Grüner Wasserstoff soll mit dem Offshore-Elektrolyseur Sealhyfe des Unternehmens Lhyfe direkt auf dem Meer produziert werden.
Offshore-Windparks boomen – Großbritannien, die Niederlande, Deutschland oder die USA haben gewaltige Ambitionen zur Stromproduktion auf dem Meer. Ein Teil dieser Windkraftanlagen wird schwimmende Fundamente haben. Doch jetzt geht das Cleantech-Unternehmen Lhyfe einen Schritt weiter: Es präsentiert den weltweit ersten, schwimmenden Elektrolyseur namens Sealhyfe, der es unmittelbar zwischen den Offshore-Windturbinen ermöglicht, grünen Wasserstoff zu produzieren.
Der Offshore-Elektrolyseur ist das Resultat eines 2019 gestarteten Forschungsprogramms. Derzeit beginnt die Testphase unter realen Bedingungen für den weltweit ersten schwimmenden Elektrolyseur, der an einen schwimmenden Windpark angeschlossen ist.
Der großtechnische Einsatz des Sealhyfe Offshore-Elektrolyseurs wird nach Angaben des Unternehmens und Centrale Nantes im Jahr 2024 beginnen. Sealhyfe funktioniert unter Nutzung von Meerwasser und ist den Angaben des Cleantech-Unternehmens zufolge zeitnah skalierbar. Die Plattform besteht aus einem 1-Megawatt-Elektrolyseur, der perspektivisch und im Idealfall 440 Kilogramm grünen Wasserstoff produzieren soll. In der Testphase geht es vor allem darum, sämtliche Schritte der Wasserstoffproduktion direkt auf dem Meer durchzuführen – etwa auch bei starkem Wellengang.
Die Anlage wird nun 18 Monate lang getestet – insgesamt 12 davon auf hoher See. Konkret wird sie 20 Kilometer von der Küste entfernt an eine schwimmende Windkraftanlage vom Typ Floatgen angedockt. Nach der Pilotphase werden die Erkenntnisse ausgewertet und in Zusammenarbeit mit PlugPower und Chantiers de l’Atlantique weitere Anlagen gebaut. Für die Offshore-Projekte plant Lhyfe eine Installationskapazität von mindestens 100 Megawatt.
Lhyfe in Deutschland
Lhyfe ist auch in Deutschland aktiv. So entsteht derzeit in Schwäbisch Gmünd ein Industriegebiet, das vollständig mit grünem Wasserstoff versorgt werden soll. Die Einrichtung und den Betrieb der entsprechenden Elektrolyseure übernimmt das Cleantech-Unternehmen. Konkret geht es um einen 10-Megawatt-Elektrolyseur, der vier Tonnen erneuerbaren Wasserstoff pro Tag produzieren soll. Anfang 2024 soll die Anlage in Betrieb gehen und direkt von Photovoltaik-Anlagen und Windparks mit elektrischer Energie beliefert werden.
Mit dem grünen Wasserstoff in Schwäbisch Gmünd wird u.a. eine öffentlich zugängliche Tankstelle betrieben. Ein Teil des produzierten Gases wird zudem in eine Wasserstoffpipeline eingespeist. Dieser wird dann an den geplanten Technologiepark H2-Aspen geliefert, der zwischen zwei Gewerbegebieten vor den Toren der Stadt entsteht. Hier sollen sich Unternehmen ansiedeln, die den grünen Wasserstoff direkt nutzen können. Damit befinden sich die künftigen Abnehmer des Wasserstoffs in der unmittelbaren Umgebung und in der Region.
H2-Aspen ist ein Baustein der Strategie von Lhyfe, bis 2025 in Deutschland eine flächendeckende grüne Wasserstoffversorgung aufzubauen.
Das Cleantech-Unternehmen aus Frankreich, das sich auf die Produktion und Lieferung von erneuerbarem, grünem Wasserstoff für die Sektoren Transport und Industrie konzentriert. Im September 2021 weihten die Franzosen ihre erste Anlage zur Herstellung von grünem Wasserstoff ein. Die Projektpipeline ist aber lang: Alleine in Europa stehen mehr als 90 Projekte auf der Liste. Mindestens 20 Projekte sollen bis 2026 abgeschlossen sein.
Der Anspruch des Unternehmens ist klar: „Wir werden das Tesla des grünen Wasserstoffs sein.“ Dabei nutzt Lhyfe die am Markt verfügbaren Technologien. Kürzlich sicherten sich die Franzosen PEM-Elektrolyseure mit einer Gesamtleistung von 50 Megawatt von Plug Power. Es ist für den Elektrolyseur-Hersteller der bislang größte Auftrag in Europa. Die Elektrolyseure werden in Europa montiert. Der schlüsselfertige 5-MW-Elektrolyseur von Plug ist die „größte verfügbare Outdoor-Lösung mit der kleinsten Stellfläche“ auf dem Markt.
Lesen Sie hier weiter über die Elektrolyseure von Electric Hydrogen und Hysata, die beide billigen, grünen Wasserstoff versprechen.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.