Britische Cleantech-Innovation, Gezeitenturbine Orbital 02, soll 2.000 britische Haushalte mit erneuerbarer Energie versorgen.
Die weltweit leistungsstärktste Gezeitenturbine ist seit vergangener Woche im Wasser und wird nun vom Hafen in Dundee zum Bestimmungsort vor den Orkney-Inseln gebracht. Das von Orbital Marine Power, einem Cleantech-Startup, entwickelte Gezeitenkraftwerk Orbital 02 hat eine 2-Megawatt-Turbine, und soll ausreichend Energie für 2.000 britische Haushalte liefern. „Dies ist ein riesiger Meilenstein für Orbital; die O2 ist ein bemerkenswertes Beispiel für britische Cleantech-Innovation“, sagte Andrew Scott, CEO von Orbital anlässlich des Starts des Gezeitenkraftwerks.
Unter der Leitung von Osprey Shipping Ltd. wurde die 680 Tonnen schwere Gezeitenturbine mit Hilfe eines Tauchkahns von den Kaianlagen von Forth Ports in Dundee in den Fluss Tay überführt. Der Stapellauf markiert den Abschluss des Turbinenbaus, der von TEXO Fabrication geleitet wird. Die O2 wird nun zu den Orkney-Inseln geschleppt, wo sie in Betrieb genommen wird, bevor sie an das European Marine Energy Centre (EMEC) angeschlossen wird, wo sie die leistungsstärkste Gezeitenturbine der Welt sein wird.
Die Bauarbeiten für das Projekt begannen im Jahr 2019. Im September 2019 berichtete Cleanthinking darüber. Die O2 baut auf der vorherigen Generation der Gezeitenturbine SR2000 von Orbital auf. Das neue Modell besteht aus einem 239 Fuß langen Überbau, der mit zwei Turbinen mit 32 Fuß langen Rotoren verbunden ist. Die Schaufeln dieser Rotoren können sich um 360 Grad drehen. So kann die O2 Strom aus der Strömung gewinnen, ohne dass sie sich komplett bewegen muss, wenn diese ihre Richtung ändert. In Zukunft hat Orbital nach eigenen Angaben auch die Möglichkeit, noch größere Flügel an der O2 zu installieren.
Die britische Cleantech-Innovation bezieht eine Reihe von Zulieferern mit ein: Von schottischen Stahlarbeiten und der Hauptfertigung bis hin zu Ankern aus Wales und Blättern aus Südengland; der Bau des O2-Gezeitenkraftwerks hat nach Angaben des Unternehmens mehr als 80 Arbeitsplätze in der britischen Wirtschaft unterstützt. Der Stapellauf der O2 ist der erste Stapellauf eines Schiffes aus Dundee, seit der Schiffbau vor über vierzig Jahren eingestellt wurde.
Die O2 hat die Fähigkeit, genug sauberen, berechenbaren Strom zu erzeugen, um den Bedarf von etwa 2.000 britischen Haushalten zu decken und etwa 2.200 Tonnen CO2-Produktion pro Jahr auszugleichen.
Die O2-Turbine hat eine 74 m lange Rumpfstruktur mit zwei 1-MW-Stromerzeugungsgondeln am Ende von einziehbaren Beinstrukturen, die einen kostengünstigen Zugang zu allen wichtigen Komponenten für die Wartung über die gesamte Lebensdauer ermöglichen. Die 10 m langen Rotorblätter verleihen dem O2 eine über 600 m2 große überstrichene Fläche, um die Gezeitenenergie einzufangen. Die schwimmende Struktur wird mit einem Vier-Punkt-Verankerungssystem an der Station gehalten, wobei jede Verankerungskette die Kapazität hat, über 50 Doppeldeckerbusse anzuheben. O2 wurde so konstruiert, dass die Installation der Turbine und aller zugehörigen Verankerungen mit kostengünstigen Arbeitsschiffen und die Wartung mit RIB-Schiffen durchgeführt werden kann – das minimiert die Ausfallzeiten und senkt die Bau- und Betriebskosten. Der Strom wird von der Turbine über ein dynamisches Kabel zum Meeresboden und ein statisches Kabel entlang des Meeresbodens an das lokale Stromnetz an Land übertragen.
Orbital Marine Power Ltd. ist ein innovatives schottisches Ingenieursunternehmen, das sich auf die Entwicklung einer Gezeitenenergie-Turbinentechnologie konzentriert, die in der Lage ist, die Kosten für Energie aus Gezeitenströmungen drastisch zu senken. Die Orbital-Technologie wird seit der Gründung des Unternehmens im Jahr 2002 kontinuierlich weiterentwickelt, einschließlich rigoroser Tests von maßstabsgetreuen Systemen sowohl unter Tankbedingungen als auch im offenen Meer. Das Unternehmen beschäftigt derzeit 32 Mitarbeiter, die über weltweit führendes Know-how im Bereich der Gezeitenenergie verfügen und in Büros auf Orkney und in Edinburgh tätig sind.
Chris Smith, Geschäftsführer der TEXO-Gruppe, kommentierte: „Das O2-Programm hat uns die Möglichkeit gegeben, unsere multidisziplinären Fähigkeiten und unseren proaktiven Ansatz bei der Zusammenarbeit mit Kunden zu demonstrieren. Wir sind fest davon überzeugt, dass der Übergang zu einer Netto-Null-Umgebung dem britischen Maschinenbau- und Fertigungssektor eine Reihe von Möglichkeiten bieten wird, und wir sind sehr stolz darauf, dass die O2-Turbine von Orbital heute gestartet wurde.“
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.