Moor-Feuchtgebiete sind effiziente Speicher oder Senken für Kohlendioxid. Landwirte sollen zu Klimawirten werden.
Der Erhalt oder Wiedernutzung von Mooren ist für die Erreichung der Klimaziele unerlässlich. Denn die Feuchtgebiete enthalten einen besonders hohen Anteil organischer Materie – und gelten deshalb als besonders effiziente Speicher oder Senken für Kohlendioxid. Kaum bekannt ist: Moore können mehr Kohlenstoffdioxid speichern als in der Fläche vergleichbare Wälder. Im EU-Förderprogramm LEADER wird jetzt die Ausgleichsleistung von Mooren, Wäldern und Humus untersucht. Dabei geht es auch um die Frage, wie Landwirte ihre Flächen alternativ nutzen und dafür vergütet werden könnten.
Im Förderprogramm forscht ein Verband aus regionalen Kommunen, Städten und Landkreisen, gefördert von der Audi Stiftung für Umwelt. Moore kennzeichnen sich generell durch eher schwammige Böden, auf denen sich charakteristische Biotope bilden. Durch Niederschläge oder austretendes Bodenwasser bleiben die Böden arm an Sauerstoff. Das verhindert, dass sich pflanzliche Reste vollständig abbauen – diese werden zu Torf. Moore wachsen dadurch in die Höhe. Im Unterschied dazu trocknen Sümpfe gelegentlich aus – die organische Substanz wird zu Humus abgebaut.
Der Verein „Energie Effizient Einsetzen“ hat sich zum Ziel gesetzt, den Lebensraum und die Artenvielfalt der Moore zu fördern. Daher startete die gemeinnützige Organisation das Projekt „CO2-Regio“. Es zielt auf die Entwicklung eines Handlungsleitfadens für Landwirte ab, wie sie die auf ihren Ländereien befindlichen Moore gesund halten und pflegen können. Besondere Bedeutung kommt der fairen Vergütung für diese sogenannten „Klimawirte“ zu.
Mehr zum Thema Moore gibt es auch in diesem Video von Klima vor Acht:
Weitere Schwerpunkte der Studie sind Humusaufbau und Aufforstung – beides sind ebenfalls wirksame Klimaschutzmaßnahmen, die auch von Grundbesitzenden ohne Moore umgesetzt werden können.
Das EU-Förderprogramm LEADER ermöglicht die Umsetzung der Studie, die zunächst auf zwei Jahre angelegt ist. Neben der Audi Stiftung für Umwelt zählen außerdem die Landkreise Aichach-Friedberg, Neuburg-Schrobenhausen und Pfaffenhofen an der Ilm sowie die Stadt Schrobenhausen und die Gemeinden Königsmoos, Ehekirchen, Karlshuld, Langenmosen und Pöttmes zu den Unterstützern von „CO2-Regio“.
Das Ziel der Machbarkeitsstudie ist es, über den Dreiklang der Maßnahmen von Moorschutz, Humusaufbau und Aufforstung einen CO2-Ausgleichsmechanismus zu schaffen. So sollen regionale Wirtschaftskreisläufe gestärkt und alternative Nutzungsmöglichkeiten gefördert werden. Indem die Eigentümer der Moorflächen für deren Instandhaltung und Gesundheit sorgen, fördern sie den regionalen Klimaschutz.
Zudem sollen sie als Ausgleich den Erlös aus dem nach Studienabschluss geplanten Zertifikathandel erhalten. Mit dem Ausgleich der unvermeidbaren Emissionen wird das Ziel von Netto-Null erreichbar. Da die Maßnahmen langfristig wirken, tragen sie dazu bei, dass die „Klimawirte“ auch in den kommenden Jahrzehnten weiterhin von ihrem Land leben können. Das Ziel ist es, den Erwerb dieser Zertifikate für alle Anwohnenden sowie für Gewerbe und Industrie zu ermöglichen. Dies fördert den regionalen Wirtschaftskreislauf sowie Natur- und Klimaschutz vor Ort.
Moore-Studie: Klimaschutz und Wirtschaftlichkeit vereinbaren
Die Machbarkeitsstudie zum Thema Moore beinhaltet die Untersuchung zahlreicher Maßnahmen, die die Vereinbarkeit von Klimaschutz und Wirtschaftlichkeit darstellen. Dazu zählen etwa Bewirtschaftungsmethoden, Agroforstwirtschaft oder auch Landwirtschaft mit verschiedenen Humusaufbau-Methoden. Aber auch der reine Moorschutz oder die Kombination von Moorschutz und Photovoltaik sollen untersucht werden. Dabei werden mögliches Gelingen und Durchführung, Wirtschaftlichkeit, Treibhausgas-Bilanzen und rechtliche Rahmenbedingungen berücksichtigt.
Bereits in der Anfangsphase der Studie sollen Produzenten und mögliche Abnehmer in Dialog gebracht werden, sodass entstehende Produkte wie Schilf, Holz oder Rohrkolben schließlich auch verwertet werden können.
CO2-Regio: Voraussetzungen für Zertifikate
Weiterhin untersucht „CO2-Regio“ die Voraussetzungen, die die Zertifikate erfüllen müssen, um anerkannt und angewandt zu werden. Interessierte und Anwohnende sollen über den kompletten Untersuchungszeitraum hinweg die Chance erhalten, sich zu informieren und sich am Studienprozess zu beteiligen.
Nach Ende des Untersuchungszeitraums sollen die Ergebnisse veröffentlicht werden. Bereits im zweiten Halbjahr 2021 ist der erste Informationstermin geplant.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.