Das deutsche Cleantech-Startup Timber Tower scheiterte mit der Idee – wie weit kommen die Schweden von Modvion?
Ist der Markt reif für Windturbinen, die auf Holztürme aufgesetzt werden? Das schwedische Cleantech-Startup Modvion geht genau diesen Weg: Jetzt hat das Unternehmen den ersten hölzernen Windturm Schwedens außerhalb von Göteborg auf Björkö installiert. Mit dem 30-Meter-Holzturm sollen Erkenntnisse über die richtige Konstruktion gewonnen werden. Schon 2022 sollen die ersten kommerziellen Holz-Windkraftanlagen in Schweden errichtet werden.
Holz bietet grundsätzlich Vorteile gegenüber Stahl als wesentliches Material für die Konstruktion von Windkraftanlagen. Holz ist leichter, bei entsprechender Verarbeitung aber sogar fester als Stahl. Als nachwachsender Rohstoff trägt eine Windkraftanlage aus Holz einen kleineren CO2-Rucksack mit sich herum, als das Pendant aus Stahl.
Aber die Markteinführung von Holztürmen für Windkraftanlagen gestaltet sich trotzdem schwierig. Das in Hannover und später im Saarland ansässige Cleantech-Unternehmen Timber Tower kam über Errichtung einer Pilotanlage nicht hinaus und scheiterte im Jahr 2015 endgültig. Zuvor klagten die Manager darüber, es mangele an Offenheit der Windkrafthersteller, auf Türme aus Holz umzusteigen.
Modvion aus Schweden möchte einen erfolgreicheren Weg gehen. Das Startup setzt auf die Konstruktion aus Schichtholz. Der nun errichtete Windkraftturm hat eine Höhe von 30 Metern und konnte durch sein vergleichsweise geringes Gewicht leicht transportiert werden. Klar ist: Die Anlage dient insbesondere zu Forschungszwecken. Der 30-Meter-Turm wurde zusammen mit Moelven in der Leimholzfabrik in Töreboda gebaut.
In zwei Jahren sollen hingegen erste Holztürme im kommerziellen Maßstab errichtet werden – Absichtserklärungen mit dem Unternehmen Varberg Energie für einen 110 Meter hohen Turm und mit Rabbalshede Kraft für 10 Türme mit einer Höhe von mindestens 150 Metern sind nach Angaben von Modvion inzwischen unterschrieben worden.
Holz hat fantastische Eigenschaften, und wir müssen viel mehr aus Holz bauen, wenn wir die Klimaziele. Für uns ist es enorm inspirierend, an diesem Pilotprojekt teilzunehmen, bei dem wir die in der Lage sind, nachwachsende Hölzer in einem Entwurf für die Produktion von erneuerbarer Energie zu verwenden.
Johan Åhlén, CEO von Moelven Töreboda
Auftraggeber für die Windkraftanlage mit 30-Meter-Holzturm ist das schwedische Windkraft-Technologiezentrum in Chalmers. Deren Direktor Ola Carlson geht davon aus, dass Windkraft schon im Jahr 2027 die größte Energiequelle innerhalb der Europäischen Union sein wird. Mit Holztürmen bekämen die erneuerbaren Energien nun eine weitere Option, um der Klimakrise mit weniger Emissionen entgegen zu treten.
Nach den Erfahrungen mit Holz-Windkraftanlagen wird es spannend zu sehen, ob sich die durchaus sinnvolle Entwicklung in Schweden wird durchsetzen können. Da in Schweden sogar Hochhäuser aus Holz gebaut werden, ist die Offenheit der Branche dort womöglich größer als in Deutschland.
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Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.