Johan Cruijff ArenA in Amsterdam bekommt großen Stromspeicher
Batteriespeicher aus Nissan Leaf-Batterien wird von Eaton, The Mobility House und Renault-Nissan realisiert / Johan Cruijff ArenA hat bereits große Solaranlage
Batterien aus Elektroautos nach dem mobilen Einsatz bereits am Ende ihres Lebenszyklus? Weit gefehlt. Die Autokonzerne, die bereits genügend Elektrofahrzeuge auf die Straßen gebracht haben, setzen auf die Nutzung der Batterien als Second Use in stationären Großspeichern. Allen voran: Renault-Nissan. Ein Projekt mit Altbatterien dem Elektroauto Nissan Leaf geht ins Kürze ans Netz – und versorgt dann in Zusammenarbeit mit Eaton und The Mobility House die Johan Cruijff ArenA in Amsterdam unter anderem mit Notstrom.
Mitte Mai hat der Bau eines 3-Megawatt-Speichers in der Amsterdamer Johan Cruijff ArenA begonnen. Ende Juni soll die Weltpremiere steigen: Der Stromspeicher aus Hunderten Batterien aus dem Nissan Leaf soll ans Netz gehen und die Energieversorgung in der Heimspielstätte von Ajax Amsterdam noch zuverlässiger und energieeffizienter machen. Es wird einer der größten Energiespeicher, der je in einem europäischen Gewerbebau oder einem Stadion installiert wurde.
Konkret wird der 3-Megawatt-Speicher mit 150 Batteriepacks des Elektroautos im Parkhaus der Arena gebaut. Die Wechselrichter kommen von Eaton. Bei Stromausfällen übernimmt der Stromspeicher die Notfallversorgung. Außerdem kann er zum Spitzenlastmanagement beitragen und damit für mehr Balance und Stabilität im lokalen Stromnetz sorgen. Gemanagt wird der Speicher vom Münchner Mobilitätsdienstleister The Mobility House. Außerdem vermarktet das Unternehmen den überschüssigen Strom an den Energiemärkten.
Johan Cruijff ArenA bezieht Energie aus 4.200 PV-Modulen
Wie auch viele Stadien in Deutschland verfügt die Johan Cruijff ArenA über eine Photovoltaik-Dachanlage. Diese besteht aus 4.200 PV-Modulen. Da die Leistung dieser Solaranlage schwankend ist, dient der Speicher zum Ausgleich zwischen Nachfrage und Angebot. Der Energiespeicher xStorage von Eaton und Nissan kombiniert allerdings fabrikneue und 2nd Life-Batterien aus dem Nissan Leaf miteinander. Die eingesetzte Speicherkapazität von drei Megawatt besteht aus einer Kombination von 63 2nd Life und 85 neuen Nissan-Batterypacks.
Bei Fußballspielen und anderen Events steigt der Energieverbrauch der Amsterdam Arena signifikant. Das Speichersystem hilft beim Glätten dieser Lastspitzen, indem es die kurzfristig benötigte zusätzliche Energiemenge zur Verfügung stellt. So sinken die Energiekosten. Darüber hinaus übernimmt das Speichersystem bei Ausfällen und Störungen die Notfallversorgung. Die Leistung beträgt drei Megawatt, was dem Energiebedarf von mehreren tausend Haushalten entspricht. Die alten Dieselgeneratoren sind damit überflüssig.
Bauen Renault-Nissan und The Mobility House einen 100-Megawatt-Speicher?
Laut FAZ ist dieses Projekt aber nur eine von mehreren Kooperationen zwischen dem japanisch-französischen Autokonzern und The Mobility House. Wie das Blatt berichtet, wollen die beiden Partner zusammen einen Energiespeicher für bis zu 120.000 Haushalte realisieren und damit insbesondere Tesla auf einem rasant wachsenden Markt Paroli bieten.
Der 100-Megawatt-Speicher in der Johan Cruijff ArenA würde den Einstieg eines weiteren Autokonzerns in den klassischen Energiemarkt bedeuten. Engpässe im Energienetz könnten so ausgeglichen werden. Auch hier arbeitet Nissan mit The Mobility House zusammen – und es sollen wiederum gebrauchte Autobatterien eingesetzt werden, deren Ladekapazitäten nicht mehr für den Betrieb eines Elektroautos ausreichen. Typischerweise also dann, wenn die Kapazität weniger als 80 Prozent umfasst. Als Standort für den Mega-Stromspeicher kommen sowohl Deutschland als auch die Niederlande in Frage.
Die offizielle Eröffnung des Stromspeichers in der Johan Cruijff ArenA ist am 29. Juni geplant.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.