Cleantech-Unternehmen Neustark erzeugt Negativemissionen für permanente Kohlenstoffentfernung (Carbon Dioxide Removal)
Die Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5°C setzt laut Weltklimarat IPCC voraus, dass wir bis zum Jahr 2050 Netto-Null-Emissionen erreichen. Dieses Ziel ist nur erreichbar, wenn neben der erheblichen Reduktion von Emissionen auch Kohlendioxid direkt aus der Luft entfernt wird. Das Cleantech-Unternehmen Neustark ist ein Player, der sich auf Lösungen zur CO2-Entfernung im Maßstab von Milliarden von Tonnen spezialisiert hat. Die Schweizer haben im Bereich der Carbon Dioxide Removal-Technologien eine Führungsrolle eingenommen: Mit einer Lösung zur dauerhaften Speicherung von biogenem CO₂ in recycelten mineralischen Abfällen wie Abbruchbeton.
Das 2019 gegründete Cleantech-Unternehmen Neustark AG hat seinen Sitz im schweizerischen Bern und besteht aus einem 55-köpfigen Team. Dieses arbeitet laut Firmen-Homepage „an der dauerhaften CO₂-Speicherung für eine gute Zukunft aller Generationen auf unserem Planeten.“ Hierzu haben die Schweizer eine Negativemissions-Technologie entwickelt.
Die ersten Anlagen von Neustark sind in der Schweiz und in Europa bereits im Einsatz und speichern tagtäglich Tonnen von CO₂. Die saubere Technologie ermöglicht die dauerhafte Entfernung des Klimagases. Das ambitionierte Ziel? Eine Million Tonnen Kohlendioxid permanent entfernen im Jahr 2030 und darüber hinaus.
„Negativemissionen sind entscheidend, wenn wir in der Schweiz und in Europa bis 2050 klimaneutral sein wollen“, erklärt Valentin Gutknecht, Gründer und Co-CEO von Neustark. Die Kerntechnologie besteht darin, das CO2 aus Biogasanlagen abzuscheiden, es zu verflüssigen und durch eine spezielle Begasungstechnologie dauerhaft in Abbruchbeton zu speichern. Mit dieser Technologie kooperiert Neustark bereits mit einer Vielzahl von Herstellern von Zement und Beton.
Eine zweite Technologie des Unternehmens liegt darin, das Potenzial geologischer Formen der Speicherung von CO2 zu erschließen. Hierzu hat Neustark zuletzt auch Fördermittel der Schweizer Klimastiftung erhalten. Zielländer für die unterirdische Speicherung sind beispielsweise Island oder Norwegen. Neben der Abscheidung, der Verflüssigung und dem Transport übernimmt das Team um Valentin Gutknecht und Johannes Tiefenthaler auch die Zertifizierung des Klimanutzens.
Abbruchbeton gilt als der weltweit größte Abfallstrom. Doch die Lösung von Neustark bietet einen Weg, diesen Abfallstrom in eine effektive Kohlenstoffsenke zu verwandeln. Durch die Mineralisierung von CO₂ in Abbruchbeton wird das Treibhausgas dauerhaft gespeichert und aus der Atmosphäre entzogen.
neustark arbeitet dabei eng mit Biogasanlagen zusammen, um das dort entstehende CO₂ abzufangen. Zudem kooperieren wir mit Baustoffrecyclern, um das CO₂ in Abbruchbeton zu speichern. Darüber hinaus bieten wir Unternehmen mit ehrgeizigen Klimazielen die Möglichkeit, unsere CDR-Zertifikate (Carbon Dioxide Removal) zu erwerben.
Neustark wächst international
Das Geschäftsmodell etabliert Neustark seit 2021. Damals entstand der erste mobile Prototyp, der an verschiedensten Stellen eingesetzt wurde. 2022 gingen die ersten stationären Speicheranlagen in Betrieb. Allein im Jahr 2023 gehen mehrere weitere Anlagen in Betrieb, wobei die in Biberist in der Schweiz, die im Juli eingeweiht wurde, die bislang größte Lösung ist.
Mittlerweile sind elf Speicheranlagen mit einer jährlichen Gesamtkapazität von 3.000 Tonnen CO2 im Betrieb. Etwa gleich viele Abscheidungs- und Speicheranlagen befinden sich zurzeit in Aufbau – neben der Schweiz auch in Deutschland, Österreich und Frankreich.
Somit ist Neustark auf gutem Weg zum eigenen Ziel, im Jahr 2030 eine Million Tonnen CO2 dauerhaft zu entfernen.
Hintergrund: Was sind Negativemissionen?
Negativemissionen beziehen sich auf Verfahren, bei denen Treibhausgase wie CO₂ aus der Atmosphäre entfernt und dauerhaft gespeichert werden. Negative Emissionen spielen eine entscheidende Rolle bei der Bekämpfung des Klimawandels und sind erforderlich, um die globalen Klimaziele zu erreichen, einschließlich der Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius.
Es gibt verschiedene Ansätze für Negativemissionen, darunter Aufforstung und Wiederaufforstung sowie die Kohlendioxidabscheidung (Carbon Dioxide Removal, CDR). Bei der Aufforstung und Wiederaufforstung werden Bäume gepflanzt, die während ihres Lebens CO₂ aus der Atmosphäre aufnehmen und in ihren Biomassen speichern. Bei der DAC-Technologie, wie sie auch etwa Climeworks aus der Schweiz entwickelt (Direct Air Capture), wird CO₂ direkt aus der Atmosphäre abgeschieden und entweder in geologischen, terrestrischen oder ozeanischen Reservoirs oder in Produkten dauerhaft gespeichert.
Die Entstehung von Negativemissionen ist von großer Bedeutung, um den Klimawandel einzudämmen und die Treibhausgasemissionen nachhaltig zu reduzieren.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.