Cleantech-Unternehmen New Culture aus den USA stellt Mozzarella ohne tierische Bestandteile her. Jetzt ist ein großer Investor eingestiegen.
Was wäre Pizza ohne den geschmeidigen und elastischen Mozzarella? Nichts. Aber die Herstellung des Käses aus Büffelmilch ist häufig mit Tierquälerei verbunden. Daher hat es sich das Cleantech-Unternehmen aus San Francisco zur Aufgabe gemacht, eine Alternative zu schaffen, die ohne tierische Zutaten auskommt. Jetzt hat New Culture nicht nur eine sehr bedeutsame Finanzierungsrunde abgeschlossen, sondern auch angekündigt, Mozzarella auf Basis der sogenannten Präzisionsfermentation schon 2023 auf den Markt zu bringen.
Für den Think Tank RethinkX von Tony Seba ist seit einiger Zeit klar: Die Umwälzung der Käsemarktes – weg von tierischer Milch und hin zu tierfreien Alternativen – beginnt exakt in dem Moment, in dem im B2B-Bereich das Original gegen Alternativen ausgetauscht wird. Exakt dieser Meilenstein im Clean Food-Sektor, der für den Planeten eine so gewaltige Klimachance bietet, steht nun unmittelbar bevor.
Denn das Cleantech-Unternehmen New Culture aus den USA hat eine Finanzierungrunde abgeschlossen, bei der CJ CheilJedang investiert hat. Dabei handelt es sich um ein 23 Milliarden Dollar schweres koreanisches Unternehmen, das weltweit als führender Anbieter von Bioproduktion auf der Basis der Fermentation gilt. Und: Es hält 25 Prozent am amerikanischen Markt für Tiefkühlpizzas – prädestiniert für den Einsatz von tierfreiem Mozzarella.
Die Investition von CheilJedang in New Culture soll in die Produktentwicklung des tierfreien Mozzarellas fließen, der 2024 in die ersten Pizzerien kommen soll.
Präzise Gärung: Alternativer Mozzarella
New Culture wendet das Prinzip der sogenannten Präzisionsfermentation an, um den täuschend echten Mozzarella auf die Pizzen zu bringen. Dafür werden Hefe-Bakterien und andere Mikroorganismen mit Proteinen und Zucker gefüttert, um sich in etwas „Neues“ zu verwandeln. New Culture „trainiert“ diese Mikroorganismen, um eine Alternative zu tierischem Kasein herzustellen. Das ist etwa in Büffelmilch vorhanden und das entscheidende Geheimnis für die typische Geschmeidigkeit und Elastizität der Käsesorte.
Präzisionsfermentation findet in großen Fermentationstanks statt. Sobald das alternative Kasein darin entstanden ist, beginnt die Käseherstellung. Insgesamt ist diese Herstellungsmethode schonender für Tiere, den Planeten und die menschliche Gesundheit.
Mit dem Prozess, den New Culture entwickelt hat, lassen sich alle Käsesorten tierfrei herstellen. So entsteht Kuhkäse ohne Kuh oder Büffel-Mozzarella ohne Büffel. Die Zukunft der Milchprodukte hat begonnen – und verspricht, eine Köstlichkeit zu sein.
„CJ CheilJedang verfügt über unschätzbare Erfahrungen und Verbindungen in der Lebensmittel- und Pizzabranche, die New Culture einen entscheidenden Impuls für die Skalierung geben werden, während wir unsere Markteinführungsstrategie vorantreiben“, so Matt Gibson, Mitbegründer und CEO von New Culture. „Diese Partnerschaft bringt New Culture dem Ziel, Amerikas Lieblingskäse zu werden, einen Schritt näher – ob tierfrei oder nicht.“
CJ CheilJedang ist ein führendes Lebensmittel- und Biotechnologieunternehmen mit mehr als 60 Jahren Erfahrung in der Fermentationstechnologie, der Entwicklung von proprietären Aminosäuren für Futter- und Lebensmittel, schmackhaften Aromen und Würzmitteln sowie pflanzlichen Proteinzutaten. Außerdem erwarb das Unternehmen 2019 die Schwan’s Company, das zweitgrößte Unternehmen auf dem US-amerikanischen Tiefkühlkostmarkt. Der weltweite Umsatz mit Tiefkühlpizza betrug im Jahr 2020 mehr als 16 Milliarden US-Dollar und wird bis 2027 voraussichtlich 23 Milliarden US-Dollar erreichen.
„Der tierfreie Mozzarella von New Culture wird eine neue Ära biobasierter Innovationen in der Kategorie Milchprodukte einläuten“, sagte Yunil Hwang, CEO der BIO Business Unit von CJ CheilJedang.
Auch Kraft Heinz hat in New Culture investiert
CJ CheilJedang ist einer von vielen Partnern, mit denen New Culture zusammenarbeitet, um einen revolutionären tierfreien Käse in großem Maßstab herzustellen. Im November 2021 gab New Culture eine Serie-A-Investitionsrunde in Höhe von 25 Millionen US-Dollar bekannt. Zu den Investoren des Unternehmens gehören die globalen Lebensmittelkonzerne Kraft Heinz (Evolv Ventures) und ADM (ADM Ventures), die führenden Risikokapitalfirmen Mayfield, Future Ventures, Ahren Innovation Capital und SOSV sowie die führenden Food-Tech-VCs S2G, CPT Capital und Be8 Ventures.
Käse von New Culture: Ab 2024 in ersten Restaurants
Im Mai 2023 gab New Culture bekannt, dass es sein erstes Produkt, den Mozzarellakäse, in Zusammenarbeit mit der Köchin Nancy Silverton auf den Markt bringen wird. Silverton’s Pizzeria Mozza in Los Angeles, eine der berühmtesten Pizzerien Amerikas, soll ab 2024 das erste Restaurant des Landes sein, das den Käse von New Culture serviert. Diese historische Ankündigung ist ein entscheidender Meilenstein für den ersten tierfreien Mozzarella aus Molkereiprodukten, der für die Verbraucher erhältlich ist.
Einschätzung von Martin Jendrischik, Cleanthinking:
Die Erfindung von New Culture zeigt, welche Bedeutung die Technologie der Präzisionsfermentation auf dem Lebensmittel-Markt schon in den kommenden Jahren haben wird. Und vor allem: Dass das Warten auf diese Disruption jetzt ein Ende haben könnte.
Die kommenden Monate werden zeigen, wie schnell diese Alternative skaliert werden kann und in Pizzerien oder eben Fertigproduktion zu finden sein wird. Es ist wieder ein wichtiger Meilenstein der großen Transformation, die uns ermöglicht, wesentlich schonender mit Ressourcen umzugehen und gesünder zu leben.
Dieser Artikel entstand im November 2022. Letzte Aktualisierung vom 7. September 2023
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.