Regierung Norwegens will großes Longship-Projekt zur Kohlenstoffabscheidung und -speicherung als Klimaschutzmaßnahme etablieren.
Die norwegische Regierung hat gestern bekannt gegeben, das weltweit erste, großmaßstäbliche CCS-Projekt mit 16,8 Milliarden Kronen (0,62 Milliarden Euro) finanzieren zu wollen. Das nach Wikingerschiffen als „Longship“ bezeichnete Projekt zur Kohlenstoffabscheidung und -speicherung soll mehr als 1,5 Milliarden Euro kosten. Die Regierung sieht Longship als einen Meilenstein für die Senkung von Emissionen einerseits und die Entwicklung neuer Technologien andererseits.
Im Rahmen des Longship-Projekts werden folgende Vorhaben gefördert:
- Ein Projekt zur Kohlenstoffabscheidung in einem Zementwerk in Südnorwegen (Brevik), betrieben von Norcem / HeidelbergCement.
- Ein Projekt in einer Müllverbrennungsanlage in Oslo, die von Finnlands staatseigenem Energieunternehmen Fortum betrieben wird (falls Fortum externe finanzielle Unterstützung finden kann, und Norwegen dafür Hilfe von der EU will).
Norwegen sieht sich mit dem Longship-CCS-Projekt als weltweiter Vorreiter, um die Kohlenstoffabscheidung und -speicherung als wichtige Klimaschutzmaßnahme zu etablieren. Dazu müssten aber auch andere Länder beginnen, die CCS-Technologie zu unterstützen – und einen finanziellen Beitrag leisten, so die Regierung.
Zu Longship zählt auch die Finanzierung des Transport- und Lagerprojekts Northern Lights, ein gemeinsames Projekt von Equinor, Shell und Total. Northern Lights wird flüssiges CO2 von Abscheidungsanlagen zu einem Terminal in Øygarden im Bezirk Vestland transportieren. Von dort wird das CO2 durch Pipelines zu einem Reservoir unter dem Meeresboden gepumpt.
Seit mehreren Jahren unterstützen verschiedene norwegische Regierungen die Technologieentwicklung sowie Test- und Pilotprojekte und unterstreichen die Bedeutung der CCS-Technologie als wichtiges internationales Klimainstrument. Die derzeitige Regierung hat diese Arbeit weiterverfolgt und seit 2013 gezielte Anstrengungen im Bereich CCS unternommen.
Longship ist das bislang größte Klimaprojekt der norwegischen Industrie. Man werde damit die Emissionen reduzieren, nicht den Fortschritt, so die Regierung. Laut UNO wird CCS notwendig sein, um die globalen Treibhausgasemissionen im Einklang mit den Klimazielen zu den geringstmöglichen Kosten zu reduzieren. Derzeit gibt es weltweit nur wenige Anlagen, die in Betrieb sind.
Norwegen hat sich verpflichtet, die heimischen Emissionen bis 2030 um 50-55 Prozent zu senken. Dazu sei die Kohlenstoffabscheidung und -speicherung in großem Maßstab notwendig. „Nicht alle Emissionen lassen sich durch den Einsatz erneuerbarer Energien reduzieren. Bei mehreren industriellen Prozessen, wie z.B. der Zementherstellung, ist CCS die einzige Technologie, mit der die Emissionen gesenkt werden können. Mit Longship wird Norwegen die Entwicklung von Klimalösungen für die Zukunft unterstützen“, sagte der Minister für Klima und Umwelt, Sveinung Rotevatn.
Longship ist nach Einschätzung der Regierung auch mit Risiken verbunden: Diese hängen in erster Linie mit der Ökonomie des Projekts zusammen, wie z.B. die technische Integration der verschiedenen Projektteile, der Umfang der Folgeprojekte und die notwendigen Förderprogramme der EU und der einzelnen Länder für solche Projekte. Was nicht gefährdet ist, ist die Sicherheit und Integrität der Speicherlösung für CO2.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.