Klimawandel-Auswirkungen bei Gesundheit, Wetter und in der Wirtschaft auch in Deutschland längst spürbar, so der Monitoringbericht 2019.
Die Bundesumweltministerin nennt die Ergebnisse des Monitoringbericht 2019 zum Thema Klimawandel „alarmierend“. Allein in den letzten fünf Jahren ist demnach die durchschnittliche Temperatur in Deutschland um 0,3 Grad Celsius gestiegen – und seit 1881 damit bereits um 1,5 Grad. Die Folge: Die Klimawandel-Auswirkungen sind bei Gesundheit, Wetter und in der Wirtschaft bereits heute und auch in Deutschland kräftig spürbar.
Kurz vor der Weltklimakonferenz COP25 Anfang Dezember in Madrid ist die Aufmerksamkeit für den Monitoringbericht 2019 besonders groß. Zusammen mit der Erkenntnis, dass die Kohlendioxidemissionen in der Erdatmosphäre einen neuen Rekordwert erreicht haben, wird klar, wie groß der Handlungsdruck ist, den die Entscheider bei in Madrid haben werden. Es braucht globale Einigkeit, um entscheidende Schritte vereinbaren zu können.
Die gestiegene, durchschnittliche Temperatur führt dem Monitoringbericht zufolge zu mehr Gesundheitsrisiken durch die Hitzebelastung, einen Anstieg der mittleren Oberflächentemperatur der Nordsee sowie zu stärkeren Ertragsschwankungen in der Landwirtschaft.
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Kurzum: Die Folgen des Klimawandels spüren wir auch in Deutschland bereits heute. Und selbst diese Temperaturanstiege führen schon zu teuren Anpassungen an die neuen Begebenheiten: Schutz von Bau- und Infrastrukturprojekten vor Hitze, Starkregen oder Hochwasser. Gestaltung von städtischen Wohngebieten durch begründete Dächer, Gebäudefassaden, verschattete Plätze oder Wasserflächen. Das alles hat neben der Anpassung an den Klimawandel einen doppelten Effekt: Verbesserung von Lebens- und Luftqualität.
Deutschland steckt mittendrin in der Erderhitzung, mit weitreichenden Folgen für Umwelt, Gesellschaft und Gesundheit. Es muss dringend vorgesorgt werden, um diesen Folgen zu begegnen. Das Monitoring muss weiter verbessert werden und Klimawandelfolgen auf der einen und staatliche Investitionen auf der anderen Seite komplett erfassen. Denkbar ist hier zum Beispiel ein von Bund und Ländern getragenes und finanziertes Sonderprogramm Klimavorsorge.
Maria Krautzberger, Präsidentin des Umweltbundesamtes
Höhere Temperatur, mehr heiße Tage
Die Erhöhung der mittleren Temperatur ist laut Monitoringbericht auch mit einer höheren Anzahl „Heißer Tage“ verbunden – dies sind Tage, an denen die Temperaturen über 30°C steigen. Diese ist seit 1951 von etwa drei auf derzeit etwa zehn Tage pro Jahr gestiegen. Das setzt auch den Menschen zu, vor allem in den Städten. Erstmals enthält der Monitoringbericht 2019 bundesweite Aussagen zu hitzebedingten Todesfällen: Demnach sind im Jahr 2003 7.500 Menschen mehr gestorben als ohne Hitzeperiode zu erwarten gewesen wäre. In den Jahren 2006 und 2015 gab es jeweils 6.000 zusätzliche Todesfälle.
Stichwort Wasserverfügbarkeit: In den letzten zehn Jahren gab es immer häufiger niedrige Grundwasserstände, die in einigen Gemeinden bereits zu Problemen mit der Trinkwasserversorgung führten. Zunehmende Trockenheit und häufiger werdende Niedrigwasserstände in Flüssen beeinträchtigen die Ökosysteme, führen zu eingeschränkter Schifffahrt und gefährden die Versorgung von Kraftwerken und Industrie mit Kühlwasser.
Auch Land- und Fortwirtschaft sind betroffen: So hat in den letzten 50 Jahren das verfügbare Wasser in landwirtschaftlich genutzten Böden deutlich abgenommen. Im Jahr 2018 verursachten Hitze und Trockenheit in der Landwirtschaft Schäden in Höhe von 700 Millionen Euro. Jahres- und Vegetationszeiten verschieben sich – so stieg die Dauer der Vegetationsperiode von 222 Tagen (1951-1981) auf 232 Tage (1988-2017). Tier- und Pflanzenarten aus wärmeren Erdregionen breiten sich aus, darunter zum Beispiel die Sardine oder die Sardelle in der Nordsee oder die Asiatische Tigermücke an Land. Diese kann bislang in Deutschland nicht auftretende Krankheiten wie Chikungaya- oder Dengue-Fieber verbreiten.
Die Folgen der Erderwärmung treffen laut Monitoringbericht 2019 auch die Wirtschaft, denn diese ist abhängig von funktionierenden Straßen, Häfen oder Wasserwegen. Diese Infrastrukturen werden vor allem durch extreme Wetterereignisse wie Stürme und Starkregen geschädigt. Im Jahr 2018 entstanden so zum Beispiel an Häusern, Kraftfahrzeugen, Hausrat, Gewerbe, Industrie und Landwirtschaft Versicherungsschäden in Höhe von etwa 3,1 Milliarden Euro. Laut Versicherungswirtschaft gehörte 2018 zu den vier schwersten Sturmjahren der letzten 20 Jahre.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.