General Motors beteiligt sich nicht als Geldgeber bei Nikola, Gespräche über Nutzung der Batterietechnologie.
Nikola und General Motors haben nach wochenlangem Ringen eine Absichtserklärung zur Zusammenarbeit bei Brennstoffzellen-Trucks beschlossen. Die ursprüngliche Vereinbarung, die u.a. den Bau des Pickups Badger und eine 11-prozentige Beteiligung von GM an Nikola vorsah, wird ersatzlos gestrichen. Damit ist es dem neuen Nikola-Management nicht gelungen, General Motors als Investor an Bord zu holen. Mit dem neuen GM-Deal will sich Nikola nun vollständig auf schwere Nutzfahrzeuge mit Batterien und Brennstoffzellen fokussieren.
Nikola-CEO Russell killt nun mit dem Badger das Lieblingsprojekt von Firmengründer Trevor Milton – und einen der Gründe für Fantasie in der eigenen Aktie. Dabei ist klar, worauf Russell achtet: Mit der Fokussierung auf das Kerngeschäft schwere LKW mit Batterie oder Brennstoffzelle, will er institutionelle Investoren an Bord halten oder gewinnen, die Nikola dringend für sein kapitalintensives Geschäftsmodell braucht.
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Aus dem am 8. September auch von GM selbst offensiv vermarkteten, einstigen GM-Deal ist also nun eine weiche Lieferantenbeziehung geworden. Immerhin sichert sich Nikola hierdurch Zugang zur Hydrotec-Brennstoffzellen-Technologie von GM. Der Autobauer wird sein Brennstoffzellensysten für den Einsatz in großen LKW modifizieren. Allerdings handelt es sich auch hier um eine vorläufige Vereinbarung, die noch platzen kann.
Aktuell plant Nikola, Brennstoffzellen von Bosch/Powercell und Lithium-Ionen-Batterien von Romeo Power für die ersten Versionen der Semi-Trucks zu nutzen. Allerdings wollen GM und Nikola weiterhin über die Integration von GM’s Batterietechnologie Ultium Battery sprechen. Auch diese müsste für schwere Trucks der Klassen 7 und 8 angepasst werden.
Bei den einzelnen Fahrzeugen gibt es konkrete Zeitpläne: Testfahrten mit den Brennstoffzellen-Trucks sollen Ende 2021 beginnen. Anschließend folgen Tests mit den Beta-Prototypen – in der ersten Hälfte 2022. Schneller soll es mit dem in Ulm mit Iveco produzierten Nikola Tre vorwärts gehen: Dessen Serienreife ist für Ende 2021 angestrebt, die Serienproduktion mit Brennstoffzellen ab 2023.
Nikola hat in den vergangenen Monaten die Bruchlandung von der aufregenden Technologie-Story mit GM-Deal zum LKW-Hersteller ohne Produkt erlebt. Das kann ein grundsolides Unternehmen sein, aber eben auch langweilig. Die Fantasie ist bei Nikola komplett raus. Die nächsten Monate werden zeigen, ob dem Unternehmen neue Flügel wachsen können, wenn es beweisen kann, dass sein Konzept, Wasserstoff direkt an Tankstellen herzustellen, aufgeht. Im Moment behält Skepsis die Oberhand.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.