Cleantechunternehmen setzt künstliche Intelligenz ein, um tiefere Lagerstätten von Kobalt, Kupfer, Nickel oder Lithium zu finden.
Kobold Metals nutzt künstliche Intelligenz, um Rohstoffe für Elektroautos zu finden. Im Februar 2022 gelang es dem Cleantech-Unternehmen, eine große Finanzierungsrunde über 192,5 Millionen US-Dollar abzuschließen. Zu den früheren Unterstützern zählt unter anderem der Fonds Breakthrough Energy Ventures von Bill Gates – aber auch Jeff Bezos, CEO von Amazon, ist involviert. Neu hinzugekommen ist etwa der Bergbauriese BHP Group und Kanadas größer Pensionsfonds. Zuletzt hatte Cleanthinking im Jahr 2019 über das Unternehmen berichtet. Ende 2022 investierte das Unternehmen 150 Millionen Dollar in Sambia.
Weitere Investoren in Kobold Metals Company, das mit KI Batteriematerialien finden will, sind Apollo Projects und Bond Capital. Als Bestandsinvestoren beteiligten sich auch Equinor und Andreessen Horowitz an der neuerlichen Finanzierungsrunde. Kobold Metals will die Art und Weise, wie Mineralien gesucht und entdeckt werden, revolutionieren. Dabei will das Cleantech-Unternehmen Daten nach Hinweisen durchforsten, um herauszufinden, wo Kobalt-, Kupfer-, Nickel- oder Lithium-Vorkommen in der Erdkruste vorhanden sind. All diese Rohstoffe werden beispielsweise für die Batterien von Elektroautos benötigt.
Die Künstliche Intelligenz errechnet dabei, welche Daten exakt benötigt werden, und wo Bohrungen vorgenommen werden sollten. Dazu kombiniert Kobold Materials öffentlich zugängliche Daten etwa aus Mitteilungen von Unternehmen oder staatlichen Quellen, kombiniert diese mit historischen Informationen. Auf Basis dieser Daten wird nach Mustern gesucht.
Schwierige Suche nach Lagerstätten
Hintergrund für das Vorhaben von Kobold Metals ist, dass es zunehmend schwieriger wird, neue Lagerstätten von Metallen zu identifizieren. Da aber die Nachfrage anzieht, ist ohne sie die Abkehr von fossilen Brennstoffen nicht realisierbar. Es wird davon ausgegangen, Lagerstätten identifizieren zu müssen, die wesentlich tiefer unterhalb der Oberfläche liegen – übrigens auch eine Chance, die die neuen Bohrtechnik-Unternehmen wie Quaise Energy oder GA Drilling erkannt haben.
Um die eigene Technologie anzuwenden, geht Kobold Explorations-Allianzen ein. Unter anderem mit BHP, einem der größten Bergbauunternehmen. „Weltweit sind die oberflächennahen Erzvorkommen weitgehend entdeckt, und die verbleibenden Ressourcen liegen wahrscheinlich tiefer unter der Erde und sind von der Oberfläche aus schwerer zu erkennen“, sagte BHP’s Leiter der Metallexploration, Keenan Jennings. Bergbauunternehmen müssten neue Arbeitsmethoden anwenden, um die nächste Generation von wichtigen Materialien zu finden.
Kobold Metals will also eine Art „Google Maps für die Erdkruste“ entwickeln. Der Ansatz ist neu, aber langfristig und wissenschaftlich orientiert. Von ganz schnellen Erfolgen ist eher nicht auszugehen. Mit dem frischen Kapital aus der Finanzierungsrunde will das Cleantech-Unternehmen daher die Suche beschleunigen – Explorationsprojekte gibt es in den USA, Kanada, Australien, Grönland und Sambia.
Kobalt- und Kupfer-Suche in Sambia
Seit Dezember 2022 ist Kobold Metals in Sambia – dem Nachbarstaat kobaltreichen Kongo aktiv. 150 Millionen US-Dollar investiert das Unternehmen dort, um mithilfe künstlicher Intelligenz nach Kupfer zu suchen. Konkret geht es um die Verarbeitung von Bohrdaten und die Suche nach Kupfer und Kobalt bei Mingomba. Es wird vermutet, dass es dort die hochgradigste, unerschlossene Kupferlagerstätte der Welt gibt.
Für die Energiewende werden große Mengen Kupfer benötigt – Bergbaukonzerne warnen vor Engpässen. Bislang dominierten chinesische Firmen die Bergbauinvestitionen in Afrika. Das Projekt in Sambia ist deshalb für die USA von strategischer Bedeutung, um hier die Ausschöpfung von Ressourcen durch China zu begrenzen.
Sambia hat die Ambition, die Kupferproduktion in der nächsten Dekade mindestens zu verdreifachen. Schon heute ist es der zweitgrößte Produzent des Kontinents – nach Kongo. Die durchschnittlichen Kupfergehalte von Mingomba sind etwa sechsmal höher als die in Chile, dem größten Produzenten der Welt. Hohe Konzentrationen des Metalls in der Erdkruste werden immer schwieriger zu finden, und das Interesse an einer Region wächst, die viele große Bergleute jahrzehntelang vernachlässigt hatten.
Joint Venture mit EMR Capital
Kobold Metals hat sich an einem Joint Venture mit den bestehenden Eigentümern von Mingomba, EMR Capital, beteiligt. Diese Private-Equity-Gesellschaft, die die benachbarte Lubambe-Mine betreibt, sagte, dass die neue Lagerstätte eine Mine unterstützen könnte, deren Entwicklung und Produktion von bis zu 160.000 Tonnen Kupfer pro Jahr etwa 1 Milliarde US-Dollar kosten würde.
Diese Schätzungen – die es zu Sambias drittgrößter Kupfermine machen würden – sind vernünftig, obwohl die Produktion laut Kobold Metals sogar noch höher sein könnte. Demnach reicht das Kupfer für 100 Millionen Elektrofahrzeuge.
Gerüchten zufolge ist ein Kobold Metals IPO in den kommenden Jahren im Bereich des Möglichen. Konkret veröffentlicht sind die Pläne aber Stand Februar 2023 nicht. Neben dem Joint Venture mit EMR Capital in Sambia hat das Unternehmen auch ein Joint Venture mit Bluejay Mining geschlossen. Hierbei geht es um die Exploration von Rohstoffen auf Grönland. Dort gibt es Nickel, Kupfer, Cobalt und Platin.
Dieser Beitrag entstand im Februar 2022. Die letzte Aktualisierung gab es im Februar 2023.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.