Ein Möchtegern-Kanzler ohne Vision – Merz’ Crashkurs in Realpolitik
Die New York Times lässt kein gutes Haar an Friedrich Merz: Deutschland brauche einen Visionär, doch stattdessen serviert das Sauerland einen Mann, der zwischen Wahlkampf-Parolen und Koalitionschaos taumelt. Droht ein Merz-Waterloo? Kaum ein paar Wochen nach seinem Tabubruch zur Migration – Zurückweisungen an den Grenzen als Allheilmittel – steht Merz vor den Scherben seiner Glaubwürdigkeit.
Die CDU-Basis schäumt (Bild: „Es geht um die Existenz der CDU!“), während er mit der SPD ein Schuldenpaket schnürt, das selbst die kühnsten Träume eines Robert Habeck übertrifft.
Willkommen in der Realität, Herr Merz – hier gibt’s keine imaginären Autoschlüssel mehr zu wedeln. Schuldenbremse: Merz’ Heuchelei und die Grünen-Falle Die Schuldenbremse, einst Merz’ heilige Kuh, wird jetzt geschlachtet – und das mit Verve. 500 Milliarden Euro Sondervermögen für Infrastruktur, eine Blanko-Ausnahme für „Verteidigung“: Der Mann, der im Wahlkampf noch gegen „Schuldenmacherei“ wetterte, pumpt Deutschland nun mit Krediten voll.
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Doch die Grünen, ohne die das Ganze im Bundestag nicht durchgeht, haben die Faxen dicke. Ihre Forderungen sind glasklar – und Merz’ Pläne meilenweit davon entfernt:
- „Sicherheit“ statt „Verteidigung“: Panzer allein reichen nicht. Cybersicherheit, Schutz vor Klimafolgen und eine resiliente Energieversorgung müssen rein. Merz’ Militär-Fetisch? Gestrichen.
- Grüne Infrastruktur: Das Sondervermögen darf kein Beton-Bonanza werden. Schulen sanieren? Klar, aber mit PV-Anlagen auf jedem Dach. Bahnstrecken statt Autobahnen. Klimaschutz als Leitlinie, nicht als Fußnote.
- Soziales Netz: Investitionen ohne soziale Absicherung? Ein No-Go. Die Grünen wollen Entlastungen für die, die ETS2 & Co. nicht stemmen können.
Merz und Markus Söder, die beleidigte bayerische Bratwurst mit Hang zur Selbstüberschätzung, scheinen das nicht zu kapieren. Stattdessen planen sie, die Verfassungsänderung durch den alten Bundestag zu drücken – ein demokratisches Foul, das nach hinten losgehen könnte.
Deutschlands Schulden: Immer noch Mittelmaß – aber mit falschen Prioritäten
Eine Billion Euro Schulden klingen nach Weltuntergang? Weit gefehlt. Selbst bei 85 Prozent Schuldenquote 2034 bleibt Deutschland im europäischen Mittelfeld – Frankreich (80 %), USA (120 %) und Italien (140 %) lachen müde. Doch Historiker Adam Tooze mahnt: „Das Geld muss in die Zukunft fließen, nicht in die Rüstungsindustrie.“ Der Investitionsstau – marode Schulen, lahme Netze, fossile Strukturen – schreit nach Auflösung. Aber Merz’ Fokus auf Panzer und Straßen ist ein Rückschritt.
Tooze’s Vision: Klimawende, Digitalisierung, soziale Balance. Merz liefert: militärische Muskeln und Asphalt. Applaus von Rheinmetall, Kopfschütteln von Fridays for Future.
Merz’ Achillesferse: Koalitionspoker und die Habeck-Ironie
Merz’ Kanzlerschaft? Alles andere als sicher. Die Grünen könnten am 17. März im Bundestag alles kippen. Selbst wenn sie zustimmen, droht das Aus im Koalitionsstreit um Migration. Die SPD blockiert Grenzschließungen, die CDU-Basis droht mit Austritten (Bild: „Sch…-Partei!“). Und dann die süße Ironie: Der Spiegel erinnert daran, dass Habeck schon 2024 sagte: „Drei Prozent des BIP für Verteidigung – das geht nur mit Krediten.“
Merz und Söder, die ihn als „schlechtesten Wirtschaftsminister aller Zeiten“ verhöhnten, kopieren jetzt seinen Plan – nur schlechter. Habeck lehnt sich zurück und grinst.
Demokratie auf dem Prüfstand: Abgeordnete ohne Mandat als Retter?
Ein weiterer Knaller: Im alten Bundestag sollen Abgeordnete wie Robin Mesarosch (SPD) über Merz’ Pläne entscheiden – obwohl sie keinen neuen Sitz haben. Frei von Fraktionszwang könnten sie zum Gewissen der Nation werden. Stimmen sie nein, um die Demokratie vor diesem Eilverfahren zu schützen? Die Spannung steigt – und Merz’ Schweißperlen auch.
Szenario Neuwahlen: Wüst statt Merz?
Scheitert Schwarz-Rot, winken erst Personalwechsel und dann Neuwahlen. Merz könnte Geschichte sein – Hendrik Wüst aus NRW steht bereit. Die SPD würde Esken und Klingbeil wohl opfern. Und Söder? Der sollte endlich einen Psychiater buchen, statt am Aschermittwoch die Grünen zu bashen, um deren Stimmen er Stunden später betteln muss.
Der Merkur malt das Horrorszenario: Scholz und Habeck könnten die frischen Milliarden vor Merz’ Amtsantritt verplanen. Grüne Schulen, Solarzüge, Sozialpakete – danke, Friedrich!
Merz-Waterloo – oder Deutschlands Chance?
Merz kann es nicht. Punkt. Sein autoritäres Gehabe, die Klimablindheit und die Arroganz gegenüber den Grünen machen ihn zum Risiko. Söder, die bayerische Bratwurst, ist keine Hilfe – eher ein Klotz am Bein. Doch die Krise ist eine Chance: Wenn die Grünen ihre Macht nutzen und das Sondervermögen grün umbauen, könnte Deutschland die Zeitenwende und die Transformation meistern. Und das Merz-Waterloo verhindern.
Tooze hat recht: „Es geht nicht um schwarze Sakkos, sondern um grüne Turnschuhe.“ Merz’ Waterloo könnte Deutschlands Aufbruch sein – wenn er nicht alles vermasselt.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.