Form Energy, unterstützt von Bill Gates und dem MIT, will 2023 ersten Megawattspeicher in Minnesota errichten.
Frische, noch unbekannte Investoren haben jetzt weitere 70 Mio. Dollar (Series-C) in das noch kaum öffentlich in Erscheinung getretene Langzeitspeicher-Startup Form Energy investiert. Insgesamt sollen 120 Millionen Dollar u.a. von Bill Gates helfen, die Technologie einsatzfähig zu machen. Das Cleantech-Unternehmen will eine thermische Batterie auf den Markt bringen, die eine Versorgung mit Energie über 150 Stunden ermöglichen soll. Was steckt dahinter?
Über die zur Langzeitspeicherung verwendeten Materialien gibt das Langzeitspeicher-Startup Form Energy bislang keine Auskunft. Es heißt nur: Sie sind günstig zu beziehen und reichlich vorhanden. Mit seiner Energiespeicher-Lösung will das Cleantech-Startup Erneuerbare Energien zuverlässiger und auch dann nutzbar machen, wenn die Netze ansonsten überlastet würden.
Im Jahr 2023 soll der erste Großspeicher von Form Energy ans Stromnetz angeschlossen werden. Ein 1 Megawatt / 150 Megawattstunden-System soll bei dem in Minnesota ansässigen Energieversorger Great River Energy als Demonstrationsanlage entstehen.
Für Mateo Jaramillo, Gründer und CEO von Form Energy, sind große, stationäre Stromspeicher kein Neuland: Er leitete zuvor das Tesla-Team, das die ersten großen Batteriespeicher zur Stromnetz-Stabilisierung etablierte.
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Finanzierungsrunde für Langzeitspeicher
Beinahe noch geheimnisvoller als die Technologie, die Form Energy an den Markt bringen will, ist die Frage, wer eigentlich die neuen Investoren sind, die die Finanzausstattung des Unternehmens von 50 auf 120 Millionen Dollar anhoben. Klar ist: In der Finanzierungsrunde zuvor zählten Saudi Aramco und Prelude Ventures als Lead-Investoren, sowie The Engine (MIT), Bill Gates Breakthrough Energy Ventures, Macquarie Capital, Eni Next und Capricorn Investment Group zu den Geldgebern.
Bisherige Batteriespeicher, auch die von Tesla, sind nur für wenige Stunden zum Netzausgleich einsetzbar. Daher ist der Langzeitspeicher, der zumindest einige Tage überbrücken kann, das nächste wichtige Puzzle-Stück, das die Energiewende vorantreiben kann. Es ist ein Rennen um Milliarden: Das erste Unternehmen, dass die Langzeitspeicherung zuverlässig und kostengünstig ermöglicht, wird sich vor Aufträgen kaum retten können.
Denn das erleichtert es den Energieversorgern, die in den USA gezwungen werden, Speicherkapazitäten aufzubauen, den Ausgleich wetterabhängiger Erneuerbarer Energien wie Wind und Solar.
Spekuliert wird darüber, ob es sich um ein wässriges Luftbatteriesystem handeln könnte, das Form Energy entwickelt. Dabei könnte Schwefel eine besondere Rolle spielen. Auch eine Art Eisen-Energiespeicher ist denkbar. Im Mai 2020 meldete das Cleantech-Unternehmen ein Patent an.
Wird der (kostengünstige) Energiespeicher mit Langzeitwirkung gefunden, werden erneuerbare Energien zunehmend grundlastfähig – und können Stromerzeugung durch die Verbrennung von Erdgas und Kohle verdrängen. Laut Gründer Jaramillo ermöglicht das Form Energy-System die Skalierung auf Tausende Megawatt und viele Hundert Gigawattstunden bis hin zu Terawattstunden.
Konkurrenten im Bereich Langzeitspeicher-Startup
Konkurrenten von Form Energy sind beispielsweise Highview Power (Flüssigluft-Speicher) oder Zinc8, ein Cleantech-Startup, das bis Ende 2022 drei kommerzielle Pilotprojekte mit seiner Zink-Luft-Batterie aufbauen will.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.