Lucid Air, Luxus-Elektroauto des chinesischen Herstellers, wird am 9. September seine Weltpremiere haben.
Im September wird es interessant am Elektroauto-Horizont: Während Tesla am 22. September aller Voraussicht nach signifikante Fortschritte bei der Herstellung von Batterien für Elektroautos, Heim- und Stromspeicher präsentieren wird, will Konkurrent Lucid Motors schon am 9. September mit der Präsentation seines luxuriösen Elektrofahrzeugs Lucid Air für Aufmerksamkeit sorgen. Laut dem Autobauer schafft das Auto mit einer 113-Kilowattstunden-Batterie eine Reichweite von 832 Kilometern.
Die Reichweitenangabe zum Luxus-Elektroauto Air ist allerdings nicht nach europäischen Maßstäben zustande gekommen, sondern nach Angaben des Herstellers nach dem in den USA üblichen EPA-Testverfahren (Standard-Anpassungsfaktor). Die Messung von 832 Kilometern Reichweite, was 517 Meilen entspricht, entstand demnach im Zentrum der Forschungsgesellschaft für Energietechnik und Verbrennungsmotoren in Auburn Hills in Michigan.
Mit der Reichweite von 832 Kilometern fordert Lucid den Konkurrenten Tesla mächtig heraus: Das Model S hatte zuletzt erstmals in einem Test dieses Verfahrens knapp mehr als 400 Meilen Reichweite erreicht – das entspricht absolut ausreichenden 646 Kilometern. Den Rang des Elektroautos mit der weltweit größten Reichweite muss Tesla nun eindeutig abtreten.
Wie schafft der Air diese famose Reichweite?
Lucid setzt beim Air auf eine 900-Volt-Architektur und Batteriemodule, die sich im Rennsport bewährt haben. Verkleinerte Motoren, integrierte Getriebe, die Leistungselektronik und weitere Aspekte wie die Software und die Aerodynamik tragen zum erstaunlich effizienten Gesamtsystem bei.
Im Elektroauto, das die Rekord-Reichweite schaffte, war ein 113-Kilowattstunden-Akku „platzsparend“ verbaut. Setzt man die 832 Kilometer Reichweite mit der Größe des Akkus ins Verhältnis, ergibt sich eine Reichweite pro Kilowattstunde von 7,36. Zum Vergleich: Das Tesla Model S schafft einen Wert von 6,47. Allerdings ist davon auszugehen, dass das Model S Plaid, das in Kürze vorgestellt werden dürfte, näher an den Lucid-Wert herankommen wird.
Eine Besonderheit des Lucid Air ist das „Lucid Space Concept“, das erheblich mehr Platz in Frunk und Kofferraum bietet als vergleichbare SUVs. Der Frunk, also der Kofferraum vorne, fasst 280 Liter und ist damit 89 Prozent größer als der des derzeitigen Marktführers in der Auto-Klasse und um 40 Prozent größer als beim aktuellen Elektrofahrzeug-Marktführer im Bereich SUV. Zusammen mit dem Kofferraum bieten sich so beachtliche 739 Liter Stauraum.
Aus Sicht von Lucid-CEO Peter Rawlinson verbergen sich darin diverse Weltneuheiten – Rawlinson war übrigens, bevor er 2012 zu Atieva wechselte, drei Jahre als Vice President und Chef-Ingenieur für die Entwicklung des Tesla Model S verantwortlich…
Hintergrund: Lucid
Lucid entstand 2007 unter dem ursprünglichen Namen Atieva. Gründer sind Bernard Tse und Sam Weng. Zuerst konzentrierte sich das Cleantech-Unternehmen auf Fahrzeugbatterien und Antriebsstränge. Bis 2016 investierten Risikokapitalgeber 130 Millionen US-Dollar in Atieva.
Anschließend folgte die Umbenennung in Lucid Motors und die Absichtserklärung, eigene Elektroautos im Luxus-Segment entwickeln zu wollen. Bemerkenswert war seitdem, dass der Public Investment Fund Saudi-Arabiens im April 2019 mehr als eine Milliarde Dollar in Lucid investierte. Zuvor hatte auch Tesla-CEO damit kokettiert, Tesla von der Börse nehmen zu wollen – und offenbar dafür auf Geld aus Saudi-Arabien spekuliert.
Seit November 2016 steht der Bau einer Fabrik im Bundesstaat Arizona im Raum. Das 700-Millionen-Dollar-Werk entsteht in Casa Grande. Zunächst dürfte die Kapazität bei 20.000 Fahrzeugen pro Jahr liegen – und optional auf 130.000 ausgebaut werden. Seit Juli 2019 hat Lucid seinen Hauptsitz in Newark.
Die neue Serienversion des Air will Lucid am 9. September in einer Online-Präsentation vorstellen. Dabei soll es auch genaue Produktspezifikationen und Preisinformationen geben. Bislang ist von einem Preis von rund 60.000 US-Dollar auszugehen.
Dieser Beitrag entstand ursprünglich am 11. August 2020, wurde seitdem um zusätzliche Infos erweitert.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.