Die globale Energielandschaft befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel. Angetrieben von ambitionierten Klimazielen und dem Wunsch nach Energiesicherheit erlebt die Cleantech-Branche einen beispiellosen Boom. Saubere Technologien wie Solar-PV, Windturbinen, Elektroautos und Batterien erobern die Märkte und verändern die Art und Weise, wie wir Energie produzieren, speichern und verbrauchen. Ist die neue Energiewirtschaft eine Chance für alle?
Der neue IEA-Bericht „Energy Technology Perspectives 2024“ liefert eine umfassende Analyse dieser Entwicklung und beleuchtet die Chancen und Herausforderungen, die mit dem Aufstieg der neuen Energiewirtschaft verbunden sind.
Die wichtigsten Erkenntnisse des IEA-Berichts im Detail
1. Explosives Wachstum des Cleantech-Marktes
- Der globale Markt für saubere Energietechnologien wird von 700 Milliarden US-Dollar im Jahr 2023 auf über zwei Billionen US-Dollar im Jahr 2035 anwachsen. Das entspricht in etwa dem Wert des weltweiten Rohölmarktes der letzten Jahre.
- Der Handel mit sauberen Technologien wird sich in den nächsten zehn Jahren mehr als verdreifachen und 575 Milliarden US-Dollar erreichen, was 50 Prozent mehr ist als der heutige Welthandel mit Erdgas.
2. Komplexe politische Herausforderungen
- Die rasante Entwicklung der Cleantech-Branche stellt Regierungen vor komplexe politische Herausforderungen. Energie-, Industrie- und Handelspolitik werden immer stärker miteinander verknüpft.
- Länder müssen strategische Entscheidungen treffen, um ihre Energiesicherheit zu stärken, wirtschaftliche Chancen zu nutzen und gleichzeitig die Kosten des Übergangs zu sauberer Energie zu minimieren.
3. Chancen für Schwellen- und Entwicklungsländer
- Der IEA-Bericht betont, dass die neue Energiewirtschaft nicht nur den Industrieländern vorbehalten ist. Auch Schwellen- und Entwicklungsländer haben das Potenzial, von diesem Wandel zu profitieren.
- Länder in Südostasien könnten sich zu kostengünstigen Produktionsstandorten für Solarmodule entwickeln, während Lateinamerika die Produktion von Windturbinen ausbauen könnte.
- Nordafrika hat das Potenzial, ein Zentrum für die Herstellung von Elektrofahrzeugen zu werden, und verschiedene Länder in Subsahara-Afrika könnten Eisen mit emissionsarmem Wasserstoff produzieren.
4. Wertschöpfungsketten und Rohstoffe
- Der Bericht analysiert die globalen Wertschöpfungsketten für saubere Energietechnologien und zeigt auf, wie Schwellen- und Entwicklungsländer ihre Wettbewerbsvorteile nutzen können, um in diesen Wertschöpfungsketten aufzusteigen.
- Der Zugang zu kritischen Rohstoffen spielt eine entscheidende Rolle. Der Bericht identifiziert wichtige Chancen für Länder, die über reichhaltige Vorkommen an Lithium, Kobalt, Nickel und anderen für die Herstellung von Batterien und anderen Cleantech-Komponenten wichtigen Rohstoffen verfügen.
5. Energiesicherheit im Wandel
- Der Übergang zu sauberer Energie verändert die Dynamik der Energiesicherheit. Während die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffimporten abnimmt, entstehen neue Abhängigkeiten im Bereich der Cleantech-Lieferketten.
- Der Bericht analysiert die globalen Handelsströme für saubere Energietechnologien und zeigt potenzielle Risiken und Schwachstellen auf.
6. Die Rolle von Innovation und Investitionen
- Kontinuierliche Innovation ist entscheidend, um die Kosten für saubere Energietechnologien weiter zu senken und ihre Effizienz zu steigern.
- Der Bericht unterstreicht die Bedeutung von massiven Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie in den Ausbau der Produktionskapazitäten.
7. Globale Zusammenarbeit
- Der IEA-Bericht betont die Notwendigkeit einer engen internationalen Zusammenarbeit, um den globalen Übergang zu sauberer Energie zu beschleunigen.
- Strategische Partnerschaften zwischen Industrieländern und Schwellen- und Entwicklungsländern sind entscheidend, um Wissen und Technologien zu transferieren und gemeinsam die Herausforderungen der neuen Energiewirtschaft zu bewältigen.
Der IEA-Bericht „Energy Technology Perspectives 2024“ über die neue Energiewirtschaft liefert eine fundierte und detaillierte Analyse der neuen Energiewirtschaft und ihrer globalen Auswirkungen. Er zeigt die enormen Chancen auf, die mit dem Übergang zu sauberer Energie verbunden sind, aber auch die komplexen Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt.
Der IEA-Bericht ist ein unverzichtbares Instrument für politische Entscheidungsträger, Investoren und alle, die sich mit der Zukunft der Energie beschäftigen.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.