Stromspeicher: Heilbronner Kraftwerk bekommt Kraftwerksbatterie
EnBW und Bosch installieren 768 Lithium-Ionen-Batteriemodule und gründen Kraftwerksbatterie GmbH / Ziel: Netzausgleich direkt am Kraftwerk Heilbronn
Wie wichtig Stromspeicher für die Energiewende sind, ist uns allen, so denke ich, bewusst. Während inzwischen auch andere Lösungen als klassische Batteriespeicher denkbar erscheinen, machen die Energiewende-Player in Deutschland immer mehr Nägel mit Köpfen. Jetzt haben sich Bosch und EnBW verbündet, um als Kraftwerksbatterie GmbH einen großen Energiespeicher mit 768 Lithium-Ionen-Batteriemodulen betreiben zu können.
Mit der Kraftwerksbatterie soll ein direkter Ausgleich des Stromnetzes gelingen. Angedockt ist der Großspeicher an das Kraftwerk Heilbronn von EnBW. Dort werden 750 Megawatt elektrisch und 550 Megawatt thermisch (Fernwärme) erzeugt. Der Stromspeicher für Primärregelenergie mit einer maximalen Leistungsabgabe von fünf Megawatt soll helfen, unvorhergesehene Leistungsschwankungen im Stromnetz auszugleichen. Es ist ein Novum, dass ein solcher Stromspeicher in die Leittechnik eines großen Kraftwerks eingebunden wird.
Der Speicher von Bosch deckt knapp ein Fünftel der Regelleistung des Kraftwerks in Heilbronn ab und kann diese innerhalb von Sekunden und exakt dosiert aufnehmen oder abgeben – pro Jahr eine Strommenge, die etwa dem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 400 Zwei-Personen-Haushalten entspricht.
„Gemeinsam wollen wir einen Beitrag für die Versorgungssicherheit und für die Flexibilität des Energiesystems in Baden-Württemberg leisten und so die Energiewende einen weiteren Schritt nach vorne bringen“, erklärte Dr. Hans-Josef Zimmer, Mitglied des Vorstandes der EnBW.
Heute erbringen vornehmlich noch die großen Kraftwerke die für die Netzstabilität notwendige Regelenergie. Großkraftwerke sichern dadurch eine hohe Versorgungszuverlässigkeit ab. Doch dabei wird es nicht bleiben können: „Wir stehen vor einer grundlegenden Umgestaltung unseres Energiesystems hin zu deutlich mehr Dezentralität“, so Zimmer. Dies erfordere neue Lösungsansätze. Der Einsatz von Batteriesystemen zur Bereitstellung von Primärregelenergie sei hierfür ein gutes Beispiel.
Kraftwerksbatterie: Know-how von Bosch
Während EnBW in dem Kraftwerksbatterie-Joint-Venture ihre Erfahrungen aus und in der Energiewirtschaft einbringt und für Bauleistungen und Netzanschluss verantwortlich zeichnete, bringt Bosch vor allem sein Know-how für stationäre Speicherlösungen ein. Bosch hat den Stromspeicher entwickelt und errichtet. Schon im Herbst vergangenen Jahres begannen die Bauarbeiten auf dem Gelände des Kraftwerks Heilbronn.
Doch die Kraftwerksbatterie Heilbronn GmbH möchte nicht nur diesen Batteriespeicher betreiben, sondern die Leistungen und Erfahrungswerte auch anderen Kunden zur Verfügung stellen.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.