Neue Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz prognostiziert Klimawandel-Schäden für Deutschland.
Die Folgen der Klimakrise bedrohen den Wohlstand in Deutschland. Bis 2050 könnten einer neuen Studie zufolge Klimawandel-Schäden von bis zu 900 Milliarden Euro auf Europas größte Volkswirtschaft zukommen. Seit Beginn des Jahrtausends sind durch Wetterextreme Schäden in Deutschland von mehr als 145 Milliarden Euro verursacht worden. Die neue Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz bezieht auch Wiederaufbaukosten, Unterbrechung von Lieferketten und Schäden durch Starkregen, Hochwasser, Hitzewellen und Dürre mit ein.
In der Öffentlichkeit werden die Kosten für die Energiewende oder Klimaanpassungs-Maßnahmen zumeist alleinstehend betrachtet. Welche Folgekosten aber ein investierter Klimaschutz-Euro vermeidet, kommt dabei oft nicht zur Sprache. Umso bedeutsamer ist die neue Studie, die die Klimawandel-Schäden in Deutschland bis 2050 prognostiziert: Auf bis zu 900 Milliarden Euro.
An der Klimafolgen-Studie haben das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), die Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung (GWS) und die Prognos AG mitgewirkt.
Die Klimawandel-Kosten variieren je nach Ausmaß der Erderwärmung. So schwanken die errechneten volkswirtschaftlichen Kosten zwischen 280 Milliarden Euro und 900 Milliarden Euro im Extremfall. Schon 2007 hatte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung die Kosten für die Bewältigung der Folgen des Klimawandels auf 800 Milliarden Euro bis 2050 und drei Billionen Euro bis 2100 beziffert.
Dabei erscheinen die Zahlen des Extrem-Szenarios nicht einmal unrealistisch: Schließlich werden die Klimawandel-Schäden seit der Jahrtausendwende auf 145 Milliarden Euro beziffert – und Wetterextreme nehmen zu, wie wir alle in den Nachrichten aus aller Welt oder direkt vor der eigenen Haustür beobachten können.
Die Prognos-Studie bezieht neben den Klimawandel-Schäden durch Zerstörungen etwa durch Überflutungen auch die Wiederaufbaukosten mit ein. Auch zusätzliche Belastungen durch eingeschränkte Produktionsmöglichkeiten oder unterbrochene Lieferketten werden betrachtet.
Politische Reaktion: Klimaanpassungsgesetz
Die politische Reaktion auf die neue Studie, die zeigt, wie sehr der Wohlstand in Deutschland den Wohlstand bedroht, ist klar: Die Bundesregierung arbeitet an einem Klimaanpassungsgesetz, um einen Teil dieser hohen Schäden durch die Klimakrise zu vermeiden. So werden weltweite Anstrengungen für Klimaschutz um lokale Maßnahmen zur Anpassung an veränderte Klimabedingungen ergänzt.
„Die Klimaveränderungen haben schon heute schwere ökonomische Folgen, die massiv anwachsen können“, wird Wirtschaftsstaatssekretär Stefan Wenzel (Grüne) in den Medien zitiert. „Jeder in den Klimaschutz investierte Euro verringert die volkswirtschaftlichen Kosten, die durch Extremwetterereignisse künftig entstehen können.“
Welche Klimaanpassungs-Maßnahmen sind zwingend?
Dabei müsste ein Klimaanpassungsgesetz mindestens folgende Bereiche adressieren, um Klimawandel-Schäden zu vermeiden:
- Klimawandel-Schäden für Industrie und Gewerbe durch Extremwetter, auch im Ausland – hier droht eine dauerhafte Schwächung der Volkswirtschaft
- Hitze- und Dürrephasen gefährden die Produktion. Bei Hitze sind Mitarbeiter beispielsweise weniger produktiv.
- Deutschland ist bei Rohstoffen und Zwischenprodukten von Ländern abhängig, die stark von den Folgen des Klimawandels betroffen sind – wie etwa Brasilien, Vietnam, Indien, Südafrika und Thailand.
- Niedrigwasserereignisse neben ab Mitte des Jahrhunderts zu – Binnenschifffahrt wird beeinträchtigt.
- Hitze und Dürre sorgen für Ertragsausfälle in der Landwirtschaft und steigende Preise.
Das Thema Klimawandel-Schäden wir aus ökonomischen Gründen die Debatte in den kommenden Jahren prägen. Denn mit jeder unterlassenen Gegenmaßnahme sind Wohlstandsverluste der Volkswirtschaft verbunden. Es braucht jetzt glasklares Engagement hier beherzt gegenzusteuern. Das fordert auch ein neues Papier der Leopldina, das hier zusammengefasst wird. Die Umsetzung einer schnellen Energiewende könnte darüber hinaus entscheidend helfen.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.