70 Prozent der Kobalt-Vorkommen für Elektroautos kommen bislang aus dem Kongo – Cleantech-Startup Kobold Metals will unbekannte Vorkommen identifizieren
Bill Gates, Jeff Bezos und Michael Bloomberg statten das kalifornische Cleantech-Startup Kobold Metals mit Venture Capital aus, um das „Google Maps für die Erdkruste“ auf seinem Weg zu unterstützen. Ziel ist es, mithilfe von Big Data, künstlicher Intelligenz und einem hochqualifizierten Team aus Geologen, zusätzliche Kobalt-Vorkommen zu finden – um das Kongo-Problem der Elektroautos zu lösen.
Das Team von Kobold Metals ist davon überzeugt, dass es weitere, bislang unentdeckte Kobalt-Vorkommen außerhalb des Kongo gibt, die sich quasi in der Erdkruste verstecken. Bislang stammt Metall, das in den Batterien von Smartphones oder Elektroautos verwendet wird, zu 70 Prozent aus dem Kongo. Dort hat sich China den Zugriff auf viele Kleinminen gesichert, wo unter fragwürdigen Umständen ganze Familien per Hand und teilweise ohne Mundschutz nach dem Rohstoff suchen.
Zwar achten deutsche Hersteller wie BMW und Daimler oder der Recycling-Spezialist Umicore aus den Niederlanden sehr genau darauf, dass der Rohstoff ausschließlich aus industriellen Minen stammt – eine totale Transparenz der Lieferketten, auch der Lieferketten zu Zelllieferanten in China, gibt es bislang kaum. Die Branche kennt das Problem und beschäftigt sich intensiv mit Lösungen.
Dazu kommen die politischen Umstände im Kongo, wo eine Diktatur herrscht, die die Armen quasi dazu zwingt, sich in das beinahe hoffnungslose Unterfangen des Abbaus in Kleinstminen zwingt. Hier kann die Wirtschaft kaum eingreifen – das ist ein politisches Thema, das die entsprechenden Institutionen adressieren müssen. Auch damit die Elektromobilität wegen dem Rohstoff nicht in Verruf gerät.
Neben Breakthrough Energy Ventures von Bill Gates, Jeff Bezos und Michael Bloomberg hat auch Andreessen Horowitz, ein weiterer VC-Kapitalgeber in das Kobalt-Startup investiert. Das Cleantech-Unternehmen baut eine Datenbank geologischer Daten auf, die dann maschinell mithilfe künstlicher Intelligenz ausgewertet werden soll. Dabei wird nach Signalen gesucht, die die Wahrscheinlichkeit einer erhöhten Konzentration von Kobalt ergeben.
Kurt House (Kurt House Linkedin-Profil), Mitgründer und CEO von Kobold Metals, geht davon aus, dass das Verfahren erfolgreich sein kann, weil klassische Bergbauunternehmen bei ihrer Suche nach Rohstoffen sich bislang nicht auf Kobalt konzentriert haben. Die bisherigen Mengen sind eher Nebenprodukte des Kupfer- und Nickel-Abbaus. Da der Bedarf durch Elektroautos stark wächst, dürfte sich in der Zukunft auch der konzentrierte Abbau lohnen.
Kobold Metals hat mehrere Grundstücke erworben
Kobolt Metals hat bereits mehrere Grundstücke erworben in Nordamerika erworben, auf denen nach Kobalt-Metallen gesucht werden soll. Bis Ende des Jahres 2019 soll rund ein Dutzend potenzieller Standorte entstehen. Sobald die Maschinen einen potenziellen Abbauort gefunden haben, wird das Startup die Explorationsrechte erwerben, aber nicht selbst aktiv werden. Nach Tests durch eigene Mitarbeiter, ob die identifizierten Kobalt-Vorkommen auch wirklich existieren, wird das Vorkommen an den Meistbietenden verkauft.
Trotz aller maschineller Intelligenz: Das Vorhaben von Kobold ist für die Unternehmer höchst risikoreich – daher ist es so wichtig, nun die Unterstützung von Bill Gates und Co. zu haben, die wissen, dass das Kapital möglicherweise eine lange Zeit gebunden sein wird, bis Erfolge zu verzeichnen sind. Kobold ist das zwölfte Unternehmen, in das Breakthrough Energy Ventures investiert hat.
Kobalt ist als Rohstoff nicht selten auf der Erde. Lediglich der einseitige Abbau des Rohstoffs im Kongo, wo die weltgrößte Lagerstätte vermutet wird, hat zu dem Kobalt-Problem der Elektroauto-Industrie geführt. Gut, dass nun mit künstlicher Intelligenz nach zusätzlichen Möglichkeiten zum umweltfreundlichen und nachhaltigen Abbau gesucht wird.
Denn trotz aller Bemühungen von Tesla und Co. die Menge in den Batteriezellen zu reduzieren, wird es noch mindestens ein Jahrzehnt benötigt.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.