Lithos Carbon verbindet Landwirtschaft mit Kohlenstoffentfernung

Landwirte bringen in Abstimmung mit Lithos Carbon Basaltstaub auf ihre Felder auf, und erhöhen so die Ernteerträge. Als Nebeneffekt wird – bei richtiger Anwendung – Kohlenstoff dauerhaft aus der Atmosphäre entfernt.

Das Cleantech-Unternehmen Climeworks nutzt natürliche, chemische Effekte, um Kohlendioxid an Basaltstein anzuheften und die Kohlenstoffentfernung zu ermöglichen. Mit Lithos Carbon kommt jetzt neuer Ansatz, Basaltstaub auf landwirtschaftlich bewirtschaftete Felder zu streuen. Das Ziel: Einerseits sollen dadurch Ernteerträge erhöht und andererseits Kohlendioxid aus der Atmosphäre entzogen werden. Aber wie viel des Klimagases kann mit dieser Methode verwertet werden? Ist die Lösung zu einfach?

Die Technologie von Lithos Carbon klingt beinahe zu einfach, um wahr zu sein. Das amerikanische Cleantech-Unternehmen nutzt Basaltstaub, der etwa bei der Herstellung von Asphaltschindeln anfällt, und streut diesen auf landwirtschaftliche Felder. Der Effekt laut dem Unternehmen: Der Basaltstaub entzieht der Atmosphäre Kohlendioxid und der zusätzliche Kohlenstoff erhöht die Ausbeute der Ernte.

Während Cleantech-Unternehmen wie Climeworks oder Carbon Engineering große Lösungen entwickeln, setzt Lithos Carbon auf einen natürlichen Prozess: Fällt Regen, verbindet er sich mit atmosphärischem Kohlendioxid und wird dadurch leicht sauer. Trifft dieser Regen auf bestimmte Gesteinsarten, wird eine entsprechende chemische Reaktion (verstärkte Verwitterung) ausgelöst, durch die der Atmosphäre langsam Kohlendioxid entzogen wird.

Der durch das Verfahren gebundene Kohlenstoff wird schließlich über die Flüsse ins Meer gespült, wo Tiere wie Austern ihn zur Bildung von Schalen nutzen. Wenn sie sterben, sinken sie auf den Meeresgrund und binden den Kohlenstoff dauerhaft. Dies unterscheidet sich von einigen anderen Techniken in landwirtschaftlichen Betrieben, die nur vorübergehend mehr Kohlenstoff im Boden speichern können.

Die Herausforderung liegt nun darin, dass die Landwirte exakt die richtige Menge Basaltstaub hinzufügen müssen, damit das Prinzip funktioniert. Wird zu wenig Basalt eingebracht, wir nur wenig Kohlenstoff gebunden. Wird hingegen zu viel Basaltstaub verwendet, kann es passieren, dass das Feld durch komplexe Prozesse in den Böden am Ende Kohlenstoff wieder freisetzt anstatt diesen zu binden.

Hat Lithos Carbon den Basalt-Code geknackt?

Vielversprechend sind die Aussagen des Teams von Lithos Carbon, die eng mit Landwirten im Mittleren Westen und dem Südosten der USA zusammenarbeiten. Das Team geht davon aus, den Basalt-Code geknackt zu haben, um Ackerland in Kohlenstoffspeicher zu wandeln. Denn: Dieses Jahr ist es gelungen, mehr als 2.000 Tonnen Kohlenstoff zu binden.

Denn ganz neu ist der Ansatz von Lithos Carbon nicht: Andere Gruppen, die sich mit einem ähnlichen Verfahren beschäftigten, brauchten ein bis fünf Jahrzehnte, um Kohlendioxid aus der Luft zu holen. das amerikanische Unternehmen hingegen hat die Zeitspanne durch Entschlüsselung des Basalt-Codes auf zwei bis drei Jahre reduziert.

Ein konkretes Beispiel einer Farm im Mittleren Westen, auf der Mais und Bohnen angebaut werden: Dort soll ein Traktor 1.543 Tonnen Gesteinsstaub auf 140 Hektar Gelände verteilen. Anschließend, so der Plan, dauert es zwei Vegetationsperioden, bis 384 Tonnen Kohlenstoff gebunden sind und das Wachstum der Pflanzen gefördert wird.

Mit diesen Erfolgszahlen im Rücken hat Lithos Carbon eine Seed-Finanzierungsrunde in Höhe von 6,3 Millionen US-Dollar abgeschlossen. Am Cleantech-Unternehmen beteiligt haben sich Union Square Ventures, Greylock Partners, Bain Capital Ventures, Carbon Removal Partners, die Carbon Drawdown Initiative, Fall Line Capital und schließlich Cavallo Ventures.

Einsatzplan für jeden Betrieb

Landwirte verwenden bereits eine andere Art von Gesteinsstaub auf ihren Feldern – landwirtschaftlichen Kalkstein – um den Boden vor der Aussaat zu entsäuern. Bei richtiger Anwendung, kann Basalt diesen Gesteinsstaub ersetzen. Lithos Carbon erstellt für jeden Betrieb einen sorgfältigen Einsatzplan, der sich unter anderem an den spezifischen Bodenverhältnissen, dem Klima und dem Bedarf der Kulturen orientiert. Selbst für zwei benachbarte Betriebe gibt es unterschiedliche Pläne. Um diese Unterschiede zu erkennen, nutzt das Unternehmen eine eigene Software Die Software verwendet Daten aus einem Jahrzehnt akademischer Forschung auf Bauernhöfen, um den Plan zu bestimmen.

Das Cleantech-Unternehmen, das jetzt auf mehr als 1.000 Hektar Ackerland arbeitet und Tausende weitere in Planung hat, misst die Veränderungen auf jeder Farm physisch, um zu überprüfen, wie viel Kohlenstoff gebunden wird. Lithos verkauft Emissionsgutschriften auf der Grundlage seiner Arbeit und bezahlt dann die Landwirte für diese Dienstleistung.

Der Basalt, der mit Nährstoffen wie Kalzium und Magnesium angereichert ist, kann die Ernteerträge um bis zu 47 Prozent steigern, wenn die Landwirte ihn jedes Jahr ausbringen. Das könnte der Hauptgrund dafür sein, dass die Landwirte diese neue Praxis anwenden. So wird die so wichtige Kohlenstoffabscheidung im Plan von Lithos Carbon zur sinnvollen Nebensache.

Einschätzung von Martin Jendrischik, Cleanthinking

Die bisherigen, praktischen Ergebnisse von Lithos Carbon sind bemerkenswert. Andere Projekte nutzen ganz ähnliche Effekte an bestimmten Stränden, um das Kohlendioxid ins Meer zu spülen. Aber dort muss extra jemand hinfahren, und den Vorgang einleiten.

Da erscheint die Methode von Lithos Carbon logischer: Die Landwirte haben einen Anreiz, den Basaltstaub zu verteilen, weil sie damit ihre Ernteerträge spürbar erhöhen. Funktioniert aber natürlich so lange Hitzen und Dürren nicht zu sehr dominieren. Trotzdem: Eine Technologie zur Bekämpfung der Klimakrise, die Sinn macht und skaliert gehört.

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.

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