Volkswagen will zunächst zwölf mobile Powerbanks verteilen- Ladesäulen sollen hohe Kosten für Netzanschluss und Peaks reduzieren.
In Wolfsburg werden bald die weltweit ersten, flexiblen Ladesäulen im Rahmen eines Pilotprojektes, an dem der Volkswagen-Konzern federführend beteiligt ist, aufgestellt. Man habe jetzt eine gemeinsame Einsatzplanung erarbeitet, sagte Jan-Niklas Schildwächter von der Stadt Wolfsburg der Wolfsburger Allgemeinen Zeitung. Noch im Sommer soll die Stadt nun ihr Geburtstagsgeschenk erhalten: Zwölf mobile Powerbanks.
Ab Jahresmitte, aber noch vor den Betriebsferien im August, sollen verschiedene Standorte für mobile Powerbanks innerhalb des Wolfsburger Stadtgebiets ausprobiert werden. Die mobile Schnellladesäule, nach Angaben des Volkswagen-Konzerns eine Eigenentwicklung, enthält Batterien mit einer Kapazität von 360 Kilowattstunden.
Sie kann, deshalb wird sie als mobile Schnellladesäule bezeichnet, mit oder ohne Netzanschluss betrieben werden. Im Fall des Einsatzes ohne Netzanschluss können dort sechs Hyundai Konas oder acht Nissan Leafs voll aufgeladen werden – zwei Elektroautos sogar parallel. Der Einsatz ohne Stromnetz macht dort Sinn, wo kein adäquater Netzanschluss hingelegt werden kann. Unterschreiten mobile Powerbanks einen Schwellenwert, werden sie ausgetauscht.
Mobile Powerbanks für Fußballfans?
Solche mobile Powerbanks könnten beispielsweise rund um ein Fußball-Spiel am Stadion aufgestellt werden, um das Nachladen von Elektroautos während der Veranstaltung zu ermöglichen. Allerdings müsste das kombiniert werden mit einem Park- oder Ladeservice – denn wenn ein Elektroauto nach wenigen Minuten vollgeladen ist, müsste ein anderes Auto angeschlossen werden.
Vorteil für die Stadtwerke oder Volkswagen als Betreiber der Ladeinfrastruktur: Die Ladestationen können immer dann, wenn sie nicht mobil gebraucht werden, für die Erzeugung von Regelenergie eingesetzt werden. Damit ist ihr Einsatz quasi rund um die Uhr lukrativ.
Interessanter ist aber der semi-mobile Einsatz der mobilen Powerbanks von Volkswagen: Während die Batteriepacks mit 30 Kilowatt kontinuierlich etwa mit Ökostrom aus dem öffentlichen Netz nachgeladen werden, können Elektroautos mit bis zu 100 Kilowatt laden – solange der Vorrat reicht. Damit kann der notwendige Netzanschluss kleiner dimensioniert und der teure Netzausbau bzw. die Netzanschlussgebühren erheblich gesenkt werden.
Interessant ist, dass Volkswagen selbst als Betreiber solcher mobiler Powerbanks auftreten will – denn offenbar haben die Energieversorger, die gerade von hohen Strompreisen zu Peak-Zeiten profitieren, kaum ein Interesse daran, diese Peak-Zeiten zu reduzieren. Volkswagen hingegen könnte damit als Energieversorger über seine Tochtergesellschaft Elli zum modernen Energieversorger werden, der so nennenswerte Speicherkapazitäten für Regelenergie zur Verfügung hat.
Für Firmen, Autohäuser, Mehrfamilienhäuser, Stadien und Arenen können die schnell installierten mobilen Ladestationen großen Sinn machen: Denn sie schaffen Flexibilität und beschleunigen somit den Aufbau von Ladeinfrastruktur. Im Wolfsburger Pilotprojekt werden überdies passende Standorte getestet – und das zunächst ohne Investitionskosten.
Sobald das Pilotprojekt – voraussichtlich Ende Juni oder Anfang Juli -startet, werden die Standorte der mobilen Ladesäulen öffentlich auf der Webseite der Stadt Wolfsburg einsehbar sein. Der Probebetrieb werde etwas mehr als ein Jahr dauern, teilte Volkswagen mit. Anschließend könnten mobile Powerbanks ab 2020 regulär verkauft werden. Der VW-Konzern wird sich so Schritt für Schritt zum nachhaltigen Energie- und Mobilitätsanbieter entwickeln – und den Weg gehen, den Tesla schon vor Jahren vorgegeben hat.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.