Made of Air will den Klimawandel mit frischem Geld umkehren

Berliner Cleantech-Startup Made of Air nutzt Holzabfälle aus der Forstwirtschaft, um kohlenstoffnegative Materialien herzustellen.

Das Berliner Cleantech-Unternehmen Made of Air hat sich fünf Millionen Euro Venture Capital gesichert, um sogenannte Thermoplaste für Audi, die H&M-Gruppe und weitere Kunden herzustellen. Mit dem frischen Kapital sollen die Produktionskapazitäten vergrößert, aber auch an weiteren kohlenstoffnegativen Materialien geforscht und entwickelt werden. Zur Herstellung der Thermoplaste verwendet Made of Air Holzabfälle und pyrolysiert diese – passend dazu hat sich der auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Familienfonds TD Veen aus dem holzreichen Norwegen an der Finanzierungsrunde beteiligt.

Neben TD Veen beteiligten sich Patrick Pichette, der ehemalige CEO von Twitter, die EQT Group und deren CEO Thomas von Koch sowie Tuesday Capital, die Mitgründer von Pexip und der Ski-Olympiasieger Aksel Lund Svindal an der Kapitalrunde.

Das Material von Made of Air wird bereits in einer Reihe von Anwendungen eingesetzt. Dazu zählen beispielsweise eine Fassade des Audi Flaggschiff, die dauerhaft CO2 bindet oder Sonnenbrillen von H&M. In den USA schloss Made of Air kürzlich eine Partnerschaft mit einem Möbelhersteller.

Waren als Kohlenstoffsenken

„Unser Hauptziel ist es, den Klimawandel umzukehren„, sagt Allison Dring, CEO von Made of Air „Wir haben eine Technologie entwickelt, die das Kohlenstoffbindungspotenzial von Biokohle in eine neue materielle Ressource umwandelt – und damit hergestellte Waren in Kohlenstoffsenken verwandelt.“

Ganz konkret nutzt Made of Air Sägespäne und kleine Hackschnitzel, die in der Forstwirtschaft als Abfallströme anfallen. Bislang werden diese Abfälle deponiert, vergast oder verbrannt werden – dabei wird aber das darin gespeicherte CO2 wieder freigesetzt.

Das Cleantech-Unternehmen nutzt daher eine Pyrolyse-Technologie, um das im Material enthaltene CO2 zu extrahieren und in einen „elementaren Kohlenstoff“ umzuwandeln. Der Vorteil: In diesem Zustand bleibt es wirklich gebunden, wird nicht zurück verwandelt.

Die Erfolge sind vorhanden: Seit der Gründung hat das Unternehmen mehr als 10 Tonnen Material produziert, und an unterschiedliche Kunden wie etwa Audi oder H&M geliefert. Diese haben das Ziel, gemeinsam mit Made of Air im Rahmen einer strategischen Partnerschaft die eigene Lieferkette durch kohlenstoffnegative Materialien zu dekarbonisieren. Besonderen Bedarf sieht das Unternehmen in den Bereichen Bau, Mobilität und Konsumgüter.

Weitere Abfallstoffe in der Prüfung

Wirklich nachhaltig wird das, was Made of Air macht, besonders dann, wenn in Zukunft möglicherweise auf stark regional verfügbare Abfallströme zurückgegriffen werden kann. Denn der Pyrolyse-Prozess funktioniert mit jedem Pflanzenmaterial, das Photosynthese betrieben hat – die Schaffung von Monokulturen oder das frühzeitige Abholzen aufgrund der Verwendung für das Unternehmen muss unbedingt vermieden werden.

Neben Holzabfällen prüft Made of Air auch den Einsatz von weiteren Abfallstoffen, die reichlich vorhanden sind. So beispielsweise den Busch um Kaffeebohnen, Reishülsen oder Tomatenstiele. Damit ähnelt die Technologie auch dem, was das Cleantech-Startup Circular Carbon in einer Schokoladenfabrik vorhat. Mehr dazu im Beitrag „Die Schalenknacker“.

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.

Cleantech-StartupCO2 News rund um Kohlendioxid bei Cleanthinking