Wier & Wind ist ein belgisch-niederländisches Konsortium, das im April / Mai 2021 erstmals Mikroalgen ernten will.
Ein niederländisch-belgisches Konsortium, Wier & Wind, plant vor der Küste Belgiens ein weltweit einzigartiges Projekt. Wier & Wind will in den kommenden zwei Jahren Meeresalgen im Areal eines Offshore-Windparks wachsen lassen. Die einmalige Farm wird Teil des belgischen Nordsee-Windparks Norther. Meeresalgen, Englisch auch Seaweed oder hierzulande Seetang genannt, gelten als ein wichtiges Nahrungsmittel der Zukunft – das aktive Farming ist aber bisher nur in sehr kleinem Maßstab realisierbar.
Algen aus dem Meer bieten einige Vorteile für die Ernährung der Zukunft. Sie haben einen Proteingehalt wie Eier, liefern reichthaltige Vitamie und Mineralien und haben einen sehr niedrigen Fettgehalt. Mit diesen Eigenschaften haben Meeresalgen das Zeug zu einem der wichtigen Nahrungsmittel der Zukunft zu werden. Da für die Produktion weder Böden, noch Süßwasser oder Düngemittel gebraucht wird, sind Meeresalgen besonders klimafreundlich.
Das hat auch das Konsortium Wier & Wind erkannt, das Meeresalgen nun im großen Maßstab züchten möchte. Denn bislang sind Farmen für Seaweed an den Küsten noch sehr klein und so kaum wirtschaftlich zu betreiben. Das Pilotprojekt, das nun gestartet wurde, soll in zwei Jahren die entscheidenden Erkenntnisse bringen: Eignet sich das Areal rund um Offshore-Windparks für das großskalige Wachstum von Meeresalgen?
Das Produktionssystem soll noch dieses Jahr installiert werden, so dass mit der ersten Ernte im April / Mai kommenden Jahres zu rechnen ist. Ziel ist es, die ungenutzten Flächen zwischen den Windturbinen in Zukunft sinnvoll zu nutzen, und so die steigende Nachfrage nach Seaweed befriedigen zu können.
Die Partner (hier eine Übersicht, wer alles zu Wier & Wind gehört) erhoffen sich von der Zusammenarbeit aber noch mehr Komplementarität – da beispielsweise ohnehin beinahe jeden Tag ein Boot zu Wartungsarbeiten oder technische Inspektionen zum Windpark aufbricht, kann dies auch einen Kollegen mitnehmen, der für die Ernte der Meeresalgen sorgt.
Meeresalgen-Farmen können zu einer kohlenstoffneutralen Zukunft für unseren Planeten beitragen. Wir bei Norther halten es daher für wichtig, diese Initiative zu unterstützen, und wir sind sehr neugierig auf die Ergebnisse, da sie unsere Aktivitäten auf See ergänzen.
Thierry Aelens, Geschäftsführer von Norther NV
„Meeresalgen sind die Biomasse der Zukunft“
Und Bert Groenendaal, Projektkoordinator von AtSeaNova, einer der flämischen Partner im Konsortium und spezialisiert auf die Planung und Installation von Meeresalgen-Farmen, sieht das nun gestartete Projekt als „den nächsten Schritt“, um eine groß angelegte Offshore-Kultivierung von Meeresalgen zu erreichen: „Meeresalgen sind die Biomasse der Zukunft. Sie kann für viele großtechnische Anwendungen wie Lebensmittel, Tierfutter und Biomaterialien (z.B. Biokunststoffe oder Biotextilien) genutzt werden.“
Wier & Wind ist ein Forschungsprojekt, das durch das Interreg-Programm der Europäischen Union (Europäischer Fonds für regionale Entwicklung, EFRE) kofinanziert wird und von Juli 2019 bis Juni 2022 läuft. In diesem Projekt wollen die Unternehmen Seaweed Harvest Nordsea, AtSeaNova, Murre Technologies und GEOxyz die Produktion von Meeresalgen deutlich steigern. Die Branchenorganisation North Sea Farm Foundation und die Wissensinstitute Ugent und HZ Fachhochschule werden sie dabei unterstützen.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.