Medikamenten-Drohnen: Wingcopter sammelt 22 Mio. Dollar Venture Capital ein
Hessisches Cleantech-Unternehmen Wingcopter plant Serienfertigung seiner Mediakementen-Drohnen.
In Zeiten einer Pandemie braucht es auch logistisch neue Lösungen, um beispielsweise Kühlketten durch schnellen Transport auf der letzten Meile einhalten zu können. Ein Cleantech-Startup, das hierzu die perfekte Lösung für Medikamenten-Drohnen zu haben scheint, ist das hessische Unternehmen Wingcopter, die u.a. zusammen mit UPS an Drohnen arbeiten. Die Drohnen der Weiterstädter schaffen eine Reichweite von 100 bis 120 Kilometern. Jetzt hat Wingcopter frisches Kapital für die Serienfertigung eingesammelt.
Mit dem frischen Kapital, insgesamt 22 Mio. US-Dollar, will Wingcopter die Führungsposition bei drohnengestützter Logistik ausbauen. Der spezielle Fokus des Unternehmens richtet sich dabei auf Anwendungen im Gesundheitssektor, so beispielsweise die Verteilung von COVID-19-Impfstoffen während der aktuell andauernden Corona-Pandemie. Gleichzeitig ist Wingcopter gut positioniert und bereit, weltweit weitere Partnerschaften zu schließen, die sich auf andere vollautomatische Lieferanwendungen konzentrieren.
Die Finanzierungsrunde von Wingcopter wurde angeführt von Xplorer Capital, einem Investor im Bereich autonomer Technologien, und Futury Regio Growth Fund, einem deutschen Wachstumskapitalfonds, der sich auf Investitionen in global skalierbare Geschäftsmodelle konzentriert. Darüber hinaus beteiligten sich Futury Ventures und Hessen Kapital III an dieser Finanzierungsrunde.
Das aktuelle Modell, der Wingcopter 178 Heavy Lift, ermöglicht sowohl eine Ein- als auch eine Zwei-Wege-Zustellung und deckt dabei Entfernungen von bis zu 120 Kilometern ab. Die Lieferdrohne kann ein Paket über einen Windenmechanismus präzise absetzen oder am Zielort landen, und mit neuer Nutzlast zum Ausgangsort zurückkehren. Um die Marktreichweite weiter auszubauen, arbeitet Wingcopter mit Hochdruck an der Einführung der nächsten Generation seines Fluggeräts, einer Lieferdrohne mit „unübertroffenen, technischen Spezifikationen“. Vorbestellungen können bereits getätigt werden.
Neben dem Verkauf von Drohnen wird Wingcopter sein Angebot an Drohnen-Lieferdiensten rasch ausbauen. Diese Dienstleistungen geben Kunden die Möglichkeit, sofort von Wingcopters Technologie und seiner BVLOS (Beyond Visual Line of Sight)-Flugbetriebserfahrung auf fünf Kontinenten zu profitieren, ohne eine eigene Drohnenflotte zu besitzen und zu warten, Piloten einzustellen und auszubilden oder den Betrieb selbst zu übernehmen.
Ein Teil des neuen Kapitals fließt in den Aufbau einer teilautomatisierten Serienproduktion am neuen Wingcopter-Hauptsitz in Weiterstadt, wo heute schon mehr als 100 Mitarbeiter beschäftigt sind. Der 7.200 Quadratmeter große Standort ermöglicht einen schnellen Hochlauf der Massenproduktion, um die stetig wachsende globale Nachfrage zu befriedigen. Um dies zu erreichen, kombiniert Wingcopter die Skalierungsmethoden der Automobilindustrie mit einer luftfahrttypischen Disziplin für Qualität und Sicherheit.
Medikamenten-Drohne in Malawi im Einsatz
In Malawi hat Wingcopter kürzlich ein langfristiges COVID-19-Response-Projekt mit dem Namen „Drone + Data Aid“ gestartet, um gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) die Lieferketten im Gesundheitswesen zu verbessern. Im Rahmen dieses Vorhabens hat Wingcopter eine Partnerschaft mit der African Drone and Data Academy von UNICEF geschlossen, um lokale Jugendliche im Umgang mit Drohnen zu schulen – von der Missionsplanung bis hin zur Steuerung von Liefer- und Vermessungsflügen jenseits der Sichtlinie (BVLOS).
Im Jahr 2020 wurde Wingcopter vom Weltwirtschaftsforum zum Technology Pioneer ernannt, in Anerkennung der bedeutenden sozialen Auswirkungen als Teil der vierten industriellen Revolution.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.