Mobile Brennstoffzellen: Bosch will Durchbruch in Nutzfahrzeug und PKW

Milliardenmarkt mobile Brennstoffzellen? Bosch erwartet 2030 jedes Fünfte Elektrofahrzeug mit Brennstoffzelle

Aus der Zellfertigung für Li-Ion-Batterien hält sich Bosch weiterhin heraus. Dafür steigt der Automobilzulieferer nun in die Fertigung von mobilen Brennstoffzellen ein und will diesen durch eine Partnerschaft mit dem schwedischen Stack-Spezialisten Powercell zum Durchbruch in PKW und LKW verhelfen. Für 2030 erwartet Bosch, dass jedes Fünfte Elektrofahrzeug nicht nur Elektromotor und Batteriespeicher, sondern auch eine mobile Brennstoffzellen an Bord haben wird.

Für die Aktionäre von Powercell ist heute mal wieder ein guter Tag: die Aktie des schwedischen Cleantech-Unternehmensmachte nach der Verkündung der Partnerschaft mit Bosch bei mobilen Brennstoffzellen einen Jubelsatz: 27 Prozent ging es für die Aktie in den Himmel. Kein Wunder: Bosch soll der Technologie von Powercell zum globalen Durchbruch verhelfen.

Bosch will mit den Schweden gemeinsam deren Brennstoffzellen-Stack auf Basis der Polymerelektrolyt-Brennstoffzelle (PEM) zur Serienreife weiterentwickeln. Anschließend will Bosch die Technologie von Powercell in Lizenz selbst produzieren -und dem weltweiten Automotive-Markt anbieten.

Mobile Brennstoffzellen gelten bis heute als zu teuer und finden in PKW kaum Anwendung. Im LKW, wenn deutlich mehr Reichweite bzw. weniger Gewicht gefragt ist, sieht das etwas anders aus: Hyundai und Nikola Motors arbeiten intensiv an Trucks mit Wasserstoff-Brennstoffzellen. Bosch glaubt ganz offenbar an den Durchbruch der mobilen Brennstoffzellen – und an die Technologie von Powercell.

Der Stack von Bosch und Powercell soll das Bosch-Portfolio an Brennstoffzellen-Komponenten ergänzen und bis spätestens 2022 auf den Markt kommen. Die besten Chancen für einen breiten Einsatz der Brennstoffzellen-Technik sieht Bosch im Nutzfahrzeug-Markt. Die Flottenvorgaben der Europäischen Union für Nutzfahrzeuge sehen bis 2025 eine Minderung der CO2-Emissionen um im Schnitt 15 Prozent, bis 2030 um 30 Prozent vor. Dieses Ziel lässt sich nach Ansicht von Bosch nur mit einer zunehmenden Elektrifizierung des Antriebs erreichen.
Mobile Brennstoffzellen spielen hierfür eine entscheidende Rolle.

Mit seiner ganzen Power und Kompetenz eröffnet Bosch unserer Brennstoffzellen-Technik die Möglichkeit, im Automotive-Markt Fuß zu fassen. Bosch ist der beste Partner, den wir uns dafür vorstellen können

Powercell-CEO Per Wassén

Ausgehend von den Nutzfahrzeugen werden Brennstoffzellen-Antriebe von Bosch in der Zukunft dann auch im PKW vermehrt zum Einsatz kommen. Dafür müssen jedoch sukzessive die Kosten für Brennstoffzellen-Systeme sinken. Größter Posten ist der Stack. Dieser macht bis zu zwei Drittel der Gesamtkosten eines Brennstoffzellen-Systems aus.

Powercell stellt mit seinen 60 Mitarbeitern Stacks für mobile Brennstoffzellen mit bis zu 125 Kilowatt Leistung zunehmend automatisiert her. Das 2008 als Ausgliederung der Volvo Gruppe gegründete Unternehmen mit Sitz in Göteborg liefert bereits Brennstoffzellen für den prototypischen Einsatz in LKW und PKW.

Aktuell wird der Energieträger hauptsächlich für industrielle Anwendungen hergestellt mit einem Kilogrammpreis von oft mehr als fünf Euro. Mit steigender Produktion wird der Preis tendenziell noch fallen. Ein Kilogramm Wasserstoff enthält so viel Energie wie 3,3 Liter Diesel. Für 100 Kilometer benötigt ein 40 Tonner etwa neun bis zehn Kilogramm Wasserstoff.

Mobile Brennstoffzellen: Stationäre Systeme mit Ceres Power

Neben PEM-Brennstoffzellen ist Bosch bei den sogenannten Festoxid-Brennstoffzellen (SOFC) aktiv. Mit dem britischen Spezialisten Ceres Power entwickelt Bosch seit Mitte des vergangenen Jahres die SOFC-Technik weiter, um zum Beispiel Fabriken oder Rechenzentren dezentral mit Strom zu versorgen. Die Technik soll kleine Kraftwerke ermöglichen, die überall in der Stadt sowie in Industrie- und Gewerbegebieten platziert werden können.

Durch die hohe Flexibilität der standardisierten Anlagen können unter anderem Lastspitzen besser abgedeckt werden. In der Zukunft soll ein SOFC-Modul eine elektrische Leistung von zehn Kilowatt erzeugen. Für einen höheren Energiebedarf lassen sich beliebig viele Module mit gleicher Leistung einfach vernetzen.

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Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.

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