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Alice Weidel, Elon Musk und die dümmste Energiepolitik der Welt

Wie es zum „Missverständnis“ kommen konnte, die durch und durch fossile AfD-Energiepolitik als „pragmatisch“ zu bezeichnen.

Die AfD möchte Kohle- und Atomkraftwerke reaktivieren und neue bauen, die Gas-Pipelines nach Russland reparieren bzw. in Betrieb nehmen und lehnt Erneuerbare, Speicher oder Wasserstofftechnik ab. War bislang jedem klar, dass diese fossile und daher dümmste Energiepolitik der Welt in Zeiten der Klimakrise völlig indiskutabel wäre, kommt Elon Musk – der reichste Troll der Welt – und behauptet in der Welt am Sonntag, die AfD würde eine „pragmatische Energiepolitik“ auf Basis von Erneuerbaren, Speichern und Kernenergie anstreben. Wie kann sich der geniale Unternehmer Elon Musk dermaßen irren?

Der Artikel von Elon Musk in der Welt am Sonntag, der im Springer-Verlag zu einer Zerreißprobe führte, hat Musk die nachgewiesenermaßen in weiten Teilen rechtsextreme AfD in einer Weise verharmlost, die besorgniserregend ist. Der Milliardär, der entscheidend dazu beitrug, dass Donald Trump erneut ins Weiße Haus einzieht, nutzt derzeit seine unheilige Machtfülle, um sich in vielen Ländern weltweit in die Politik einzumischen. Heute etwa behauptete er, „das Volk“ in Großbritannien wolle die aktuelle Regierung nicht – daher müsse es Neuwahlen geben.

In Deutschland beschimpft er Bundeskanzler, Bundespräsident und Vizekanzler als „Narren“, „Idioten“ oder beides. Musk ist – es ist verwunderlich, weil es in der Biographie von Walter Isaacson keinen Anhaltspunkt dafür gibt – zu einem Libertären, einem Verschwörungstheoretiker, einem Anti-Demokraten mutiert.

Eine Idee für diese Wandlung besagt: Irdische Probleme sind Musk nach der Lösung etwa des autonomen Fahrens durch neuronale Netze nicht mehr groß genug. Aber um seinen Lebenstraum zu erfüllen, auf den Mars zu kommen, braucht er sehr viel mehr Geld und Rückhalt durch die Politik in den USA.

Um es klar zu sagen: Der Ansatz, die menschliche Spezies „multiplanetar“ zu machen, aber davon den Planeten Erde quasi vor die Hunde gehen zu lassen, ist mit „verrückt“ sehr höflich umschrieben. Trotzdem will Musk nun eine außerhalb der Regierung angesiedelte Behörde leiten, auch, um Gelder freizuschaufeln, mit der seine wirren Raketenträume unterstützt werden können.

Mit diesen Träumen im Kopf – er versucht immer wieder, die Science-Fiction-Träume seiner schwierigen Kindheit Realität werden zu lassen – versuchen, um bestimmte Ziele zu erreichen – wendet sich Musk also nun der AfD zu. Offenbar beseelt von der Idee, Rechtsextremisten überall in Europa zur Macht verhelfen zu wollen. Diese sollten dann jeweils die Staatsapparate verkleinern und den Konzernen mehr Freiraum für ihr Handeln gewähren. Bürokratie und Umweltgesetze stören Musk offenbar beim Versuch, die Mars-Herrschaft an sich zu reißen.

In dem Beitrag in der Welt am Sonntag berichtet Musk also unter anderem über die aus seiner Sicht angeblich „pragmatische Energiepolitik“ der AfD. Aber natürlich braucht es nur wenige Ausschnitte aus dem Wahlprogramm der Partei, um zu belegen, wie falsch Musk dabei liegt.

Was Musk geschrieben hat:

Die AfD vertritt in der Energiefrage einen pragmatischen Ansatz und setzt sich für ein ausgewogenes Vorgehen ein. Ich hoffe, dass sie den Ausbau der sicheren Kernenergie kombiniert mit Batteriespeichern zur Abfederung großer Schwankungen im Stromverbrauch in Erwägung zieht, denn das ist die offensichtliche Lösung.

Was im AfD-Wahlprogramm steht:

  • „Keine der erneuerbaren Energien oder neuen Anwendungen wie Wärmepumpen oder Elektromobilität können ohne Subventionen am Markt bestehen“ => Schon heute kommen z.B. Offshore-Windparks ohne Subventionen aus.
  • Konventionelle Energien werden künstlich verteuert oder verboten. => Fossile Energien werden bis heute hoch subventioniert.
  • „Nord Stream Stränge reparieren – Nord Stream 2 einsetzen“ => Die AfD will Gaskäufe dem Kriegsverbrecher Putin die Kriegskasse füllen.
  • „Den geplanten Ausstieg aus der Braunkohleverstromung wird es mit der AfD nicht geben.“ => So viel zum Grundsatz der „Umweltfreundlichkeit“ und „Bezahlbarkeit“.
  • „Neben dem kurzfristig notwendigen Ausbau von Kohlekraftwerken ist der Ausbau der Kernenergie geplant.“
  • „Bis Deutschland wieder Kernkraft einsetzt, werden Kohle und Gas eine sichere Stromversorgung gewährleisten müssen, da Stromgroßspeicher nicht existieren oder zu teuer sind.“ => Nein, Elon: Die AfD wird keine Batteriespeicher einsetzen.
  • „Im Wärmesektor werden erneut preiswertes Gas, bevorzugt aus Pipelines, oder Heizöl zur Verfügung stehen.“ => Fossiles Zurück statt pragmatischer Energiepolitik.
  • Im Verkehrssektor wird sich die AfD auf allen Ebenen dafür einsetzen das Verbot des Verbrennungsmotors aufzuheben. => Auch hier: Fossiles Weiter-So steht im Zentrum.

Die Diskrepanz zwischen dem, was Elon Musk sich als „pragmatische Energiepolitik“ erhofft, aber viel eher der Ampel-Energiepolitik entspricht (Ausnahme: Atomkraft), und den fossilen Plänen der AfD ist frappierend. Das Wahlprogramm hat Musk also definitiv nicht gelesen. Und seine eigene KI Grok hat er auch nicht gefragt, wie die Energiepolitik der AfD aussieht.

Am 9. Januar will die AfD-Co-Vorsitzende Alice Weidel in New York ein öffentliches Gespräch mit Musk führen. Ganz offenbar stehen die Teams von Musk und Weidel im Austausch miteinander – und in diesem Austausch hat sich offenbar der Eindruck Musks verfestigt, die AfD wolle eine pragmatische Energiepolitik machen. Oder anders gesagt: Die AfD hat Musk knallhart belogen, um sein Interesse zu wecken.

Ob Weidel das „Missverständnis“ am 9. Januar aufklären wird? Dann müsste sie zugeben, dass sie für die dümmste Energiepolitik der Welt eintritt. Aber dafür fehlt Alice Weidel nicht nur der Mut, sondern auch der Charakter.

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