Netto Steckersolargerät mit Deye-Wechselrichter und PERC-Solarmodulen von Risen. Kurios: Die Halterung für die Montage am Balkon fehlt.
Der Supermarkt Netto verkauft diese Woche in seinem Online-Shop ein Balkonkraftwerk 600W, das moderne PERC-Solarmodule mit dem Mikro-Wechselrichter des chinesischen Herstellers Deye kombiniert. Zusammengestellt hat das Netto Komplettset der Online-Shop Juskys – auf deren Webseite kostet das „Komplettset“ ohne Montagezubehör 100 Euro mehr als bei Netto. Dort ist die Mini-Solaranlage mit Schuko-Stecker für 699,99 Euro erhältlich. Was taugt dieses Wochenangebot des Supermarkts?
Die Komponenten des Netto Steckersolargeräts 600W sind im Vergleich zu anderen Sonderangeboten, die es derzeit gibt, vergleichsweise hochwertig. Enttäuschend ist allerdings, dass keine Auswahl an Montage- und Befestigungsmöglichkeiten zur Verfügung steht. Damit geht der Vorteil des Komplettsets ein Stück verloren, weil zusätzlich ein Montagesystem beschafft werden muss. Mehr über Vorteile und Nachteile der Balkonkraftwerke gibt es in diesem Artikel.
Solarmodule von Risen mit PERC
Die beim Netto Balkonkraftwerk verwendeten Solarmodule stammen vom global agierenden, chinesischen Anbieter Risen Energy, der in Deutschland auch ein Büro in Nürnberg hat. Die für das Komplettset des Supermarkts verwendeten Module verfügen über die moderne PERC-Technologie. Dies steht für Passivated Emitter and Rear Cell (Passivierter Emitter und Rückseitenzelle) und sorgt ganz praktisch dafür, dass auch bei nicht optimalen Lichtverhältnissen Strom erzeugt wird.
Zertifizierter DEYE-Wechselrichter
Der im Komplettset von Netto verwendete Mikro-Wechselrichter SUN600/800/1000G3-EU-230 stammt vom chinesischen Hersteller DEYE – und ist für Solarmodule mit bis zu 500 Watt geeignet. Der Mikro–Wechselrichter ist nach VDE-AR-N-4105:2018 zertifiziert und darf in Deutschland legal betrieben werden. Er beinhaltet einen NA-Schutz und schaltet damit bei Trennung vom Stromnetz sofort ab.
Der Mikro-Wechselrichter von DEYE hat darüber hinaus eine integrierte Energiemessung, so dass via App oder WLAN die Energieerzeugung nachvollzogen werden kann. Das macht besonders viel Sinn, wenn man am Balkon etwas Spielraum hat, um die optimale Position zu finden. So kann auch nachvollzogen werden, ob die tageszeitabhängige Erzeugung stundenweise ausreicht, um die Standby-Verbraucher im Haushalt, wie etwa Router, Ladegeräte oder Kühlschränke zu versorgen.
Die entsprechenden Zertifikate und Konformitätserklärung sind hier bei einem Online-Shop abrufbar. Diese sind bedeutsam, weil der Wechselrichter mit einem Schuko-Stecker geliefert wird – der VDE ist hier skeptisch, will lieber eine Wieland-Steckdose. Die Bundesnetzagentur hingegen hält den Schuko-Stecker für sinnvoll und ausreichend.
Angebot ohne Umsatzsteuer
Wer im Online-Shop von Netto stöbert, wird feststellen, dass die Mehrwertsteuer beim Kauf des Netto Balkonkraftwerk 600W mit 0 Prozent angewiesen wird. Das ist korrekt. Grund: Der Gesetzgeber hat die Umsatzsteuer auf Photovoltaikprodukte für Privatkunden auf 0 Prozent abgesenkt. Weitere Informationen dazu gibt es hier im Artikel.
Kann das funktionieren: Steckersolar vom Discounter?
Das hier angebotene Steckersolargerät macht einen guten Eindruck, weil die Komponenten hochwertig sind. Ob man bei einem Discounter bestellen sollte, der ein solches Produkt nur wochenweise vorrätig hat, steht auf einem anderen Blatt. Einen kompetenten Ansprechpartner bei Problemen an der Hand zu haben, kann sicherlich nicht von Nachteil sein. Wer zusätzlich ein passendes Montagesystem findet, kann via Plug & Play relativ leicht zum eigenen Energieerzeuger werden – auch und gerade als Mieter.
Generell ist es gut, dass Balkonkraftwerke mittlerweile so Mainstream geworden sind, dass sich auch Baumärkte und Online-Shops bzw. Supermärkte wie Netto hierauf stürzen. Denn jedes Kraftwerk mit 600 Watt hilft bei der Abkehr vom fossilen Energiesystem und beim Aufbau des eher dezentral strukturierten Energiesystems auf Basis Erneuerbarer Energien.
Neben Juskys gibt es viele weitere Verkäufer wie etwa Priwatt, Balkonkraftwerk-vertrieb, Yuma oder direkt bei Amazon und Ebay.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.