ermöglichen – zuvor waren hierfür nur wenige Großkraftwerke zuständig. So konnten Jedlix und Next Kraftwerke etwa in der Vergangenheit nur die Flexibilität von Fahrzeugen nutzen, die an denselben Energieversorger angeschlossen waren.

Im Laufe des Pilotprojekts rüstete TenneT seine IT-Infrastruktur sowie sein System zur Netzstabilisierung auf, um die Bereitstellung von Reserveleistung durch unterschiedliche Energielieferanten zu ermöglichen.

Next Kraftwerke ist auch einer der ersten Aggregatoren in den Niederlanden, der eine neu eingesetzte Technologie zur Bereitstellung von aFRR einsetzt. Während des Pilotprojekts führte TenneT die Möglichkeit ein, sich über ein dediziertes Mobilfunknetz – also eine Netzwerkverbindung, die lediglich von einem einzigen Nutzer verwendet wird – mit ihrem Kontrollzentrum zu verbinden.

Ab 2021 reguläre Teilnahme am aFRR-Markt

Dies reduziert die Verbindungszeit sowie die Verbindungskosten für neue aFRR-Anbieter. Früher mussten die Anbieter eine Leitung mieten, um eine Verbindung zwischen dem ÜNB und dem aFRR-Anbieter herzustellen.

Ende dieses Jahres soll das Pilotprojekt abgeschlossen werden. Ab dann planen Next Kraftwerke und Jedlix, am regulären aFRR-Markt teilzunehmen.

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.

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